Endhaltestelle Selbstakzeptanz

Wenn ich in der Straßenbahn oder dem Bus sitze, dann sind da Menschen. Ich kenne sie nicht, manche von ihnen sehe ich häufiger. Es ist unumstößlich sicher für mich, dass sie echt sind und Namen haben. Sie alle haben Namen. Ich kenne keinen davon. Später könnte ich einige von ihnen noch ganz gut beschreiben, an Merkmalen und wie ich mit ihnen in Interaktion getreten bin, oder eben auch nicht in Verbindung gegangen bin. Sie sind alle echt, daran zweifle ich nie. Ich kann sie nur nicht benennen. 

Während ich im Bus oder in der Straßenbahn sitze, sind in mir drin Gefühle. Ich kenne sie nicht alle, aber manche sehe ich häufiger. Wenn mich jemand fragt was ich fühle, sage ich manchmal, dass ich das nicht wüsste. Aber eigentlich kenne ich die Namen oft nicht. Denn nur weil manche von ihnen Merkmale teilen oder wie eine Gruppe aussehen, haben sie ja nicht alle den gleichen Namen. Ich kann sie versuchen zu beschreiben, ihre Merkmale zu benennen. Geben oder nehmen sie mir eher Energie? Habe ich sie gerne oder ungerne? Wollen sie drinnen oder draußen sein? Ich zweifle nicht daran, dass sie echt sind, auch wenn ich ihre Namen nicht kenne. Sie sitzen mit mir im Bus. Sie gehen nicht verloren, nur weil sie keine Namen haben, so wie die Menschen dort sich ja auch nicht einfach auflösen, nur weil ich sie nicht benennen kann. Ich kann sie beschreiben, in meinen Worten. 

Sprache ist oft der Versuch mit den Begriffen die ein einzelner Mensch schon hat, die Begriffe für das zu finden, was noch fehlt. Trotzdem ist alles echt, auch wenn du es noch nicht versprachlichen kannst. Und es kann auch okay sein, es nicht in ein Wort fassen zu wollen. Denn ich möchte gar nicht alle Namen im Bus wissen. 

Kommentare

  1. Anonym13.7.24

    Bis jemand aus dem Bus jemand anderem gefährlich wird und andere verletzt. Dann muss jemand kommen und die Personalien aufnehmen. Spätestens dann ist dann doch wichtig, wie genau der Name ist, damit die Verantwortung dafür auch übernommen werden kann. Vom Fahrgast oder der Person mit den Gefühlen, die keine Namen haben.

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    1. Ich weiß nicht wie Gefühle sich gegenseitig verletzen sollen, das gibt das Bild eigentlich nicht her. Aber auch um das Verletzen zu beenden brauche ich keine Namen, ich muss mich auf eine Art einmischen, dass die Handlungen und die Sprache sich verändern. Das kann ich ganz ohne Namen. Sowohl bei den Gefühlen, als auch bei Leuten in Bussen habe ich das schon getestet.

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