Sich überleben - Angst

Die letzten Tage geht es mir nicht so toll. An den Dingen die ich mir für mich vorgenommen habe möchte ich aber festhalten. Denn Rituale sind gut für mich, Selbstwirksamkeit ist gut für mich und die Arbeit/die Texte/die Kunst machen zu können, das ist der Lohn. Also sollte ich auch bei schlechter Lage die Sachen machen, die mir gut tun.

Weil aber Leben sich ganz schön steinig anfühlen kann und mir Leute manchmal bescheinigen, dass meine Hoffnung und mein Durchhaltevermögen ganz schön stark wären, was ich in Teilen anders fühle, aber verstehe wie sie zu dem Ergebnis kommen, habe ich beschlossen, in Sätzen die deutlich kürzer sind als dieser hier, zu erzählen welche Denkweisen mir helfen (können) meinen Scheiß, meine schwierigen Gedanken oder wenn das Leben schwer ist, durchzustehen.

Der wichtige Disclaimer wie immer: Wenn ihr großen Leidensdruck empfindet, werden meine kleinen Gedanken hier das nicht beheben können. Je nachdem was da in euch vorgeht, könntet ihr eher Unterstützung von Therapeut*innen brauchen. Scheut euch nicht, Therapie kann ein guter wichtiger Ort sein.

"Angst ist portionierbar"
Das habe ich mit meiner guten Freundin Jule Weber erarbeitet. In einer Phase wo in unseren Leben viele Unsicherheiten angeklopft haben, im Rahmen von persönlichen und globalen Nachrichten, haben wir im Gespräch Strategien gesucht um Angst aushaltbarer zu machen. Und vorallem bearbeitbar. Unsere Überlegung: 

Angst ist oft ein Mangel an Informationen. Wenn wir wissen, dass garantiert in einem Raum keine Spinnen sind, können wir ihn betreten. Wir wissen es aber nicht, also haben wir Angst. 

Wenn wir uns jetzt gleichzeitig über alle Räume auf der Welt informieren, sind wir überfordert und überlastet. Deshalb lohnt es sich beim Umgang mit Angst nicht gleich versuchen das große Ganze, sondern die Kleinteile zu erkennen und auch voreinander zu lösen. 

Wenn ich Angst habe eine Email zu verschicken, kann ich erst den Computer an schalten, dann eine Pause machen, die Mail formulieren, einer befreundeten Person zur Review schicken, oder diese fragen, ob sie es für mich versenden kann oder andere kleine Schritte. Denn kleinsten möglichen Schritt den mensch gehen kann zu finden, hilft nicht gelähmt zu bleiben. Und das kann helfen die Angst langsam abzubauen. 

Diese kleinen Schritte können wir auch übrigens verwenden um Gewohnheiten zu verändern. Wenn ich wieder mehr Sport machen will, ist es für unser Gehirn gut, wenn wir zum Beispiel erstmal immer wieder Sportklamotten anziehen. Dann immer wieder einen Schritt weiter, bis wir irgendwann auch wieder joggen. Gewohnheiten ändern braucht Geduld und Ausdauer. Und in gewisserweise kommt Angst mit Gewohnheiten. Denn auch in unserer Angst und vorallem beim Versuch uns zu schützen, kommen Verhaltensmuster auf. 

Kleine Schritte und das abgrenzen von Bereichen können uns helfen. Nicht alles sofort lösen zu wollen auch. Vieles ist eben ein Prozess und kein Kippschalter den wir umwerfen können. 


Kommentare

  1. Mella Steckelberg17.7.23

    "Angst ist portionierbar" und "Angst ist oft ein Mangel an Information" sind zwei Sätze, die sich bei mir nachhaltig eingebrannt haben. Das war ein AHA-Moment, von dem ich bis heute ziemlich genau sagen kann, wann und wo er passiert ist, weil das so viel in meinem Kopf ausgelöst und angestoßen hat. Natürlich war es auch hier nicht der eine Kippschalter und seither sind Ängste einfach weg. ABER ich durfte danach lernen, dass Fragen stellen hilft, um die fehlenden Informationen zu bekommen und um Ängste schrittweise abzubauen. Und das meine "Fear List" (inspiriert durch Beth Pickens) zu ca. 2/3 aus Punkten besteht, die sich unter "Mangel an Informationen" zusammenfassen lassen. Das nimmt sie zwar nicht komplett, aber macht sie etwas besser aushalt-/bearbeitbar. Ich arbeite daran jetzt seit ein paar Monaten und die Schritte sehen weiterhin manchmal sehr klein aus, sind aber (über die Zeit und in der Masse) sehr deutlich und das fühlt sich gut an. Danke dir für das Handwerkszeug, um mich selbst ein bisschen aufzuräumen. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich teile die Gedanken ja sehr gerne. Bin froh wenn sie auch andere voran bringen.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Anmerkungen? Fragen? Wünsche? Schreib gerne einen Kommentar. Ich schaue regelmäßig rein, moderiere die Kommentare aber auch, also bleibt nett.

Vielleicht auch spannend: