Fight or Flight or

Eines meiner Lieblingszitate aus einer Serie beinhaltet die berühmten zwei Schutzreaktionen unseres Überlebenssystems, oft englisch benannt, weil es da schmissiger klingt wegen der Alliteration: Fight or Flight. 
Das Zitat ist aus der Serie "Heroes". Es ergibt im Kontext der Serie mehr Sinn, aber es besagt: "Confronted with our nightmares we have to options, fight or flight. But what if the nightmare gives chase? Where do we hide than?" Für eine gruselige Folge das perfekte Intro um einen Charakter ein zu führen, der Angst und Ohnmacht auslösen soll. Allerdings fehlt eine dritte "Option". 

Auch Fight und Flight als Optionen zu benennen finde ich schwierig. In realer Gefahr sind wir oft nicht mehr voll bei uns selbst, unsere Instinkte greifen durch, die Teile von uns die uns dringend am Leben halten wollen übernehmen das Steuer. Kämpfen, Flüchten, das spielt sich so abstrakt aus, dass es kaum eine Option und sicher eine Reaktion ist. Was seit neuestem aber häufiger Erwähnung findet ist die Nummer drei, und sie zeigt, dass es keine Optionen sind.

Rehen sagt man es nach, wenn sie in die Scheinwerfer schauen. Auch andere Lebewesen machen es. Freeze. Einfrieren. Jedes Handeln einstellen. An Ort und Stelle erstarren. Und ich verstehe warum es nicht erkannt und erwähnt wird. Freeze ist kein Handeln, Fight und Flight sind mit Aktionen verbunden. Freeze wirkt dabei also besonders belastend, denn wir werden ohnmächtig. 

Warum ist das wichtig für uns als Künstler*innen? Diese Instinkte sind tief in uns. Sie treten auch auf wenn uns Dinge sehr wichtig sind und uns Angst machen. Die große Bewerbung beim Wettbewerb? Die Performance die auf der Grenze der Legalität liegt? Das Bild, von dem wir nicht wissen, ob es zu viel ist? Wenn uns etwas sehr wichtig ist, fühlt unser System, dass es um "sowas wie unser Leben" geht. Also werden unsere Umgänge grundlegender. Eine Schreibblockade? Vielleicht ein Freeze, weil wir Angst haben etwas in Angriff zu nehmen das uns oder alles verändern könnte. Ablenkung durch andere Aktivitäten? Flucht. Aggressiver Neid und Kritik gegen uns selbst? Kampf. 

Die Urinstinkte sind nützlich wenn es wirklich ums Überleben geht, aber schädlich wenn wir unseren Alltag schaffen wollen. Da braucht es dann Tools und Übung uns am Steuer unseres Selbsts zu halten. Zum Beispiel durch Übungen die uns erlauben unsere Umgebung wahr zu nehmen und damit klar zu machen, dass keine Gefahr besteht. Aber auch Übungen, die uns helfen klarer zu fassen, was wir tun müssen. Zum Beispiel die Frage nach der Fünf-Minuten-Aktion. Was kann ich innerhalb der nächsten fünf Minuten für mein Projekt tun? Und was in 30 minuten? Was in einer Stunde? Und so weiter. Aber dann mache ich nur den kleinsten Schritt, weil es am einfachsten und leicht ist und erlaubt jede Angst zu portionieren und Sicherheit aufzuladen. 


Kommentare

  1. Anonym22.7.24

    Zur Vollständigkeit: Es gibt mit "Fawn" noch eine vierte Reaktion in dieser Reihe.

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    1. Anonym22.7.24

      Okay, das wusste ich nicht. Wo kommt das her?

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    2. Anonym22.7.24

      https://www.simplypsychology.org/fight-flight-freeze-fawn.html

      Ich kenne die Ursprungsquelle nicht, aus der Stressforschung und dem Traumabereich.

      Andere Modelle erwähnen noch eine fünfte Option. Die ist aber der Totalausfall. Da weiß ich nicht, wie gesichert das Modell ist.

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