Ermöglichen

Kunst ist auch Erziehung. Wobei ich den Begriff Erziehung hier nicht so mag, weil es sprachlich ein "Ziehen" beinhaltet, was nicht sonderlich freiwillig klingt. Einige Haltungen der Pädagogik sprechen daher lieber vom "Ermöglichen" statt vom "Erziehen". Trotzdem ist es aber wahr, dass wir häufig mit Kunst auch den Horizont von Menschen erweitern wollen. Und wenn es nur, während wir unsere eigenen abstrakten Innereien ausdrücken, eine Erweiterung um die Wahrnehmung ist, dass jemand eben so fühlt. 

Aber wir wollen vielleicht auch Inhalte transportieren mit unserer Kunst. Und so müssen wir Wege finden die unseren Inhalt auf einer Art zu transportieren, die Menschen erlaubt oder auch provoziert über etwas nachzudenken. Manchmal kann das aber auch bedeuten, dass wir den Menschen etwas beibringen oder sie etwas einweichen müssen, damit sie es überhaupt annehmen können. 

Der Rapper "Zweiseiten" hat eine Weile auch an Poetry Slams teilgenommen. Da eine seiner Techniken beinhaltet, dass er "double time" nutzt, hat er seine Auftritte beim Slam damit eröffnet, dass er Menschen beigebracht hat, dass er schnell sein wird, in dem er erst langsam war und immer schneller geworden ist. Im Rap wäre das nicht nötig, weil dort double time schon bekannt ist, aber beim Spoken Word und für das Publikum war es neu. Durch sein Angebot hat er die Chance erhöht, dass im die Menschen dann auch folgen können, aber auch erkennen können, weshalb seine erlernte Fertigkeit beeindruckend ist. 

Auch Magier*innen beginnen oft erst damit kleinere Tricks in ihrer Performance zu zeigen und alle beteiligten Bauteile dem Publikum zu präsentieren und teilweise auch überprüfbar zu machen, damit diese sich dafür öffnen können, dass etwas besonderes passiert, aber auch sicher gestellt ist, dass der Fokus auf dem eigentlichen Trick liegt. Penn und Teller haben das zu einer so hohen Meisterschaft gebracht, dass die Routinen in ihren Shows haben, in denen sie als Teil der Performance Grundlagen der Täuschung erklären, während sie dann heimlich einen zweiten Trick im Trick einbauen, den mensch erst verstehen kam, wenn die Erklärung fertig ist. 

Als Künstler*innen kommen wir manchmal an den Punkt, dass Dinge die wir uns ausgedacht haben nicht so verstanden werden, wie wir es uns wünschen oder gedacht haben. Dann kann die Frage also hilfreich sein, ob wir unser Publikum gut genug angeleitet haben. Ist in unserer Geschichte klar wer die Figur ist und was sie will? Können die Menschen den Konflikt in unserem Tanz verstehen, mit dem Kontext den wir bieten? Ist die Anspielung in meinem Film deutlich genug? Ist klar genug wen oder was ich hier kritisieren will? 

Es kann aber auch wahr sein, dass wir etwas verstecken wollen. Eine Ebene anbieten, die nur bestimmte Menschen verstehen. Dann kann die Frage andersherum auch passend sein. Lasse ich genug aus, damit nur Leute mit Vorwissen es verstehen? 

Kunst ist ein wirksames Bildungsmittel. Sie kann Inhalte vermitteln, Empathie schaffen, Gespräche anregen, Wissen erweitern. Manchmal braucht es dafür etwas Nachdenken darüber, was wir b eigentlich anfüttern wollen bei den Menschen. 

Kommentare

Vielleicht auch spannend: