Sich überleben - Anleitungen

Die letzten Tage geht es mir nicht so toll. An den Dingen die ich mir für mich vorgenommen habe möchte ich aber festhalten. Denn Rituale sind gut für mich, Selbstwirksamkeit ist gut für mich und die Arbeit/die Texte/die Kunst machen zu können, das ist der Lohn. Also sollte ich auch bei schlechter Lage die Sachen machen, die mir gut tun.

Weil aber Leben sich ganz schön steinig anfühlen kann und mir Leute manchmal bescheinigen, dass meine Hoffnung und mein Durchhaltevermögen ganz schön stark wären, was ich in Teilen anders fühle, aber verstehe wie sie zu dem Ergebnis kommen, habe ich beschlossen, in Sätzen die deutlich kürzer sind als dieser hier, zu erzählen welche Denkweisen mir helfen (können) meinen Scheiß, meine schwierigen Gedanken oder wenn das Leben schwer ist, durchzustehen.

Der wichtige Disclaimer wie immer: Wenn ihr großen Leidensdruck empfindet, werden meine kleinen Gedanken hier das nicht beheben können. Je nachdem was da in euch vorgeht, könntet ihr eher Unterstützung von Therapeut*innen brauchen. Scheut euch nicht, Therapie kann ein guter wichtiger Ort sein.

Es gibt Anleitungen aber keine Garantien
Eine der Sachen die Menschen an mir oft und zu recht in der Vergangenheit (und auch heute noch) kritisieren ist meine Art zu kommunizieren. Manchmal ist sie einfach nicht gut, wobei ich da auf übliche Muster reinfalle, auf die viele Menschen reinfallen. Zum Beispiel das Lesen von Chatnachrichten in einem bestimmten Ton, obwohl es Schrift- und nicht Lautsprache ist. Und dann lecker falsche Schlüsse ziehen. Als ich besonders große Probleme bekommen habe, immer als Klugscheißer, unempatisch und Rechthaberisch geframet wurde, habe ich mich mit meiner Sprache beschlossen auseinander zu setzen. Dabei bin ich auf Marschall Rosenberg getroffen, habe eins seiner Bücher gelesen und gelernt. Als ich dann mit Freund*innen darüber gesprochen habe wie spannend ich seine Schule zur gewaltfreien Kommunikation finde, wurde mir gesagt, dass das dann ja aber nicht mehr echt ist sondern auswendig gelernt, wenn ich so kommuniziere.

Ich habe das dann aus Neugierde trotzdem probiert. Und ironischerweise haben die selben Menschen die gesagt haben, dass ich nicht einfach meine Sprechweise verändern kann dann bescheinigt, dass die Gespräche mit mir sich irgendwie verbessert hätten. Ich habe eine Anleitung befolgt, aber dann für mich Ergebnisse in manchen Gesprächen gesehen. Aus der "Aufführung einer Technik" wurde eine Überzeugung, eine Haltung und dann meine (neue) Art zu sprechen. Es gab also sehr wohl eine Anleitung besser zu sprechen.

Genauso erging es mir bei Ernährung, Sport, Kunst, Kunst machen, Selbstorganisation, Heilung, Traume, anderen zwischenmenschlichen Themen, Handwerkern und so unfassbar vielen Sachen. Im Internet-Zeitalter ist es so einfach recht schnell eine Anleitung zu finden. Anleitungen für alle Bereiche des Lebens. Ich liebe Anleitungen. Aber eines ist wichtig:

Ein Anleitung ist nie eine Garantie. Auch wenn ich jetzt die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg anwende, habe ich trotzdem manchmal Streit, Konflikte und Menschen sind genervt von meiner Kommunikation. Teilweise gerade wegen dieser Art und Weise. Ich glaube manchmal, dass mensch es so platt sagen kann: Die einzige Garantie ist, dass es keine Garantie gibt. Egal wie gut eure Anleitung ist, sie kann nicht auf euer Leben schauen. Eure Rahmenbedingungen, euer Umfeld, dass sieht eine Anleitung nicht. Sie ist für den "Laborzustand" geschrieben, wo die Bedingungen perfekt sind. Ich glaube in den seltensten Fällen haben Menschen die perfekten Vorraussetzungen um etwas zu tun. Und was mensch auch nicht vergessen darf: Viele Anleitungen fürs Leben wurden von denen geschrieben, die das Glück hatten Erfolg zu haben. Es gibt Survivorship Bias. Und auch diese verzehrt wie wir unseren vergangenen Erfolg und die Anwendbarkeit auf andere Leben einschätzen.

Mich von Garantien zu berfreien und vom Anspruch, dass Ereignisse ganz sicher ein Erfolg werden, hat meiner Awareness für mein Leben geholfen. Ich gewinne mehr Platz für den "Ist-Zustand" und trauere weniger über die Differenz zum Soll-Zustand. Weniger, nicht gar nicht. Aber das wisst ihr ja schon, weil das hier ist natürlich keine Garantie, aber vielleicht eine Anleitung.

Kommentare

Vielleicht auch spannend: