Wigald Boning als Beweis

Ich bin immer etwas zerrissen, ob ich dazu hin möchte, meine Gedanken zum Kunstmachen als eine bestimmte Schule sehen möchte, oder ob ich das eher ablehne, weil eben feste Regeln auch oft dafür Sorgen können, dass nach "richtig" und "falsch" gesucht wird. Ich finde mich nicht wichtig, nicht erfolgreich genug, ob mir die Arroganz zu nehmen definieren zu wollen, wie mensch etwas gut oder richtig macht. Und trotzdem gibt es so Aspekte bei denen ich raus komme und sage: Ich denke wenn mensch es so macht, dann kann es klappen.

Eine Sache davon ist "machen". Und das klingt immer irgendwie so simpel, dass es nutzlos klingt. Weil ja klar ist, dass wenn ich was machen will, ich es auch machen muss. Was dann manchmal darin untergeht ist die Idee Dinge zu machen, egal ob sie direkt ein großer Erfolg werden. Und eben lieber häufig irgendwas zu machen und zu schauen was passiert, anstatt vorher versuchen alles zu bedenken und zu planen und dann in Wirklichkeit in einer Paralyse zu hängen. Was dann am Ende das wirkliche "Machen" ist, bleibt dabei sehr abstrakt. Und das muss es auch sein, denn was wir alles zu unserem Werk zählen und was es voran bringt, das ist eben nicht immer einfach zu beschreiben. Zeichner*innen machen zum Beispiel auch Studien in dem sie Figuren beobachten, aktuell darf ich bei einer Filmperson mitbekommen wie er sich immer wieder Artikel und Quellen über ein Land sucht in dem er ein Projekt machen möchte. Das ist noch nicht der Film selbst, gehört aber dazu.

Etwas zu machen auch wenn es gar nicht einem größeren Ziel folgt, tut aber eben auch schon etwas. Und manchmal führt es dann irgendwann von alleine zu etwas größerem oder wird ein Projekt oder ein Stil oder ein Format unseres Ausdrucks. Und hier tritt Wigald Boning auf, der für mich gerade der Beweis für "einfach machen" ist. Wer Wigald Boning nicht kennt, er ist eine Fernsehpersönlichkeit und Musiker, hatte in der damaligen deutschen Version von "Saturday Night Live" einen festen Platz in vielen ikonischen Rollen, taucht aber auch jetzt immer wieder als Moderator und Figur vorallem in Wissensformaten auf. Aus meiner Sicht ist er ein sehr leicht zu mögender nerdiger Charakter. Und das lebt er auf seinen eigenen Accounts auch aus.

Denn Wigald Bonings "einfach machen" Projekt ist, dass er jeden Tag ein Video teilt, weil er "Baden" geht. Und das eben nicht in der Wanne, sondern in offenen Gewässern so überall, wo ihn sein Leben so hinführt. Inzwischen ist er bei um die zwei Jahre Badetage, ich weiß auch gar nicht ob er jeden Tag ein Video hochlädt. Aber er macht die Videos, sie sind recht einfach gehalten, feste Kameraposition, wenige Schnitte, aber immer bietet er Kommentar und Anmerkungen an. Ob das "große Kunst" ist, dürfen andere diskutieren, denen das wichtiger ist, aber in jedem Fall erlangt er damit (neue) Aufmerksamkeit. Seien es Menschen die ihn dafür feiern, dass er seine Art teilt und so euphorisch für sein Hobby, seine Leidenschaft ist, oder andere Menschen, die ihn damit als herrliche Basis für nette kleine Memes sehen. Er ist aktiv und es findet schon das Publikum, dass es finden muss.

Ich selbst zum Beispiel weiß auch gar nicht, warum ich ihm dafür rein gefolgt bin. Ich kann nur raten. Vielleicht weil ich es mag, dass zwischen all dem hektischen anstrengend produzierten und nach meiner Aufmerksamkeit greifenden Inhalten, da jemand einfach entgegen des Stroms schwimmt - haha - und ruhige kleine Videos macht. Vielleicht ist es das. Vielleicht ist es auch mal wieder, dass ich feiern kann, wenn Leute ihre (speziellen) Interessen feiern können. Keine Ahnung. Was ich aber sicher habe, das Wigald Boning eben eifrig ist und aktiv. Er "macht" einfach. Und das können wir uns eben als Vorbild und als Beweis nehmen. Wer immer wieder etwas macht, wird auch vorwärts kommen.

In diesem Sinne, frohes (Er-)Schaffen!

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