Ehemalige -Ismen

David Manheim, von dem ich wirklich nichts weiß, außerdem was er in dem Interview mit Rich Roll erzählt hat, welches ich gehört habe, erklärt es so, dass wer ein mal in seinem Leben Süchtige*r war, nicht wieder zurück kann zu dem davor. Wer Alkoholiker*in war im Leben, ist danach ehemalige Alkoholiker*in, aber niemals kein*e Alkoholiker*in. Und das gilt nicht nur für die stofflichen Abhängigkeiten. Denn wir legen ständig in unserem Leben Schemata und Bahnen in unserem Gehirn an. Und das Schema das einer Sucht oder auch anderem problematischen Verhalten zu Grunde liegt, wenn es ein mal angelegt ist, verschwindet nicht - vermute ich- oder wenn es doch verschwinden kann, dann ist das gar nicht so einfach. Denn das eigene innere System erinnert ja, wie es mal gelaufen ist. David Manheim beschreibt es dann auch, dass die Blaupause immer in einem angelegt ist, aber es beim Heilen dann die Aufgabe ist sich immer und immer wieder neu dazu zu entscheiden, es nicht mehr so zu tun wie vorher.

Niemand hört gerne, dass er/sie/they ein Problem hat oder sich problematisch verhält und damit quasi ein ansteckendes Problem hat. Egal ob es problematisch für andere oder für sich selbst ist, was in einem liebenden Umfeld bedeutet, dass es aber auch problematisch für andere ist, weil sich die anderen Menschen auch Sorgen um einen machen. Und auch wenn ich überzeugt bin, dass "Sorgen" eine großartige Sache sind, weil sie Nähe und Verbindung anzeigen, sind sie trotzdem auch belastend und niemand möchte belastend sein für seine Leute. Wegen der Nähe und Verbindund, die wir für sie empfinden. Aber manchmal muss angesprochen werden, was problematisch ist. Und manchmal ist es ein Schema das wir anwenden, aber selbst gar nicht erkennen.

Ich glaube aktuell, dass das auch für andere -Ismen gilt. Wir tragen, aufgrund der Gesellschaft in der wir aufwachsen alle (!) Rassismen, Sexismen, Ableismen und andere Ismen mit uns rum. Und wir müssen sie erkennen und wir müssen eine neues Schema anlegen wenn wir sie finden und uns dann immer wieder gegen das alte Schema entscheiden. Und hoffentlich haben wir diese -Ismen nicht im Ausmaße einer Sucht, einer Abhängigkeit, aber trotzdem, wären wir ehrlich, können wir immer nur "ehemalige" Anwender*innen sein eines Ismus, den wir jetzt immer und immer wieder ablegen.

Das Gute ist: Es wird leichter. Weil wenn wir aus der Entscheidung eine Routine machen und es immer öfter schaffen, wird es leichter. Das schlechte: An schwachen Tagen werden vielleicht die Schemata aus fehlender Energie für Sensitivität mit uns und anderen sich vielleicht öfter mal wieder vordrängeln oder anbieten. Dann wird das Entscheiden gegen sie vielleicht wieder schwerer, aber wenn wir Glück haben, können wir aus unserer Sammlung der Male wo es geklappt hat etwas Energie abschöpfen. Quasi Zinsen aus all unseren guten Entscheidungen.

Liebe Menschen, checkt eure -Ismen. Eure Schemata. Zusammen mit anderen. Und traut euch, euch für besseres zu entscheiden. Es lohnt sich. Für uns alle.

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