Bücherhobbies

 

Mein Regal über dem Schreibtisch, in schlechtem Licht

Vielleicht liegt es an einem Internetwitz der mir mal begegnet ist, dessen Ursprung mir unklar ist. Aber die Essenz darin war, dass Bücher sammeln und Bücher lesen zwei getrennte Hobbies sind. Und wenn auch ich mir das Lesen in meinem Leben (wieder) freischaufeln musste, bin ich da inzwischen bei beiden Hobbies dabei.

Tatsächlich hat es ein Weilchen gedauert bis mir gedämmert ist, dass ich "Lesen" wirklich auch zu meinen Interessen zählen kann. Mein Umfeld hat mir lesen als so eine gewöhnliche Tätigkeit gezeigt - und so eine hohe Zahl Bücher verbraucht pro Jahr - das ich mein Lesen nicht ernstnehmen konnte. Aber mit immer geringer werdenem Drang mich zu vergleichen und alles im Leben als Wettbewerb zu sehen, konnte ich mich davon trennen. Was bleibt ist die Freude an guten Inhalten. Die Vorfreude, dass wenn eines meiner im Schnitt zwei nebeneinander herlaufenden Bücher fertig ist, ich schon einen Stapel neuer Bücher habe die darauf warten gelesen zu werden.

Denn ja, liebe Menschen die ihr im Kern Bücher sammelt, aber gar nicht so viel lest, das ist voll okay. Austin Kleon hat es in einem Podcast über Bücher (Neil Pasrischa "Three Books") gut gesagt, frei übersetzt: "Ein Stapel ungelesener Bücher hat wenigstens die Chance, dass wir eines in die Hand nehmen und anfangen. Bücher die ich nicht da habe, kann ich auch nicht lesen." Und dafür müssen sie ja nicht mal gekauft werden.

Eine Person in meinem Leben hat mich regelmäßig mit in die Stadtbibliothek in Essen genommen. Ein toller Ort, ein spannender Ort, auch vom Aufbau her. Irgendwie sieht alles wie ein altes Schwimmbad aus. Dort habe ich mir dann angeschaut, wie sie das mögliche Maximum an Büchern mitnimmt. Und dann einige Zeit später die Hälfte davon ungelesen fristgerecht zurück bringt. Aber sie wären halt immer da gewesen. Und die andere Hälfte wurde ja gelesen. Manches kam auch ein zweites Mal mit, um dann nicht gelesen zu werden. Es war fast ein spannendes Spiel zu raten, welche Bücher es wohl in der Ausleihzeit es schaffen. Vielleicht ist Bücher leihen auch ein mögliches Hobby.

Ein berühmter Mensch, mir ist da leider entfallen wer es war, hat mal gesagt, dass wir jeden Tag wissenschaftliche Texte lesen sollen, auch wenn wir sie nicht verstehen. Mit der Zeit würde das Verständnis nachwachsen. Und vielleicht muss es nicht wissenschaftlicher Text sein, aber etwas zu lesen, dass wir nicht vollständig verstehen, ist die beste Gelegenheit die Komfortzone zu verlassen und in eine Fremde zu gehen. Wiederum eine andere Person, ich glaube es war Beth Pickens, hat formuliert, dass ein Buch lesen der beste Weg ist sich mit jemandem zu unterhalten, den wir nicht kennen. Also sind Bücher aus Ausflüge und Gespräche an Orten und Stellen, die wir sonst nicht hätten.

Von mir selbst stammt die These: "Alle Bücher sind Malbücher". Denn ich schaffe es nicht, einfach nur zu lesen. Das hat sogar zu einem kleinen Konflikt in meiner WG geführt, weil eine mitbewohnende Person eben das gleiche Buch wie ich hatte und dachte ich hätte mir ihres geliehen. Ich konnte das aber verneinen, weil ich mir das Buch extra selbst gekauft habe, damit ich darin Sätze markieren und Notizen reinmalen kann. Neben den Klebchen die dann oben raus schauen und fast ein eigenes kleines Buch bilden, habe ich auch das Gefühl das meine Notizen das Buch verändern. Deshalb kann ich meine Bücher auch nicht gut verleihen wenn ich sie durchgearbeitet habe, weil dann ja Leute vielleicht direkt in meine Gedanken schauen können. Cool. Und Gruselig.

Warum ich über Bücherhobbies schreibe? Weil ich Bücher ein spannendes Medium geblieben sind. Ich glaube nicht, dass alle Menschen unfassbar belesen sein müssen und ich glaube auch, dass es andere Wege gibt um Wissen zu sichern und zu bekommen. Aber doch sind sie hilfreich und lebhaft und sicher ist nicht jedes Buch schon digitalisiert und verfügbar. So gibt es da draußen quasi geheime Bücher, von denen nur noch wenige existieren und vielleicht auch Notizen haben, die ein Leben verändern könnten, aber vergilben und verschwinden.

Eine Freundin hat mir ein Buch geschenkt in dem erklärt wird, wie man selbst Bücher binden kann. Einzelne, nicht auf Menge gezogen. Ich habe noch nicht reingeschaut, es ist eines der nächsten auf meinem Lesestapel. Ich muss es noch anmalen und markieren und lernen. Aber dann werde ich freudig nutzen, was das Buch mir über Bücher beigebracht hat.

Was ist euer liebstes Erlebnis mit Büchern? Was ist euer Bücherhobby?



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