Die 20%-Regel

Manchmal wollen wir unseren Stil verändern. Immer das selbe auf die selbe Art machen, dass stellt irgendwann nicht zufrieden. Die Welt um uns herum dreht sich weiter, Trends verändern sich, Techniken werden überflüssig, historisches wird wiederentdeckt, da ist vieles im Fluss und auch der ist ja in gewisserweise nie zweimal gleich, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass die genau gleichen Moleküle zu jeder Zeit den selben Fluss bilden. Wir selbst sind auch selten zweimal gleich, wenn mensch dieses Bild verwenden will, weil stetig unsere Zellen sterben und neue entstehen und wir so nach einiger Zeit in gewisserweise einen ganz neuen Körper tragen, wenn auch er nach der selben oder ähnlicher Schablone gemacht wurde.

Wenn wir unseren künstlerischen Stil verändern wollen, dann ist das oft gar nicht so einfach. Denn zum einen werden wir dazu unsere Komfortzone verlassen müssen, zum anderen aber auch unseren Stil erkennen und beschreiben können müssen. Wenn wir ungeübt sind, kann das ganz schön herausfordernd sein. Sich vor seine eigene vergangene Kunst zu setzen und die Gemeinsamkeiten darin zu erkennen, das ist nicht immer ganz leicht. Da klopft dann der Perfektionismus manchmal an oder andere Unzufriedenheiten. Gehen wir dann aus dem alten Stil heraus, kann es aber sein, dass wir uns falsch vorkommen, weil wir ja noch gar keine Sicherheit im neuen Stil haben und daher dann das allseits unbeliebte Impostorsyndrom auftaucht. Denn wir machen ja etwas, was wir eigentlich gar nicht können und haben Angst das es jemand bemerkt, der sich sehr gut mit dem auskennt was wir da tun. Eine Kunstgemeinschaft die positiver miteinander und konstruktiver mit Vergleichen ist wäre da gut, aber es reichen auch schon Unsicherheiten in einem Selbst um das volle Impostor-Erlebnis durch zu machen. Trotzdem fährt die Angst mit, dass wir gar nicht uns weiter entwickeln, sondern uns als jemand anderes verkleiden.

Parker York Smith ist Fashion-Influencer/-Blogger und nennt sich selbst den "Looksmith", also einen Schmied für Outfits. Seine Kanäle beinhalten Videos in denen er zeigt wie sich Outfits gut zusammenstellen lassen und gibt viele Tipps und Hinweise, wie mensch sich selbst gut anziehen und vorallem aber damit auch wohlfühlen kann. Darum sich "verkleidet zu fühlen" geht es auch in einem seiner Videos in dem er Fragen beantwortet. Denn die Frage passt ziemlich genau zu unserem Problem:
"Wie traue ich mich einen neuen Stil zu tragen, ohne dass ich mich verkleidet fühle?" Und seine Antwort sehe ich als eine gutes Tool für unser Problem:

Parker York Smith sagt, dass jedes Outfit im Schnitt aus Fünf Kleidungsstücken besteht. Schuhe, Beinbekleidung, Hemd/Shirt/Bluse, Jacke/Jacket/Überbekleidung und Accecoires. Anstatt bei dem Versuch einen neuen Stil zu tragen direkt alles zu verändern, empiehlt er, nur 20% auf den neuen Stil zu ändern. Was bei seinen Fünf Teilen dann genau eines ist. So kombiniert er von seinem üblichen Outfit auf andere Schuhe als er sonst tragen würde, bis sich diese in seinen alten Stil so eingemischt haben, dass weder er noch andere sonderlich darauf achten. Erst danach nimmt er ein anderes Teil aus der Gesamtheit und tauscht es aus. So muss er zwar etwas Zeit inverstieren, findet aber seine Sicherheit mit den einzelnen Elementen und ein Gefühl dafür, was gut funktioniert.

Outfits, aber auch die Kunst die wir machen sind in gewisserweise ein System. Und - wie neulich schon beschrieben - ist in eine System immer auch zu beachten, wie die Elemente miteinander in Verbindung treten. Wie sie zu einaner wirken. Dieses Gefühl bekommen wir aber nicht, wenn wir alle Elemente gleichzeitig austauschen, weil wir uns dann eigentlich in einem komplett neuen System befinden ohne einen Kontakt zu dem alten System. Die 20%-Regel erlaubt uns genau zu schauen, was passiert, wenn wir an einer Schraube drehen.

Für unsere Kunst und unseren Stil kann es also Aufgabe sein zu erkennen, was einzelne Elemente sind. Natürlich gibt es dafür auch Quellen im Internet, in Schulbüchern und Bibliotheken, aber es ist auch vollkommen in Ordnung uns erstmal nur selbst als Quelle zu verwenden. Was fällt uns auf, wenn wir auf unserer Werke schauen? Was haben alle Stücke gemeinsam? Was ist etwas was wir gerne mal verändern wollen würden?

Wichtig dabei: Wir müssen nicht vorhersehen können was dann passiert. Wir wollen ergebnisoffen sein und etwas über uns lernen. Denn wenn auch wir einen neuen Stil lernen und dann aber nicht anwenden, weil er uns für unsere Ziele auf den ersten Blick nicht hilft, kann es eine Bestätigung der Arbeit sein, die wir vorher gemacht haben. Wir sind gestärkt in unserem alten Stil, gewinnen aber die Option, ihn jederzeit zu verändern.

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