Rosenbergs nerviges Gefrage

Lang lang ist es her, da ist mir Marschall Rosenberg begegnet. Also nicht er selbst, aber seine Arbeit zur gewaltfreien Kommunikation. Ich habe es damals geschafft mich durch sein Buch zu arbeiten und - das ist kein Spoiler wenn mensch mich ein wenig kennt - hat sein Buch ganz schön viel in meinem Leben verändert. Zugegeben, nach dem ich Widerstand geleistet habe. Denn einiges in dem Buch habe ich gelesen und gedacht, dass Rosenberg vorallem eines ist: Ein naiver Hippie. Jemand der menschlich zu geschützt aufgewachsen ist. Denn wer folgende Frage zur Eröffnung von Gesprächen empfiehlt, kann nicht ganz richtig sein:

"Was ist bei dir gerade lebendig?"

Das soll mensch nach Rosenbergs Ansicht Leute fragen an der Stelle von "Wie geht es dir?" oder wenn wir eben wissen wollen, was gerade bei Menschen vor sich geht. Die Frage klingt so absurd und seltsam. So redet und fragt doch niemand. Und wenn auch ich einige von Rosenbergs Ideen in mein Leben übernommen habe - zum Beispiel bei Menschen nach dem Bedürfnis und weniger nach den Gefühlen zu forschen - habe ich es einfach nicht wirklich über die Lippen gebracht diese Frage zu stellen. Und dabei erfüllt sie eine Sache, die ich an einer Frage mögen kann: Sie bricht das übliche Denkmuster auf. Genau wegen den Faktoren, die mich irritieren. Eine Frage die einen kurzen Moment eine Störung verursacht, die damit das Tempo neu ordnet und verhindert aus der Gewohnheit, statt aus der Gegenwart zu antworten.

In den letzten Tagen war ich viel Bewertung ausgesetzt. Einige aktiv, einige passiv, einige von Außen und ein Haufen von Innen. Ich habe an einem Projekt gearbeitet an dem ich nicht alle Eckpunkte erfassen und verstehen konnte, weil ich etwas für mich komplett neues gemacht habe. Ich wusste also nicht was erwartet wird und war gleichzeitig froh, dass es keine klaren Erwartungen gibt. Aber so hat mein Kopf auf Tagesbasis entschieden, teilweise im Minutentakt, ob es jetzt gerade gut oder schlecht läuft. Dazu ein paar anderes Spitzen und Ereignisse von Außen die meine Person und mein Handlung bewertet haben und schon war ich nur noch ein Bündel aus Judgement und wenig Luft zum Atmen und Handeln. Denn wenn alles bewertet wird, dann entsteht bei mir Angst vor Fehlern und die hilft einfach bei gar nichts.

In meiner morgendlichen schriftlichen Meditation ist mir dann diese Frage wieder begegnet. Über einen Bogen, dass mir mein eigenes Judgement nämlich auf die Nerven geht. Und dann habe ich mich gefragt, was das schlimmste gerade für mich wäre. Und das war die Lust am Leben zu verlieren. Und über diesen Gedanken über Leben, kam die Frage zurück: Was ist gerade bei mir lebendig?
Und daraus ein paar Folgefragen um zu bestimmen, was "lebendig" für mich bedeutet. Was bewegt sich gerade? Wobei fühle ich etwas? Wann nehme ich besonders deutlich etwas wahr? Was sind echte Handlungen und sichtbar?

Und dann konnte ich Aspekte in meinem Leben finden, die gerade bei mir lebendig sind. Mein Mut ist lebendig, weil ich mich durchaus traue Risiken einzugehen. Meine Kunst ist lebendig, weil ich fast jeden Tag daran sitze etwas zu schreiben und mir auszudenken. Und damit ist mein Fleiß auch lebendig, denn ich setze dann auch Dinge um. Sein es Artikel für den Blog, Kurzgedichte die ich schreibe, manche davon auf Instagram hochlade, Emails die ich beantworte. Meine Kommunikation ist lebendig. Und da wurde es besonders wichtig, denn vielleicht ist meine Kommunikation nicht überall gut, nein ich bekomme ausreichend Kritik und Nachfragen und Störungen, so bearbeite ich diese aber und mache damit etwas. Und das bedeutet lebendig. Weniger überlegen in welcher Qualität etwas passiert und mehr überlegen, ob die Dinge gerade passieren. Was auch leichter zu erreichen ist als hohe Qualität. Für mich. Ich bin lebendig. Das kann ich sicher sagen. Weil ich lebendige Anteile habe und lebhafte Dinge tue.

Was ist bei dir gerade lebendig?

Kommentare

  1. Anonym25.11.23

    Diese Frage trage ich jetzt seit Tagen schon mit mir rum. Ich finde es wirklich schwer mich darauf ei zulassen und sie zu beantworten. Aber ich trage sie weiterhin mit und stelle sie mir immer wieder neu.

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