Übung: Zwei Aussagen

Als ich neulichst ein Buch über Stoizismus fertig gelesen hatte, hatte ich vorallem das Zitat noch im Kopf, dass wir aus den Dingen die wir lernen auch etwas machen sollten. "From words to works" hatte der Autor Ryan Holiday formuliert und ich war sehr aktiviert von diesem Zitat, weil ich es absolut großartig finde. Und weil ich mich davon ertappt gefühlt habe, denn auch wenn ich im Moment meine Chancen nutze mir immer wann ich kann Bildung draufzuziehen und weiter zu lernen, kann eben nicht alles davon immer auch direkt zu einer Umsetzung kommen. Woran liegt das?

In meinem Fall, weil ich Wissen isoliert nicht so gut gebrauchen kann. Ich habe mir im Laufe meines Lebens eine ganzheitliche Sichtweise auf die Welt gegeben und immer weiter erarbeitet. So denke ich, dass eine kleine Änderung in meinem Tag mein ganzes Leben verändern kann, wenn ich sie zu einer neuen Gewohnheit mache - was ich zum Beispiel mit den Morning Pages und anderen Ritualen bewirkt habe. Ein anderes schlaues Zitat das ich mag sagt nämlich: "Wie du eine Sache machst, ist wie du alle Sachen machst". Da ist mir der Ursprung nicht bekannt, ich habe es von der Wrestlerin Becky Lynch gehört. Ein ganzheitlicher Ansatz bedeutet für mich, dass ich neues Wissen in mir verknüpfen muss. In gewisserweise muss ich es anderem Wissen, anderen Anteilen, anderen Bereichen in mir vorstellen, damit es einen guten Platz finden kann, der mir dann auch erlaubt es anzuwenden.

Inzwischen gelingt mir das ganz gut, was aber auch daran liegt, dass ich viel Übung darin habe, weil mein kreatives Denken, das ich beim Kunst machen schule eine bestimmte Spielart beigebracht hat: Das kombinieren. Was passiert, wenn ich versuche zwei Dinge zusammen zu führen, die von Natur aus noch nicht zusammen sind? Was bekomme ich, wenn ich zwei Sachen miteinander vergleiche, die schon von weitem offensichtlich ungleich sind, ich aber doch nach Gemeinsamkeiten suche?

Und daraus mag ich eine kleine Übung anbieten:

Dafür nehmt ihr euch etwas womit ihr schreiben und euch Notiz machen könnt. Vermutlich ist es schlau sich dafür anfangs einen Moment hin zu setzen. Als erstes sammelt ihr jetzt Zitate, Merksätze und Aussagen die ihr schlau findet oder die euch bewegen. Das können auch Songzitate oder Sätze aus Filmen sein. Ganz egal, hauptsache es ist euch im Gedächtnis und hat im besten Fall in sich eine Aussage. "Ich bin dein Vater, Luke.", ist natürlich auch ein Satz, den mensch sich gut merken kann, aber außerhalb seines Kontextes macht dieser Satz nicht so viel.

Jetzt nehmt ihr zwei der Aussagen und stellt sie nebeneinander. Das könnt ihr auch auf dem Papier machen oder eben mit Notizen. Schreibt euch auf, was diese Aussagen verbindet, was sie trennt, wie sie aufeinander einwirken. Wenn das eine stimmt, was bedeutet es für die andere Aussage? Und so übt ihr zum einen Schlussfolgerungen zu machen, zum anderen aber eben auch euer Wissen zu verknüpfen und einzubetten in dem, was ihr schon wisst.

Auch ohne diese Übung ist das sinnvoll. Gerade wenn wir Kunst machen. Wenn wir eine Sache über Kreativität zum Beispiel lernen, kann es sinnvoll sein sich zu fragen, was das für alle anderen Ebenen unserer Arbeit bedeutet. Wenn wir eine neue Möglichkeit mitbekommen, was bedeutet das für alle unsere Aktivitäten?

So habe ich durch die Dinge die ich zuletzt gelernt habe mir Fragen dazu stellen können, wie meine Begeisterung für das Pädagogische und das künstlerische Wirken nebeneinander passen. Welche Theorien der Bildung lassen sich auch auf die Kunst übertragen? Welche Ideen der Kunst wirken auch auf das Leben im allgemeinen? Wie lassen sie sich anwenden?

Viel Freude beim Suchen nach den Verbindungen.

Kommentare

  1. Anonym2.6.24

    Spannend. Ich habe nicht gelesen, was du gelesen hast, aber das ist glaube ich so ziemlich wie mein Gehirn und ich generell funktionieren. Ich lerne etwas und wende es auf all meine Bereiche (Organisieren & Strukturieren meines und des Lebens meines Kindes, Alltagsaufgaben, Werken, Schreiben/Dichten , Fotoshoots, aktuell auch meine Ausbildung, Kommunikation, Kunstrezeption...) an und aber auch umgekehrt: Sehr vieles Bisheriges findet gerade Anwendung in meiner derzeitigen Ausbildung. Mein Gehirn stellt sehr sehr schnell Verknüpfungen her, entdeckt Gemeinsamkeiten, kann Dinge auf andere Dinge übertragen.
    Etwas, was ich in 80% der Fälle sehr ereichernd finde und dankbar bin, dass das so funktioniert bei mir.

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