Barrierearm

Kunst machen bedeutet oft auch, dass wir Veranstaltungen und Orte organisieren müsssen. Von der Ausstellung bis hin zur Straßenmusik, vom Theaterstück über die Spoken Word Lesung bis hin zur Jamsession. Kunst braucht Orte, Künstler*innen brauchen Orte. Und nicht nur zum Veranstalten, sondern auch zum Arbeiten.

Bedürfnisse gibt es entweder eine ganz klare Auswahl, wenn ich zum Beispiel auf die Bedürfnispyramide von Maslow schaue, oder aber ganz individuelle, wenn ich mir bewusst mache, dass diese Umsetzung dieser Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein kann. Denn wie wir Bedürfnisse erfüllen können, das hängt von unseren Beschaffenheiten ab.

Rollstühle, Rolatoren, Kinderwagen, reizarme Umgebunden, Möglichkeiten sich zurück zu ziehen, Sitzplätze, Gebärdendolmetscher, Blindenschrift und so vieles mehr. Es gibt viele Schlagworte zu bedenken und zu bearbeiten, geht es um Barrierefreiheit. Leider sind viele Spielorte und Orte ohne Menschen geplant und gedacht worden, die eben von der Gesellschaft so mit behindert werden. Als Organisator*innen und Veranstalter*innen können wir in unsere Vorbereitungen aber ein paar Fragen mitnehmen, die uns helfen können.

"Wen schließen wir aktuell von der Veranstaltung aus?" So schön das Ideal der Barrierefreiheit ist, es ist sehr sicher davon auszugehen, dass wir in unseren bisherigen Planungen Menschen nicht bedacht haben. Es ist sogar möglich, dass wir auch durch diese Frage nicht alle finden, die wir vermutlich ausschließen. Trotzdem haben wir die Chance Menschen zu erkennen und Bedürfnisse, die wir bisher nicht abfedern in unseren Planungen. Wenn wir ein Bewusstsein anstreben und gute Gründe sehen diese Menschen miteinbeziehen zu wollen, dann sollten wir uns überlegen, wie das gehen kann.

Manchmal kann es auch sinnvoll sein nicht zu versuchen alle ein zu beziehen. Denn eine Barriere kann zum Beispiel die Sprache sein. Und auch wenn es schön wäre, wenn auch Menschen die nicht die üblichste Sprache am Veranstaltungsort sprechen mit ein zu schließen, müssen manchmal Aufwand und Nutzen ins Verhältnis gesetzt werden. Denn ja, es baut Barrieren ab, wenn alle Materialien in allen Sprachen die es gibt vorhanden sind oder das Programm mehrsprachig ist, aber eben auch nur, wenn wir absehen können, dass unser Publikum auch diese Bedürfnisse hat.

Dafür braucht es dann auch eigentlich immer Austausch. Wenn wir mit Künstler*innen zusammen arbeiten oder die Chance haben mit Publikum zu reden, können wir fragen, wie wir denn unsere Veranstaltung zugänglicher hätten machen können? "Was hättest du dir gewünscht?", ist eine sehr gute Frage um das eigene Wahrnehmen und Lernen umzusetzen. Vorrausgesetzt wir schaffen es dann, unser Ego und unsere Gewohnheiten zur Seite zu schieben. Ja, denn daran scheitert es manchmal.

So gibt es denn Veranstalter*innen, die höchstgradig allergisch reagieren, wenn mensch sie z.B. darauf hinweist, dass auf der Homepage zur Location der Hinweis fehlte, dass die Fahrstühle um mit dem Rollstuhl in den Oberrang zu kommen auf der Rückseite des Gebäudes sind.

Es wird nicht immer gehen alles für alle anzupassen. Aber es wird immer gerne gesehen sein von Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, wenn sich bemüht wird. Und manchmal entstehen daraus sogar ganz übliche Standards für Events. Wer also versuchte barrierearm zu werden, forscht immer auch an einer moderneren Gesellschaft mit.

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