Vier Stufen

Sich mit sich als Künstler*in zu beschäftigen kann auch bedeuten, sich mit seinem Denken zu beschäftigen. Denn egal wie sehr wir unsere Kunst von unseren Emotionen leiten lassen, trotzdem laufen unsere Gedanken immer durch den Filter unseres Gehirns. Und Gerade wenn es um unser Lernen geht, lohnt es sich dieses zu verstehen und zu bearbeiten, denn wenn wir etwas erschaffen wollen, werden wir immer in irgendeiner Form Fertigkeiten erwerben uns ausbilden müssen.

Ein Blickwinkel um unser Lernen zu verstehen, können die vier Stufen der Kompetenzentwicklung sein. Dabei wurde untersucht wie wir uns selbst einschätzen, wenn es um unsere Fertigkeiten und unser Wissen gehen. Und ehrlich gesagt ist vorallem die allererste Stufe sehr wichtig zu verstehen und wahrzunehmen, weil diese ganz besonders erdet.

Stufe 1:
Unbewusste Inkompetenz
Keine Ahnung und stolz drauf.

Wenn wir von einer Sache keine Ahnung haben, neigen wir dazu uns komplett zu überschätzen. Das hat dann zur Folge, dass wir Dinge sehen deren Tiefe und Breite wir nicht einschätzen können und zum Beispiel glauben, dass wir das auch könnten. Auf der einen Seite kann das einen positiven Effekt haben, weil wir dann unsere Komfortzone verlassen und etwas riskieren. Auf der anderen Seite sprechen wir aber Menschen die das schon länger machen ihre Kompetenzen ab und glauben an eine simplere Version der Welt, die nicht die Realität abbilden. So glauben dann immer noch Millionen von Menschen, dass sie professionelle Sportteams besser coachen könnten, als ein Coach oder wir denken dass bestimmte Skills eben keinen Skill benötigen, teilweise auch, weil andere die es beherrschen es mit so einer Leichtigkeit tun. Unser größtes Problem dabei aber: Der Dunning-Kruger-Effekt und dessen Erforschung haben nachgewissen, dass Menschen auf diesem Niveau auch intuitiv falsch oder schädlich handeln. Und das wollen wir nun mal wirklich gar nicht.

Stufe 2:
Bewusste Inkompetenz
"Ich weiß, dass ich nichts weiß." Soll Sokrates gesagt haben

Auf der nächsten Stufe, die beim Ausprobieren von Kunst(stücken) oft dann folgt, wenn wir mit gebrochenem Arm oder auf der Nase liegen, weil wir eben doch nicht auch einen Kickflip können - "Das kann doch so schwer nicht sein" - und wir erkennen, dass es eben doch fucking schwer ist. Allerdings wissen wir immer noch nicht genau was und warum es schwer ist, allerdings sind wir uns dessen bewusst, dass uns Wissen fehlt und fangen an, die Entscheidung zu treffen, ob wie diese Situation verändern wollen oder wir in dem Bereich mit unserer Unwissenheit okay sind. Das gute an Bewusstsein ist aber eben, dass es uns erlaubt besser und klarer mit Menschen um uns herum zu kommunizieren. Und das wird eben dann wichtig sich gut und bewusst einschätzen zu können, wenn wir mit Menschen am Tisch sitzen (wollen) die andere oder größere Expertise als wir haben.

Stufe 3
Bewusste Kompetenz
"Können wir das schaffen? Ja, wir schaffen das."

Und zwar weil wir eine Vorstellung von unserem Wissen haben. Wir müssen uns konzentrieren und unsere Arbeitsschritte bewusst machen, aber dann arbeiten wir zuverlässig und fehlerfrei, eben weil wir Kompetent sind. Wir lassen uns von Anleitungen und Abläufen leiten, die wir immer noch wiederholen müssen und einüben. Wir schaffen uns Eselsbrücken und Hilfsregeln um unsere Aufgaben zu bewältigen. Darüber hinaus erschaffen wir uns auch Tools die das Wissen festigen.

Stufe 4
Unbewusste Kompetenz
"Ohne Hingucken"

Diverse Sportler*innen beschreiben, dass sie nach einigen Jahren der Übung wissen ob sie eine neue Bestzeit haben oder nicht. Sie können die Zeit mixt genau benennen, aber sie wissen es sicher. Auch in der Kunst gibt es immer wieder und deutlich das Gefühl, einer guten Sache auf der Spur zu sein. Richtig erklären können wir aber nicht, was daran gut ist und wieso wir uns so sicher sind. 

Wir sind absolut kompetent, müssen nicht mehr überlegen oder nachschauen wie etwas geht, es ist uns ins Unterbewusstsein über gegangen. Wenn wir unserer Sache nachgehen, erreichen wir oft einen Flowzustand. Dieser meditative Zustand, in dem Denken und Handeln von alleine laufen. Das ist die höchste Stufe. 

Das gute ist, alles fällt uns leicht. Das herausfordernde ist, dass wenn es leicht aussieht, andere denken könnten, dass es auch leicht ist. Die Jahre der Übung werden von außen falsch gedeutet. 

 

Mit Bewusstsein und Blick auf diese vier Stufen, können wir uns selbst immer wieder neu prüfen und schützen. Denn wer sich schnell seiner Inkompetenz in einem Bereich klar wird, kommt schneller in die höheren Stufen. Ein "Beginner's Mindset", welches immer davon ausgeht, dass mensch Anfänger*in ist, kann dabei behilflich sein. Gerade bei neuen Skills und Bereichen. 



Kommentare

Vielleicht auch spannend: