Induktion
Kimberley Shannon Murphy ist ehemalige Stunt-Person beim Film und das in großen Prodkutionen und als Double für viele berühmte Stars. Aktuell ist ihre Geschichte aber eine andere, die sie erzählen mag, da sie aus der Heilung ihres Traumas in der Kindheit ein Buch gemacht hat, aber auch eine Mission um mit Menschen in Kontakt zu kommen, die vielleicht Austausch brauchen oder genau das hören müssen, was Kimberley Murphy erlebt hat, um selbst voran zu kommen.
In dem sehr hörenswerten, wenn auch herausfordernden Gespräch mit Rich Roll, spricht sie aber auch darüber wie sie ihre Geschichte erzählt und erzählen mag. Und ihr Buch, welches sie sehr gerne verfilmen würde, zeigt eine Besonderheit auf: Der eigentliche Akt was ihr passiert ist, wird nie benannt oder erklärt. Und dafür gibt es aus ihrer Sicht einen Grund, der sich bestätigt, als sich Menschen bei ihr melden, die ähnlich Erfahrungen gemacht haben im Leben und das Buch gelesen haben:
"knowing the story without telling the story"
In der Vergangenheit habe ich besonders im Spoken Word, aber eben auch in anderen Kunstformen gesehen, dass es Menschen gibt, die wenn sie sich einem traumatisierenden Thema annähern zu fast wissenschaftlicher Präzision und faktischer Darstellung hinbegeben. Da werden Handlungen genaustens beschrieben und auf Bildern teilweise auch in gewisserweise gezeigt oder nachgebildet. Oft liegt dahinter der Versuch die zu schockieren, die bisher bei diesen Themen in ihrem Leben unberührt geblieben sind. Aber es gibt in einem Publikum immer viele Menschen und oft auch viele Zielgruppen. Und was versucht die einen durch Unsensibilität zu sensibilisieren, dass kann dann die die verletzt sind weit zurückwerfen in schwierige Erinnerungen. Kimberley Shannon Murphy trifft den Punkt dazu, was die Alternative sein könnte, wenn ich eben mit anderen sprechen möchte, die eine vergleichbare Erfahrung zu mir gemacht haben: Ich kann ausreichend Hinweise geben, dass alle verstehen was gemeint ist, ohne die konkreten Handlungen zu beschreiben. Und so finde ich dann "meine Leute", denn oft erkennen sie Zeichen und Marker, die anderen entgehen, eben weil sie nicht die gleiche Erfahrung gemacht haben.
Induktion ist, wenn sich etwas ohne direkten Kontakt überträgt. Die Energie bewegt sich, nicht aber die Materie. Ein Konzept, für das Poesie und Spoken Word besonders gut geeignet sind. Das Erlebnis passiert viel mehr bei der empfangenden Person und zwischen ihr und der darstellenden Person - besonders bei Performances und Auftritten. Wenn ich es also schaffe zu machen, dass Menschen die Geschichte schon kennen, ohne das ich sie erzählen muss, dann habe ich wohl ein spannendes Werkzeug gefunden mich zu erzählen, ohne zu verletzen und dabei für mich und meine Geschichte einstehen zu können.
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