Keine Warnung

Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich, nie sorgfältig gewarnt worden zu sein. Und ich weiß auch nicht, ob eine Warnung nicht sogar schädlich gewesen wäre. Denn manche Warnungen füttern die Angst an und dann gehen wir erst gar nicht los. Vielleicht hätte ich mir aber gewünscht, mich auf die Trennungen und Verluste vorzubereiten. Denn eine genaue Warnung kann es auch gar nicht geben, denn es steht nie genau fest, wo er ist, nur dass es ihn immer gibt, den "Point of no return".

In meiner Therapie. In meiner Arbeit mit mir selbst. Beim Schreiben meiner Pages stelle ich fest, dass ich mal eine andere Leichtigkeit hatte, als ich sie jetzt habe. Für einige um mich herum mag das schon nicht so ausgesehen haben, als hätte ich eine heftige Leichtigkeit, aber für mich war es mal so. Und dann habe ich sie einen ganz kurzen Moment vermisst, um beim nächsten Gedanken anzukommen: Meine Leichtigkeit war nicht leicht, sondern war Verantwortungslosigkeit in vielen Fällen. Und was ich da vermisse ist gar nicht echtes "locker sein", sondern hauptsächlich die Bequemlichkeit nichts mit und an sich tun zu müssen. Und dahin werde ich nicht wieder zurück können. Nie mehr. Und das ist gut so. Mit weiterem Denken kommt mir dann das jetzt leichter vor, weil ich jetzt mit größerer Klarheit Entscheidungen treffen kann. Das finde ich erstrebenswerter als die "Whatever"-Mentalität, die da vorher war.

Ich kann da hin nicht zurück. Was ich neues gelernt habe, kann ich nicht vergessen machen. Wolfsheim fangen an "kein zurück" in meinem Kopf zu singen - okay, vielleicht gab es doch Warnungen und ich habe sie auf der anderen Seite des Points of no return nicht verstanden.

Mit der Endlichkeit und Sterblichkeit der Dinge in unserem Leben einen Frieden haben, das ist eine ewige Aufgabe. Und das alte Versionen von uns selbst zum Beispiel etwas sind, was wir regelmäßig beerdigen sollten und uns davon verabschieden, das ist da wohl eines der Learnings. Hier sind wir also. Immer wieder Point of no return. Niemals jemals werde ich wieder mein anderes Ich sein, mit dem ich mich nicht mal mehr identifizieren kann. So wenig, dass ich anfange okay damit zu sein, dass ich mich durch Trauma nicht mehr an alles erinnere, wie diese alte Version war. Und bin froh, dass ich neue Schlüsse aus alten Schemata ziehen kann. Mich selbst erneuern. Und dann nicht mehr zurück gehen.

Kommentare

  1. Anonym22.2.24

    Starke Perspektive und Selbstkritik. "Einsicht ist der erste Weg zur Besserung" sagt man so als abgedroschene Floskel. Dabei ist der erste Teil aus meiner Sicht der schwerste. Wenn man den Schritt einmal gemacht hat und Die Erkenntnis da ist, ist es gar nicht so einfach, sie wieder ungesehen zu machen. Das Bild von der roten vs blauen Pille aus Matrix ist irgendwann mal für komische Sachen missbraucht worden, sodass ich es nicht mehr so oft zitiere. Aber grundsätzlich mag ich es an solchen Stellen,weil es oft Punkte gibt, an denen man sich kurz beim Wunsch ertappt, wieder zu vergessen, was man heute weiß. Kurz den Schmerz loslassen zu können, darüber, dass man selbst nicht so ist, wie man sich gern gesehen hat. Und die Einsicht, dass man selbst für Dinge verantwortlich ist, für die man früher andere Schuldige gefunden hätte. Das ist hart, aber wichtig und kann dann Veränderungen bewirken. Es ist so so spannend.

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