Queer
Vor langer Zeit habe ich mal einen Text in diesem Blog veröffentlicht, eine Kurzgeschichte, die hieß "Coming-Out". Der Titel hat damit der Geschichte eigentlich schon einiges vorweg genommen und sowas ist dann auch der Grund, warum ich heute eine Art Hassliebe mit Titeln von Texten habe. Die Kurzgeschichte selbst fühlt sich heute wenn ich drauf schaue maximal noch wir eine Schreibübung an, die Pointe war gar nicht mal so groß: Die Person die sich da outet, outet sich als Künstler*in.
Ein Teil von mir rebelliert heute ein wenig gegen diesen Text, weil ich den Begriff des Coming-Outs nicht leichtfertig verwenden mag, auch wenn ich sagen mag, dass ich einige Ähnlichkeiten dazwischen sehe wie es ist laut zu sagen, dass mensch "Kunst macht" oder "queer ist". Allerdings sind die Gefahren dahinter je nach Umfeld sehr unterschiedlich. Und daher braucht es, in einer Gesellschaft die sich noch in einer Transition -hehe- zur Queerfreundlichkeit befindet, weiterhin Safe Spaces und Unterstützung für Queers. Auch, weil wir eben in diese Transition auch Menschen haben, die sich nicht trauen frei zu leben. Weil ihnen Widerstände, Verletzungen und Gefahren drohen, wenn sie sich in ihrem Umfeld, ihrer Region öffentlich zeigen.
Was dafür auch helfen kann, dass sich Queers offen und ansprechbar zeigen. Und das zum Beispiel eben auch in der Kunst. Denn so können andere Fragen stellen, Erfahrungen austauschen, sich Luft machen, Tipps einholen. Wer das mit Expertise betreut haben möchte, kann sich zum Beispiel anonym beim Kummerkasten des Queerlexikons melden. Ein sehr gutes Angebot für Menschen die Fragen haben.
So lange es diese Unsicherheiten gibt für Menschen in Gruppen die teilweise unterdrückt werden, wird es auch diese Awareness-Tage und -Wochen und -Monate brauchen. Um auf Bedürfnisse hinzuweisen. Und nein, nicht die von Unternehmen die dann ihre Produkte mit Regenbogen verkaufen. Auf die Bedürfnisse von Mitmenschen in unserer größeren Gemeinschaft. Menschen wie ich es zum Beispiel bin.
Hallo, ich bin ich, und in meinen Jahren die ich seit 1985 auf der Erde verbringe, war ich die meiste Zeit falsch über meine Sexualität informiert. So habe ich zwar schon bestimmte Gedanken und Haltungen zu Beziehung, Verbindung und Intimität länger im Kopf gehabt, teilweise auch formuliert, aber ich habe bisher nur wenige Jahre meines Lebens mit dem richtigen "Label" gelebt. Ich bin demisexuell. Das bedeutet, dass ich gtundsätzlich erstmal keine sexuelle Anziehung empfinde, wirklich gar kein, außer es wir eine Art der stabilen Verbindung und Vertrauen etabliert. Dann kann ich Attraktion empfinden.
Weil ich die meisten Jahrzehnte von der Gesellschaft aber in Heterosexualität und "Männlichkeit" erzogen wurde, gab es da einen Haufen innerer Konflikte und Unklarheiten. Das kombiniert mit anderen Unsicherheiten und Verletzungen in meiner Biografie hat gemacht, dass ich leider nicht immer ausgelebt habe, was meine innere Wirklichkeit ist. Das hat mich und andere Menschen sicher verletzt.
Was auch ihr gebrauchen hätte können, wären offene Bildungsangebote und Kunst und Kontakt zu anderen Lebensweisen in meinem Leben gewesen. Mal eine asexuelle Figur in einem Film, eine andere positivbesetzte queere Figur in einem Videospiel. Sowas halt. Einen Sexualkundeunterrricht, der alle Facetten des Spektrums der Sexualitäten anzeigt.
Sowas wie ein "Pridemonth", ist genau dafür. Um nachzuholen, was schief liegt und fehlt. Und auch wenn ich solche Aufmerksamkeits-Monate nicht so toll finde, weil sie oft eben von Leuten gekapert werden, die etwas verkaufen wollen, mag ich inzwischen da mit machen. Denn ich habe gelernt, dass ich gar nicht sicher wissen kann vorher, wer vielleicht genau meine Geschichte gebrauchen könnte, um selbst mit der eigenen voran zu kommen.
Ich bin queer. Wenn du magst, stell mir Fragen. Wenn du etwas teilen magst - auch hier sind anonyme Kommentare möglich - dann kannst du das hier auch sicher tun. Ich bin da, falls dir das etwas nutzt.
Danke für die Gedanken und die Empfehlungen und deine Geschichte :)
AntwortenLöschenGerne. Ich lerne noch, dass zu teilen und da auf zu machen, weil ich noch lerne, dass das für andere Menschen da draußen wichtig sein kann.
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