Barrierefrei

Es ist an einem Neubaukomplex in meinem Stadtteil, andem ich mich wieder über den Begriff ärgere. Da werden Wohnungen als barrierefrei beschrieben und zeitgleich kann ich sehen, wie eine Person mit Kinderwagen Schwierigkeiten hat das Haus zu betreten, weil die schwere Eingangstür keine Automatik hat oder anderes feststeht und einfach eingang gewährleistet. Ganz oft wenn der Begriff der Barrierefreiheit irgendwo fällt, ist allerhöchstens "Rollstuhlgerecht" gemeint und selbst ich als überwiegend nicht betroffene Person kann erkennen, dass einige Barrieren bestehen, nur eben für andere Einschränkungen.

An Orten im Internet an denen ich mich aufhalte, da fliegt aktuell immer wieder der Satz vorbei, dass "behindert" ja auch ein Zustand ist, der jeden Menschen irgendwann, aber auch sicher in wenigen Minuten betreffen kann. Das kann kurzfristig sein, zum Beispiel durch ein gebrochenes Bein, durch eine andere Einschränkung oder eben dauerhaft. Behinderung beinhaltet dabei als Begriff ja auch schon, dass diese Personen durch ihr Umfeld gehindert werden Dinge zu tun.

Denke ich an Veranstaltungen, dann ist es mit der Freiheit von jeglichen Barrieren noch ein weiter Weg. Und auch einer, der noch nicht ganz klar ist. Denn die Bedarfe sind vielfältig, einen Ort zu schaffen der alle Bedarfe parralel abdeckt in einer Welt wo so vieles schon gebaut ist und Anpassungen teuer sind, ist eine sehr große Aufgabe. Und die muss mit dem Wunsch beginnen auch überhaupt alle einbinden zu können. Und eine gute Basis dieses Wunsches ist es, Möglichkeiten zu bieten zu kommunizieren, Barrieren zu erfragen und beidseitig zu besprechen.

Wie kann ich es schaffen, dass eine Person die eingeschränkte Sicht hat, trotzdem auf unserer Bühne einen Auftritt machen kann? Wie kann unsere Veranstaltung ihren Charakter behalten, aber sensorisch weniger herausfordernd sein? Oder Schutzräume haben, für Menschen die sich zurückziehen müssen?

Wer gerne an seine Sache, sein Wohnhaus, seine Veranstaltung "Barrierefrei" dran schreiben möchte, muss die Barrieren auch wirklich erkennen können. Das geht am besten mit Betroffenen im Dialog. Und der Sensibilität aber nicht die Verantwortung an sie abgeben zu wollen. Denn es gibt schon einige Hilfstools die Menschen mit Behinderung geschaffen haben um Mängel der Gesellschaft auszugleichen, die dann aber Teile der Gesellschaft sich selbst als Erfolg angeheftet haben, ohne das Projekt zu unterstützen oder die Notwendigkeit zu unterbinden. So wurde Wheelmap.org von Menschen die einen Rollstuhl verwenden erschaffen, um Orte zu benennen, die sie auch ohne oder eingeschränkt mir Barrieren nutzen können. Das die Notwenigkeit der Karte die fehlene Zugänglichkeit ist, wird gerne vergessen wenn das Tool gelobt wird.

Welche Barrieren hast du in deinem Alltag oder auf Kulturveranstaltungen? Was würdest du dir wünschen? Wie könnten Veranstaltungen auch für dich zugänglicher und einfacher konsumierbar sein?

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