Tools: Drei Fotos

 


Manchmal geht es mir schlecht. Früher deutlich häufiger und länger als heute, vielleicht auch auf andere Art. Je nachdem welchen Flavour "es geht mir schlecht" ich gerade hatte, habe ich mich nicht so gut behandelt, teilweise auch von der Welt ausgeschlossen. Und das, obwohl da gute Menschen waren, die mir auch teilweise gerne helfen wollten. Ich konnte aber das nicht gut mit denen verhandeln. Hilfe erfragen und Hilfe annehmen ist ein sehr großes Thema für viele Menschen, bekomme ich mit. Aber manchmal braucht es auch gar nicht dringend Hilfe, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Und da hat eine enge Freundin aus meiner Wahlfamilie mal einen guten Deal mit mir gemacht, ein gutes Tool gefunden, das ich auch heute immer mal wieder anwende.

Der Deal war recht einfach: Ich sollte drei Fotos von schönen Dingen machen, die außerhalb meiner Wohnung liegen. Das war der Deal. Sie hat es so formuliert, dass ich fast das Gefühl hatte, damit würde ich ihr helfen und nicht sie mir. Allerdings hat sie mir damit einen Filter in meinen Tag gebaut, im ganz kleinen, dass ich doch nach dem "Schönen" suchen sollte.

Es gibt verschiedene Studien und Hinweise darauf, dass Fotografie, wieviele Kunstformen helfen kann gute Gewohnheiten für die mentale Gesundheit zu entwickeln. Darüberhinaus gibt es auch Studien die sagen, dass ein bis drei schöne Dinge im Tag zu suchen das Mindset dauerhaft dahin verschieben kann, einen positiveren Blick auf die Welt zu haben. Das alleine reicht natürlich nicht, wenn der Leidensdruck im Leben zu hoch ist, aber selbst ein Trostpflaster ist manchmal besser als kein Pflaster.


Drei Fotos waren also der Deal. In unseren gemeinsamen Chat. So damit es auch eine Verpflichtung und Belastbarkeit hat. Inzwischen schicke ich sie nicht mehr in den Chat, oder ohne Kommentar und eben auch nicht nur, wenn es mir schlecht geht. Aber ich habe immer die Augen offen und schaue ob ich einen Moment finde. Viele kritisieren wenn die Leute alles einfangen mit der Kamera. Die Kritik: Die Leute würden nicht mehr richtig erleben. Ich ärgere mich immer, dass ich von so vielen Treffen und Momenten keine Fotos habe. Ich glaube der Trick ist den Moment erst zu erleben und danach sich für ein Foto zur Erinnerung zu entscheiden. Denn das hilft dem Gedächtnis gut auf die Sprünge sich an etwas schönes zu erinnern.

Ich könnte den Beitrag voll schmeißen mit Bildern aus meinem Handyspeicher. Ich habe zig schöne Morgene und Abend im Handy und werde vielleicht später nicht mehr den genauen Tag wissen, aber eben wie oft und wie gerne ich diese Strecken gegangen bin. Es ist ein bisschen Glück aus der digitalen Konserve. Auch, weil die Welt oft einfach sehr schön ist. Aber eben auch, weil der Geruch, die Kälte, eine grobe Ahnung eines guten Gefühls zurück kommen. Und dafür ist so ein Tool perfekt.

Also. Drei schöne Dinge heute fotografieren. Draußen. Und dann jemandem schicken, der daran vielleicht auch Freude haben könnte.



Kommentare

  1. Mella12.2.24

    Ich liebs immer noch sehr und stelle jetzt erst fest, dass es dazu noch gar keinen Artikel gab. :)

    Ich weiß noch, dass du vor Monaten mal bei einer Laufrunde angehalten hast, um einen Eichelhäher zu fotografieren (er flog leider vorher weg). Du meintest, dass du eine Hausaufgabe hast und irgendwann später erzähltest du dann von diesem Tool. 🩵

    Deine aktuellen "Guten Morgen" Stories bei Instagram gehen ja in eine ähnliche Richtung und ich mag es sehr, jeden Morgen ein Bild zu sehen, das optimistisch den Tag eröffnet. 🌅

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    1. Na, die "Guten Morgen"-Stories haben nicht immer das Ziel etwas schönes einzufangen, aber vielleicht etwas nettes anzubieten. Mir fällt an vielen Stellen auf, dass gerade im digitalen Raum der immer fortgesetzten Kommunikation oft die Begrüßungen wegfallen. Ich mag aber Begrüßungen, weil sie eben sagen: "Ich bin da, ich bin präsent, ich bin in diesem Gespräch."

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