Unterschätzte Werbung

Jedes noch so kleine Blumengeschäft an der Ecke, wenn sie überlegen Werbung für sich zu machen, denken zwangsläufig inzwischen über Social Media nach. Instagram, Tiktok und diese nächste App, die wir noch gar nicht kennen. Die Milliarden-Industrie rund um Algorithmen erweckt immer den Eindruck, dass der ganz große Kuchen gebacken da steht, und mensch muss sich nur ein Stück davon abschneiden können und der Erfolg kommt dann automatisch mit. Und da ja so ziemlich alle Menschen auf Social Media sind, sind auch alle Menschen automatisch die Zielgruppe unseres kleinen Blumengeschäfts. Und vielleicht haben wir dann sogar irgendwann einen Haufen Follower*innen oder Likes, aber ohne eine Sache geht es eben nicht:

Echte Kundschaft. Natürlich erhöht eine hohe Gefolgschaft im Internet die Chance im Internet Geld zu verdienen, aber die Chance das unser kleines Blumengeschäft vorallem jeden Tag Menschen braucht, die auch bei uns vor Ort etwas einkaufen ist sehr hoch. Und dabei kann die Kultur die wir online schaffen auf uns offline zurückfedern. Aber wenn wir die Chancen verbessern wollen, dass unsere Werbung wirkt, dürfen wir nicht vergessen auch offline etwas anzubieten. Weil oft geht es darum bei Werbung: Nicht in einem Medium einen Erfolg zu haben, sondern in allen Medien ein wenig vertreten zu sein, denn auch unser mögliches Publikum mag verschiedene Medien.

Denn wir selbst mögen verschiedene Medien. Als ich einen Workshop geben darf wo es darum geht mit kreativen Methoden Aufmerksamkeit zu erzeugen, frage ich ab welche Medien die Menschen dort selbst gerne konsumieren oder woran sie sich erinnern. Entgegen der Erwartung der älteren Teilnehmenden, kann ein Jugendlicher im Raum sehr genau ein Plakat beschreiben, dass er draußen gesehen hat. Eine Verknüpfung die auch ich nicht sofort gemacht hätte. Ein altes analoges Medium, dass auch junge Menschen noch erreicht. Aber auch andere ganz alte Medien finden ihre Erwähnung und werden als wirkungsstark beschrieben:

Das gute alte Gespräch. Manchmal sagen wir auch gerne Mundpropaganda dazu, und mensch kann gerne zögerlich sein und daran zweifeln, ob der politische Begriff der Propaganda passend ist, aber was wir sicher sagen können, dass es gut für uns ist, wenn über uns, unsere Kunst, unser Projekt gesprochen wird. Aktuelle Ausläufer davon zeigen, dass auch das toxisch sein kann, wenn ein Promi seine aktuelle Reichweite aus einem schlechten Witz über eine Minderheit genutzt wird um sein Solo-Programm zu bewerben. Aber wenn wir erstmal nur unsere Kunst oder unsere Veranstaltung bewerben wollen, dann ist es sicher hilfreich darüber zu reden. Vielleicht sollten wir nur nicht vergessen, dass wenn wir mit Menschen reden, sie auch ein menschliches Gespräch wollen und eben keine Werbung.

Warum möchte ich eigentlich, dass die Leute zu meiner Ausstellung kommen? Warum habe ich an dich gedacht bei unserem nächsten Theaterstück? Habe ich dich schon persönlich eingeladen, weil ich kann dir sagen warum es mir in deinem Fall etwas bedeuten würde? All das hilft und wir merken es besonders dann, wenn wir versuchen Menschen in unserem Umfeld zu aktivieren oder zu überzeugen mit uns etwas zu unternehmen. Dann erklären wir nämlich warum es cool ist wo wir hinwollen und warum es für oder mit der anderen Person mehr Spaß macht. Und das sollten wir auch für unsere eigenen Sachen tun.

Denn wen wir nicht gut darüber reden was wir tun, wie sollen dann andere daran glauben, dass es etwas gutes ist?

Kommentare

Vielleicht auch spannend: