Stromausfall
Gestern war bei mir Stromausfall. Ganz früh am Morgen ist es mir noch nicht aufgefallen. Da war ich sehr eingebunden und bei bester Laune, habe das andere Elternteil und unser Kind dabei unterstützt sich für eine kleine Reise übers Wochenende fertig zu machen, war noch mit am Bahnhof. Als dich dann aber nach hause gekommen bin: Kein Strom. Und erst habe ich es auch gar nicht gemerkt.
Ich habe meine Routinen nicht eingehalten. Ich habe zwar gefrühstückt, aber dann zum Beispiel gar nicht meine Morning Pages geschrieben. Ich habe diesen Blogartikel nicht gestern geschrieben. In mir ist ganz klar aufgekommen in der WG zu sagen, dass ich auch heute keine Lust hätte einkaufen zu gehen fürs Wochenende oder am Abend für alle zu kochen, wie es bei uns üblich ist, dass es jemand macht. Ich bin keine Runde draußen gelaufen, ich habe keine Musik und keinen Podcast gehört. Ich habe auch kaum Leuten geschrieben am Handy. Gelesen habe ich auch nichts. Ich lag viel auf dem Sofa, habe mich berieseln lassen. Und das war nötig.
Denn der Stromausfall, der war zum einen die Reaktion darauf, dass in den letzten Tagen immer noch mal irgendwas war, ein Haufen unterschiedlicher großer, nicht immer lebensverändernder Probleme, immer wieder Sachen die wie ganz kleine Nadeln stechen, aber dann leider am Ende kein cooles Tattoo hinterlassen, sondern einfach nichts. Außer den Stichen blieb nichts zurück. Und das geht an die Reserven. Und dann habe ich da den heutigen Tag im Blick, wo ich viel unterwegs sein werde, erst für einen Auftritt, dann für die Betreuung einer Veranstaltung unseres Slams. Das wird auch Energie kosten. Auch wenn es schöne Dinge sind. Aber auch schöne Dinge kosten Strom. Und der muss halt auch verfügbar sein. Denn schafft ein Energiesystem nicht die nötige Spannung, laufen die Geräte auch nicht.
Und auch wenn in mir gestern innere Stimmen laut geworden sind, dass ich doch nicht einfach einen ganzen Tag versenken kann, habe ich kein schlechtes Gewissen bekommen. Erst unterbewusst, dann bewusst, wurde mir klar, dass ich alles was ich sonst machen müsste und will, ja noch machen kann. Nur halt wann anders am Wochenende. Und so habe ich gestern nur das nötigste gemacht, aber mit guter Akzeptanz.
Dieser Beitrag zum Beispiel geht mir jetzt leicht aus den Fingern, die Worte sind da und den Computer aufklappen ist mir leicht gefallen. Und auch meine anderen Routinen habe ich heute bisher eingehalten, wenn auch ich viel früher wach geworden bin und aufgestanden bin, als ich wollte. Aber jetzt wo ich einen Tag hatte, wo ich einfach am Stron angeschlossen sein durfte und außer aufladen kaum etwas machen musste, geht das alles wieder.
Was früher schwer war, war dafür die Akzeptanz zu finden. Und ich dachte auch gestern, dass sie vielleicht fehlt, weil ich so traurig war, dass ich nichts hinbekomme. Aber mit genauerem hinschauen habe ich auch gemerkt, dass dieser Zusammenhang so gar nicht stimmte. Denn was ich gestern auch machen musste, ist traurig sein. Das sieht aus wie "nichts machen", aber meinen Akku aufladen konnte ich auch dadurch, dass ich einen ganzen Tag haben konnte an dem ich endlich fertig fühlen konnte, was die Woche(n) so übrig geblieben ist. Ich glaube nicht, dass Geräte die ihren Akku aufladen ihre Sachen fertig fühlen müssen, aber wenn meine Erinnerungen an die Funktionsweise von Batterien noch richtig sind, dann ist es schon so, dass in Batterien beim Aufladen ganz schön was in Bewegung ist. Es arbeitet also auch da im Inneren. Und das braucht eben oft auch einfach etwas Zeit und keine anderen Aufgaben.
Und die muss mensch sich auch nehmen können. Kunst machen und freiberuflich sein, das bedeutet oft zum Beispiel am Wochenende arbeiten zu müssen. Das bedeutet, dass es nicht immer möglich ist die gewohnte Woche durchzuführen. Und so läuft mensch dann Gefahr, dass so ein Wochenende zum Beispiel ganz wegfällt. Wenn mensch so will, habe ich meinen Samstag auf gestern vorgezogen. Weil der heutige Samstag bei mir eher ein Werktag ist. Mit diesem Bewusstsein und dieser Entscheidung kann ich einen "faulen Tag" aber deutllich besser akzeptieren, als wenn ich nur denke, dass ich meine Zeit verschwendet habe.
Und das passiert auch manchmal, so ist es nicht, auch zur Zeit öfter als ich eigentlich mag, aber vielleicht sind das eben Hinweise von meinem System darauf, dass wir gerade unsere Reserven, Spannung und vorhandene Energie nicht gut verwalten und da mehr Bewusstsein brauchen. Aber Akzeptanz ist eine gute Grundlage um dann zu erforschen was es wirklich ist, welche Gefühle da aufkommen und welche Bedürfnisse dahinter stehen. So, wie wenn wir prüfen, warum jetzt eigentlich der Strom weg ist. Ist eine unserer Sicherungen durch? Haben wir ein Gerät zu viel angeschlossen? Oder liegt der fehlende Strom am System und andere in unserer Nachbarschaft haben gerade vergleichbare Probleme? Diese Fragen lassen sich in Akzeptanz besser bearbeiten.
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