Interviews als Mentoring

Als Künstler*innen brauchen wir gute Quellen. Wenn wir zu einem Thema arbeiten wollen, dann können wir Suchmaschinen bemühen, Bibliotheken, Buchhandlungen. Wenn wir eine Technik neu lernen wollen, dann ist es ähnlich. Wann immer wir an unserer Haltung arbeiten wollen, kann das auch gehen, ist aber ungleich schwerer. Denn es gibt oft ein Tutorial dafür, wie diese eine Sache geht, aber selten eines, wie mensch diese bestimmte Identität entwickeln kann. Da sind wir manchmal darauf angewiesen die Werte und Ziele und Haltungen abzugleichen, wann immer sie sich überraschend oder offensichtlich in Kunst oder anderen Medien präsentieren.

Artist's Circles - hier eine Erklärung was das ist - sind gute Orte um sich auch da weiter zu entwickeln. Der Austausch mit anderen Künstler*innen auf Augenhöhe kann uns da helfen, da alle etwas wissen können. Weil alle Erfahrungen haben. Ich habe den Eindruck das Artist's Circle vorallem gut darin sind zu erkennen, was wohl ein "normales Erlebnis" in der Kunst ist - wie zum Beispiel Schreibblockaden, die bei allen verschieden sind, aber alle irgendwie kennen - oder eben zu erkennen, was jetzt ein besonderes Ereignis ist.

Ein weiterer guter Weg, sind Mentor*innen zu finden. Auch über Mentor*innen gab es schon hier schon Artikel. Dabei ist ein ganz besonderer Aspekt eben, dass Mentor*innen nicht Leute sein müssen die wir kennen, aber die schon mehr Erfahrung, mehr Erfolg oder andere Vorbildfunktionen haben. Natürlich kann, je nachdem wie mein Artist's Circle und meine Szene in der ich aktiv bin aufgestellt sein, dass solche und diese Leute für mich dort verfügbar sind. Aber das ist eben nicht immer der Fall und je nach Bereich in dem wir aktiv sind, können einige Mentor*innen sehr weit weg sein. Zum Beispiel, weil sie sehr berühmt sind.

Wer sehr berühmt ist, hat aber eine hohe Chance Teil eines Interviews zu sein. Inzwischen darf mensch da gerne unterscheiden, welche Arten von Interviews es gibt. Denn manche sind Promotion zu Projekten und wenn auch das spannend sein kann, sind die Künstler*innen da schon oft gebunden in dem was sie sagen können und selten gehen sie weit raus in das, was sie eben zum Beispiel in ihrem Handwerk bewegt. In Promo muss halt alles recht gut klingen. Dann gibt es Podcasts die zum Teil auch von berühmten Personen gemacht sind. Auch das kann sehr nett und informativ sein, hat dann oft einen quatschigen und eher persönlichen Charakter. Einer meiner "Mentoren" Rich Roll hat es in seinem Podcast auch mal beschrieben, dass Leute die ihn über seinen Podcast kennen ihm oft in der Öffentlichkeit direkt viel persönlicher begegnen.

Für unser Interesse an Haltung und vielleicht auch Forschung dazu, welche Haltungen wir zu unserer künstlerischen Arbeit abgucken können, sind journalistische Interviews sehr gut. Da gibt es viele, auch zum Teil unterhaltsame Formate, Hot Ones und auch die Interviews von Nardwuar empfehle ich da immer wieder gerne. Besonders herausstellen möchte ich aber diesmal den "Roundtable" des Hollywood Reporters. Denn in diesem Format reden Künstler*innen miteinander, tauschen Erfahrungen aus und stellen sich gegenseitig Fragen, betreut durch eine*n Journalist*in. Das macht dann, dass das Gespräch oft nochmal eine fokusierte Richtung bekommt und nicht nur Gerede und Anekdoten werden, aber eben auch diese einen guten Platz im Gespräch bekommen dürfen.

Der Hollywood Reporter stellt diese Interviews kostenfrei auf Youtube zur Verfügung und hat dabei verschiedene Auswahlen von großen, alten, jungen, neuen und spannenden Stars verschiedenster - meist performativer - Kunstformen. Die Gespräche liegen bei etwas einer Stunde Spielzeit und erlauben oft auch nochmal Impulse zu finden von Richtungen, in die Mensch weiter suchen könnte.

Hier geht es zu einem Video und der Playlist:

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