transformative Gerechtigkeit
Auf Wikipedia gibt es diese Markierung von Artikeln, wenn sie noch in Arbeit sind, noch Quellen fehlen und noch nicht alles am richtigen Platz ist. Auch hier wird das heute so sein, weil es um ein Thema geht, zu dem ich selbst noch Quellen und Inhalte und Erfahrungen und Austausch suche. So sehr, dass ich mich kaum traue einen Artikel dazu zu schreiben, aber eben das ist das Ziel: Ich mag mehr dazu wissen und lernen.
Warum? Viele Gemeinschaften und Strukturen sind in Zeiten geschaffen, in denen andere und problematische Verhältnisse galten. Viele dieser Verhältnisse sind haltbar gemacht durch systemische Elemente und Überzeugungen, auch durch Unterdrückung von Gruppierungen, die immer noch nicht aufgehoben sind oder deren Lehren so tief in uns stecken, dass wir sie nicht erkennen. Kurz um: Selbst in tollen Gemeinschaften die für moderne Werte stehen gibt es Arten wie Gewalt fortgesetzt, ermöglicht und erhalten wird. So ist es leider auch in vielen Kunstszenen und -Bereichen.
Meinen Quellen nach wurde transformative Gerechtigkeit, aber auch "Community Accountability" im Kern von Black Communities in den U.S.A. entwickelt. Diese haben beobachtet, dass sie für Verstöße gegen Regeln, Gesetz und Moral innerhalb ihrer Gemeinschaft sich nicht auf eine Polizei und Gerichtsbarkeit von Außen verlassen können. Denn die Polizei zu rufen hat eben die Gefahr inne, dass Menschen aus der Gemeinschaft sterben könnten, was keine Gerechtigkeit beinhaltet und den Tod und Gewalt in die Gemeinschaft zurück bringt und reproduziert.
Gewalt hat mehrere Formen als den körperlichen Übergriff oder auch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, was ja beides sehr prominente Arten sind wie eine Exekutive im Staat zum Beispiel im Sinne der Gerechtigkeit handelt. Gewalt kann auch z.B. emotionaler, kommunikativer oder psychischer Natur sein. Die Aberkennung von Personen, von Menschlichkeit, Beleidigungen sind auch Gewalt, auch wenn wir als Personen oft dazu neigen diese zu qualifizieren danach welche wohl am schlimmsten sein könnten, während wir nicht einschätzen können, welche nachhaltige Wirkung sie auf einzelne Personen und die Gemeinschaft hat.
Um im Sinne der transformativen Gerechtigkeit zu handeln, so weit ich es bisher verstehe, ist es also von Bedeutung, dass sowohl die Betroffenen Personen der Gewalt Fürsorge und Heilung erfahren können, aber auch die ursprünglich handelnde Person, welche gegen die Gemeinschaft verstoßen hat als in gewisserweise Betroffen verstanden wird. Dort muss aber eine Arbeit passieren, die Verantwortungsübernahme erlaubt und dazu befähigt wieder in die Gemeinschaft eingegliedert zu werden. Ganz sicher muss dazu der Wille dieser Person(en) da sein, den Gewaltzyklus zu zerbrechen und die Arbeit zu machen.
"Die Arbeit" ist in einigen Arbeitsformen der Selbsthilfe, zum Beispiel im Twelve-Step-Programm ein fester Begriff, der bedeutet, dass die Übungen und Aufgaben bewusst und gewissenhaft erledigt werden. Das bedeutet eine Öffnung gegen über dem eigenen Kollektiv, die Öffnung für den Schmerz anderer und die Anerkennung des eigenen Schmerzes, denn dieser und andere zu identifizierende Einflüsse haben ja mit Sicherheit Wirkung darauf gehabt, dass überhaupt Gewalt gegen die Gemeinschaft ausgeübt wurde. Die Anerkennung aller Formen von Verletzungen ist dabei wichtig. Denn materielles kann natürlich ersetzt werden, nicht aber emotionaler Schmerz einfach rückgängig gemacht werden. Diese Öffnung und Bereitschaft wiederum beinhaltet eine Anerkennung und damit eine mögliche Linderung des Schmerzens.
Transformative Gerechtigkeit sollte dabei nicht betäubend eingesetzt werden. In einigen offenen Geschichten mit Prominenten Menschen ist das gut zu sehen. Da kehren Leute dann in die Realität zurück, ohne erkennbar die Arbeit gemacht zu haben, aber Teile der Gemeinschaft die nicht verletzt wurden und das Gespräch herausfordernd oder anstregend finden, vielleicht auch weil es ihre eigenen Anteile an der Gewalt enttarnen würde, geben eine hohle Form der Verzeihung aus, damit das Gespräch endet. Darin ist aber keine Heilung zu finden und wird lediglich eine Linie durch die Gemeinschaft gezogen, welche dann wieder eine Form der Gewalt durch Trennung der Gruppen ist.
Es geht also nicht darum eine blinde Kultur des leichtfertigen Verzeihens zu schaffen, sondern eine bewusste Kultur die Verletzung anerkennt und Räume und Zeit dafür schafft, gemeinschaftlich zu heilen. Sollten die Weltreligionen und andere Glaubens- und Überzeugungssystem die ich persönlich ernstnehmen kann recht haben, so sind wir alle eins. In dieser Formulierung ist oft schwer zu greifen, was es bedeutet, ohne eine im schlimmsten Fall esotherische Hülse zu bleiben. Die Überzeugung zu haben, dass jede Gewalt die Teil meiner Gemeinschaft ist auch meiner Gemeinschaft schadet, weil sie Vorbild sein könnte für die, welche sie mitbekommen, die unterstützt das Heilen und die Übernahme von Verantwortung.
Ich schreibe das alles, während ich selbst noch lerne. Wenn ihr Quellen zu "transformativer Gerechtigkeit" oder "kollektive Verantwortungsübernahme" habt, dann schickt mir gerne Links oder auch Namen von Büchern und Podcasts.
Aus welchen Quellen ziehe ich bisher das wenige Wissen dass ich dazu habe?
- www.transformativejustice.eu
- "How to citizen" Podcast mit Baratunde Thurston
Seitlich im Kontakt mit dem Thema:
- "No Bad Parts" Dr. Richard Schwartz
- Gewaltfreie Kommunikation nach Marschall Rosenberg
Viele der Internetseiten sind leider inzwischen offline und das Thema selbst erfährt leider aktuell erkennbare Aufmerksamkeit. Vielleicht können wir mit einer Sammlung das Gespräch dazu wieder starten.
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