Buch: Lynda Barry - What it is

Dieses Buch hat mein Gehirn neu strukturiert. Und es ist auch noch nicht fertig mit mir. Denn egal wann ich Lynda Barrys Werk über Erzählen von Geschichten, über das Finden von Bildern und auch ihren biographischen Schmerz und Zugang zu Kunst in die Hand nehme, finde ich etwas neues darin, erreicht mich eine neue Frage oder eine Skizze löst etwas aus.

Jede Seite ist eine Collage aus verschiedenen Zeichnungen, Fundsachen und Notizen von Lynda Barry. Teilweise fühlt es sich an, als wäre ich beim Lesen nicht in meinem Kopf, sondern in ihrem. Die Immersion ist intensiv und beeindruckend, wie mit eigentlich unklarer Sprache so deutlich benannt werden kann was benannt werden soll.

"What it is" ist eines dieser Bücher wo ich überlege ob ich sie überhaupt empfehlen mag, weil ich mir fast wünschen würde, es wie ein Geheimnis für mich zu behalten, wie einen wertvollen Schatz, etwas was sonst niemand hat und kennt und mich auch niemand darauf ansprechen kann. Aber dann schiebe ich mein Ego zur Seite und mache mir bewusst, dass genau wie ich dieses Buch gut gebrauchen konnte, es andere da draußen, vorallem die Kunst machen wollen, gut gebrauchen können.

Was es für den Einstieg braucht ist eine gewisse Offenheit für das Philosophische und das Spirituelle. Und vermutlich sollte mensch wirklich auch selbst Kunst machen, denn ich habe keine genaue Vorstellung, was jemand sonst mit dem Buch machen sollte. Die Fragen darin sind vielleicht auch für andere Menschen spannend, aber ich glaube schon, dass die Bearbeitung dessen, was zum Beispiel ein Bild in unserer Vorstellung ist, besonders für kreative Menschen eine Rolle spielt.

Lynda Barry ist übrigens mit diesem Buch eine Mentorin für Austin Kleon geworden, dessen Bücher und einige Aussagen ich hier auch schon oft zitiert habe. Ich bin froh, dass ich seiner Empfehlung aus einem Podcast gefolgt bin und mir auch dieses Buch angeschaut habe. Denn mit dem Wissen konnte ich analysieren, wo Barry in Kleons Arbeit zu erkennen ist und ich konnte erneut bestätigt sehen, dass eine Mentor*innen zu haben nicht bedeutet, dass mensch sie kopieren muss umd sie zu verstehen, sondern hinzuhören und zuzuschauen, wenn diese Leute vielleicht gerade nicht ihre Kunst machen. Oder zu verstehen was sie auch sagen, wenn sie nichts sagen.

Lynda Barrys Buch ist voller guter Fragen zur Bearbeitung, aber auch Übungen, die alle aus meiner Sicht neu und erfrischend waren. Einige davon durfte ich auch schon in Workshop-Kontexten austesten und war sehr begeistert, wie gut es sich anwenden und umsetzen lassen hat. Besonders das Schreibkit welches Lynda Barry anbietet ist sehr ausführlich und intensiv und aus meiner Sicht sehr sehr nützlich. Da das Buch nicht nur schön, sondern auch schlau gestaltet ist, sind die Seiten zum Schreibkit am Rand in einer anderen Farbe, so dass sich schon beim Aufblättern gut dort hin navigieren lässt.

Aus meiner Sicht, auch wenn der Preis von etwa 20 Euro vielleicht abschreckend wirken mag, eine sehr wertvolle Anschaffung und ein Gewinn für jede kleine Bibliothek zum Kunstmachen.

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