Die Mission

Ich wünschte ich könnte den Artikel wiederfinden, auf den ich da damals per Zufall gestoßen bin. Denn dieser Artikel hat mich auf eine wichtige und nützliche Reise geschickt, hat neue Fragen und gute Antworten erzeugt. Der Kern des Artikels war ein sehr klares und hilfreiches Argument. Es ging dabei darum, wie wir mit unseren Kindern über ihre Zukunft/Zukünfte/Karriere sprechen. Und die Person die den Artikel geschrieben hat, war sich sicher: Wir sollten nicht fragen welchen Beruf Kinder später mal haben wollen, sondern fragen, welches Problem in der Welt sie gerne lösen wollen würden. Der Grund dafür: Die Zahl der bestehenden Berufe, die ist begrenzt, aber es gibt eben eine recht hohe Chance, dass es Probleme gibt, für die der passende Beruf noch nicht erfunden wurde.
 
Zu dem Zeitpunkt wo ich den Artikel gelesen habe, war ich sehr deutlich nicht mehr Kind und noch nicht Elternteil. Meine Verbindung zu Kindern und Jugendlichen war, dass ich mit ihnen im Rahmen meinen Arbeit in Kontakt gekommen bin. Ich war also schon jemand, der mit Kindern über Zukunft reden durfte. Was ich aber auch nicht war, war mir sicher in meiner Berufswahl. Ich habe lange in meinem Leben, keine Ausbildung abgeschlossen gehabt, aber einen massiven Berg an diversen sehr unterschiedlichen Jobs in meinem Lebenslauf gesammelt. Irgendwann bin ich dann auf Anraten von Freund*innen und Ämtern auf den Trichter gekommen, in Richtung einer Erzieher*innen-Ausbildung zu stolpern, aber ob das dann auch diese "Beruf gleich Berufung"-Geschichte für mich werden würde, war mir vollkommen unklar.

Die Frage aus dem Artikel, die ich habe ich behalten. Welches Problem, oder welche Probleme in der Welt möchte ich lösen? Ich habe verschiedene Betonungen ausprobiert, bewusst und unterbewusst, um mich damit zu befassen. Ist die Sache, die mir gerade einfällt ein Problem? Ein Problem der (ganzen) Welt? Kann ich dieses Problem lösen? Möchte ich das? Es ist die Suche nach einem roten Faden im Leben. Für mich die Suche nach einem verbindenen Element in dem, was ich bisher gemacht hatte. Was passte dazu? Gab es Hinweise auf ein gemeinsames Problem?

Das Schöne ist, dass Erkentnis nicht planbar und noch viel weniger erzwingbar ist. Wann immer ich mit Menschen aktiv über die Frage gesprochen habe, habe ich höchstens Indizien gefunden, aber nie diesen Moment der Erkenntnis, wo die bildliche Lampe über dem Kopf anspringt. Irgendwann gab es diesen Moment aber und eine anwesende Person dachte kurz, ich hätte einen Schlaganfall, weil da wohl viel in meinem Gesicht los war. Was ich aber hatte, dank der dauerhaften Beschäftigung mit der Frage, was eine Antwort auf die Frage welches Problem ich lösen möchte.

Wenn ich Angebote anleite für kreative Menschen, rede ich immer darüber, dass ich wichtig finde, dass die Menschen die Kunst so machen, dass sie ihrer Mission helfen kann. Dem Problem, das sie in der Welt lösen wollen. Ich habe die Frage aus dem Artikel in andere Bereiche mitgenommen. Denn wenn auch ich zum Beispiel mit großer Begeisterung Spoken Word Artists und Poetry Slammer*innen darin betreue sich zu entwickeln, sehe ich auch die Chance, dass jemand für die eigene Mission eine andere Kunstform machen können muss. Oder vielleicht sogar erfinden muss. Denn auch das ist vielleicht noch nicht passiert.

Während ich so die Angebote anleite, frage ich mich was meine Mission ist. Und wenn ich auftrete. Und wenn ich hier schreibe. Und so wird daraus eben mehr als nur eine einzelnes Ziel, sondern ein Fluss. Und wenn die schlauen Köpfe die sich mit kreativen Prozessen beschäftigen recht haben, dann wollen wir ja einen Fluss, den Flow in uns wecken. Warum also die Chancen nicht verbessern, in dem wir auch lernen, was uns in der Welt antreibt, motiviert und wie wir dahin kommen können?




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