Fünf Warums und ein Fisch
Eine der herausforderndsten Phasen von und für Kinder ist die so genannte "Warum-Phase". Für alles wird nach Gründen gefragt, wo wir Erwachsenen oft genervt sind, weil wir uns vielleicht schon an den Luxus gewöhnt haben, dass sich uns die Welt selbst erklärt. Oder sind genervt, weil wir es auch nicht wissen, die Fragen aber nicht aufhören. Oder sind einfach so genervt. Eltern sein ist nicht einfach. Kind sein auch nicht. Warum-Fragen sind aber wichtig.
Warum-Fragen sind für mich so was wie eine Spitzhacke. Sie durchbrechen festegesetzte Gründe und lockern den Boden auf. Sie bringen vieles gerne mal durcheinander, erlauben dann aber mit neuem Material und einem klareren Blick auf das Fundament zu schauen, was jetzt möglich ist. Die Schwierigkeit in unseren hochbeschleunigten Zeiten ist nur manchmal, dass wir uns zum einen nicht die Zeit nehmen die Fragen ordentlich zu stellen und damit zum anderen manchmal auf unsere*n innere*n Kritiker*in reinfallen. Denn es ist für diese innere Stimme oft sehr einfach auf das Warum eine gar nicht mal so nützliche Antwort zu finden.
"Warum ist meine Arbeit nicht so geworden, wie ich es wollte?"
"Weil ich nichts kannst."
Ja toll. Danke für nichts. Mit so einer Antwort von Innen (und auch von Außen) können wir nichts anfangen. Die Warum-Frage ist aber noch zu retten. Das sagt zum Beispiel Suzannah Lee im "little book of Kaizen", wo es um eine japanische Denkschule geht, welche Transformation und Veränderung in den Mittelnpunkt stellt. Und in dieser ist das Warum ein sehr wichtiger Part.
Die Technik der "Fünf Warums" oder eben prominenter als "Five Whys" bekannt, geht davon aus, dass das erste Warum nicht reichen wird. Genau wie es auch nicht möglich ist mit nur einem Schlag einer Spitzhacke den gesamten Boden auf zu machen. So empfiehlt diese Technik einen aufrichtigen Ton mit sich zu finden und dann aber wirklich an die Wurzel gehen zu wollen.
"Warum ist meine Arbeit nicht so geworden, wie ich es wollte?"
"Weil ich nichts kannst."
"Warum denke ich, dass ich nichts kann?"
"Weil ich mit der Technik die ich anwenden will wenig Erfahrung habe."
"Warum habe ich wenig Erfahrung mit der Technik?"
"Weil ich nicht sicher weiß wie sie funktioniert."
"Warum weiß ich nicht wie die Technik funktioniert?"
"Weil ich sie nach dem ersten Sehen nicht recherchiert habe."
"Warum habe ich sie nicht recherchiert?"
"Weil ich nicht weiß, wo ich etwas über diese Technik herausfinden kann."
Natürlich ist dieses Beispiel von mir jetzt gelenkt und daher für euch beim Lesen vermutlich sehr unterschiedlich stark. Aber was nicht zu leugnen ist, dass in dem Durcharbeiten dieser Fünf Warums schon diverse Informationen stecken. Was am Anfang nur selbstzerstörerische Selbstablehnung war, hat jetzt Hinweise auf Bereiche in denen wir etwas tun können. Denn dann geht es um Technik (etwas nicht beherrschen), um Wissen (nicht genug zur Technik erfahren haben) und auch um Zeit (etwas nur ein mal angesehen haben). Diese Technik der Fünf Warums lässt sich schon ganz gut und nützlich umsetzen. Leider denke ich nicht immer selbst daran, aber auch in vielen Momenten die nichts mit Kunst zu tun haben, helfen mir weitere Warum-Fragen oft, an den wahren Kern der Sache zu kommen und nicht auf meine Erstgedanken reinzufallen.
Die wichtige Faustregel ist also: Wir starten beim Problem, fragen und warum, denken nach, schreiben die Antwort auf. Dann nehmen wir die Antwort als das neue Problem und fragen uns wieder warum. Und das wiederholen wir, bis wir fünf mal Warum gefragt haben. Die japanische Denkschule hat das ganze aber noch fortgesetzt, weil die meisten Probleme einfach nicht nur eine Dimension haben.
Die erweiterte Technik heißt "ishikawa", was sich mit "Fischgräte" übersetzen lässt. Wenn wir unser Problem an den Anfang setzen und alle Warums gerade herunter (oder seitlich, das ist eigentlich egal) aufschreiben auf einer Linie, dann bleibt daneben ganz viel Platz. Und den können wir dafür nutzen, um uns bei jedem Warum zu fragen, ob es nicht noch weitere Gründe gibt. Diese zeichnen wir dann als eigene Punkte abgezweigt auf und gehen wieder die insgesamt Fünf Warums durch.
"Warum ist meine Arbeit nicht so geworden, wie ich es wollte?"
"Weil ich nicht genug Zeit hatte."
"Warum hatte ich nicht genug Zeit?"
"Weil ich mich von einem Anruf habe stören lassen."
"Warum habe ich mich von einem Anruf stören lassen?"
"Weil ich mein Handy beim Arbeiten laut gestellt hatte."
"Warum war mein Handy beim Arbeiten laut gestellt?"
"Weil ich vergessen habe es aus zu machen."
"Warum habe ich vergessen es aus zu machen?"
"Weil ich mich aufs Arbeiten nicht vorbereitet habe."
Auf dem zweiten Pfad bzw. der Gräte finden wir also weitere, andersartige und sekundäre Gründe, die mit dem Problem zu tun haben. Hatte der Hauptpfad noch einen Fokus für unsere Technik, geht es jetzt aber auch um Vorbereitung und Rahmenbedingungen.
Wer den ganzen Fisch machen möchte, kann an jeder Stelle der Warum halt nochmal abbiegen, so dass eine Art "Warum-Flowchart" entsteht. Wichtig dabei, die Fünf Warums zählen immer ab dem anfänglichen Problem und werden nicht zurückgesetzt. Ich kann also auch auf dem Hauptpfad beim vorletzen Warum überlegen, ob mir noch andere Gründe einfallen.
Die Erfinder*innen der Methode sagen, dass das ganze am Ende eben wie ein Fischskelett aussehen soll. Ich sag es sehr ehrlich, dafür braucht es Übung. Meine ersten "Fische" sahen schrecklich aus, was nichts daran ändert, dass sie inhaltlich sehr hilfreich für mich waren.
Wenn auch ich das noch nicht getestet habe, kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass diese Methode auch gut mit Gruppen und Teams funktionieren kann. Da kann sich dann sogar auf bestimmte Themen und Bereiche fokussiert werden. Wenn das Problem am Kopf steht, was sind die Antworten auf das Warum von den verschiedenen Abteilungen oder Zuständigkeiten unseres Teams?
Macht mit dem Fisch was ihr wollt, ich habe ihn auf jeden Fall immer sehr gerne mit in meinem Werkzeugkasten dabei.
Warum-Fragen sind für mich so was wie eine Spitzhacke. Sie durchbrechen festegesetzte Gründe und lockern den Boden auf. Sie bringen vieles gerne mal durcheinander, erlauben dann aber mit neuem Material und einem klareren Blick auf das Fundament zu schauen, was jetzt möglich ist. Die Schwierigkeit in unseren hochbeschleunigten Zeiten ist nur manchmal, dass wir uns zum einen nicht die Zeit nehmen die Fragen ordentlich zu stellen und damit zum anderen manchmal auf unsere*n innere*n Kritiker*in reinfallen. Denn es ist für diese innere Stimme oft sehr einfach auf das Warum eine gar nicht mal so nützliche Antwort zu finden.
"Warum ist meine Arbeit nicht so geworden, wie ich es wollte?"
"Weil ich nichts kannst."
Ja toll. Danke für nichts. Mit so einer Antwort von Innen (und auch von Außen) können wir nichts anfangen. Die Warum-Frage ist aber noch zu retten. Das sagt zum Beispiel Suzannah Lee im "little book of Kaizen", wo es um eine japanische Denkschule geht, welche Transformation und Veränderung in den Mittelnpunkt stellt. Und in dieser ist das Warum ein sehr wichtiger Part.
Die Technik der "Fünf Warums" oder eben prominenter als "Five Whys" bekannt, geht davon aus, dass das erste Warum nicht reichen wird. Genau wie es auch nicht möglich ist mit nur einem Schlag einer Spitzhacke den gesamten Boden auf zu machen. So empfiehlt diese Technik einen aufrichtigen Ton mit sich zu finden und dann aber wirklich an die Wurzel gehen zu wollen.
"Warum ist meine Arbeit nicht so geworden, wie ich es wollte?"
"Weil ich nichts kannst."
"Warum denke ich, dass ich nichts kann?"
"Weil ich mit der Technik die ich anwenden will wenig Erfahrung habe."
"Warum habe ich wenig Erfahrung mit der Technik?"
"Weil ich nicht sicher weiß wie sie funktioniert."
"Warum weiß ich nicht wie die Technik funktioniert?"
"Weil ich sie nach dem ersten Sehen nicht recherchiert habe."
"Warum habe ich sie nicht recherchiert?"
"Weil ich nicht weiß, wo ich etwas über diese Technik herausfinden kann."
Natürlich ist dieses Beispiel von mir jetzt gelenkt und daher für euch beim Lesen vermutlich sehr unterschiedlich stark. Aber was nicht zu leugnen ist, dass in dem Durcharbeiten dieser Fünf Warums schon diverse Informationen stecken. Was am Anfang nur selbstzerstörerische Selbstablehnung war, hat jetzt Hinweise auf Bereiche in denen wir etwas tun können. Denn dann geht es um Technik (etwas nicht beherrschen), um Wissen (nicht genug zur Technik erfahren haben) und auch um Zeit (etwas nur ein mal angesehen haben). Diese Technik der Fünf Warums lässt sich schon ganz gut und nützlich umsetzen. Leider denke ich nicht immer selbst daran, aber auch in vielen Momenten die nichts mit Kunst zu tun haben, helfen mir weitere Warum-Fragen oft, an den wahren Kern der Sache zu kommen und nicht auf meine Erstgedanken reinzufallen.
Die wichtige Faustregel ist also: Wir starten beim Problem, fragen und warum, denken nach, schreiben die Antwort auf. Dann nehmen wir die Antwort als das neue Problem und fragen uns wieder warum. Und das wiederholen wir, bis wir fünf mal Warum gefragt haben. Die japanische Denkschule hat das ganze aber noch fortgesetzt, weil die meisten Probleme einfach nicht nur eine Dimension haben.
Die erweiterte Technik heißt "ishikawa", was sich mit "Fischgräte" übersetzen lässt. Wenn wir unser Problem an den Anfang setzen und alle Warums gerade herunter (oder seitlich, das ist eigentlich egal) aufschreiben auf einer Linie, dann bleibt daneben ganz viel Platz. Und den können wir dafür nutzen, um uns bei jedem Warum zu fragen, ob es nicht noch weitere Gründe gibt. Diese zeichnen wir dann als eigene Punkte abgezweigt auf und gehen wieder die insgesamt Fünf Warums durch.
"Warum ist meine Arbeit nicht so geworden, wie ich es wollte?"
"Weil ich nicht genug Zeit hatte."
"Warum hatte ich nicht genug Zeit?"
"Weil ich mich von einem Anruf habe stören lassen."
"Warum habe ich mich von einem Anruf stören lassen?"
"Weil ich mein Handy beim Arbeiten laut gestellt hatte."
"Warum war mein Handy beim Arbeiten laut gestellt?"
"Weil ich vergessen habe es aus zu machen."
"Warum habe ich vergessen es aus zu machen?"
"Weil ich mich aufs Arbeiten nicht vorbereitet habe."
Auf dem zweiten Pfad bzw. der Gräte finden wir also weitere, andersartige und sekundäre Gründe, die mit dem Problem zu tun haben. Hatte der Hauptpfad noch einen Fokus für unsere Technik, geht es jetzt aber auch um Vorbereitung und Rahmenbedingungen.
Wer den ganzen Fisch machen möchte, kann an jeder Stelle der Warum halt nochmal abbiegen, so dass eine Art "Warum-Flowchart" entsteht. Wichtig dabei, die Fünf Warums zählen immer ab dem anfänglichen Problem und werden nicht zurückgesetzt. Ich kann also auch auf dem Hauptpfad beim vorletzen Warum überlegen, ob mir noch andere Gründe einfallen.
Die Erfinder*innen der Methode sagen, dass das ganze am Ende eben wie ein Fischskelett aussehen soll. Ich sag es sehr ehrlich, dafür braucht es Übung. Meine ersten "Fische" sahen schrecklich aus, was nichts daran ändert, dass sie inhaltlich sehr hilfreich für mich waren.
Wenn auch ich das noch nicht getestet habe, kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass diese Methode auch gut mit Gruppen und Teams funktionieren kann. Da kann sich dann sogar auf bestimmte Themen und Bereiche fokussiert werden. Wenn das Problem am Kopf steht, was sind die Antworten auf das Warum von den verschiedenen Abteilungen oder Zuständigkeiten unseres Teams?
Macht mit dem Fisch was ihr wollt, ich habe ihn auf jeden Fall immer sehr gerne mit in meinem Werkzeugkasten dabei.
Uff... Ja, spannend. An Ishikawa Diagramme hab ich seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht. Das ist doppelt interessant für mich, weil ich es tatsächlich ursprünglich nur aus dem Team-Kontext kenne und damit in Workshops gearbeitet habe. Aber das ist nie in meine private Methodensammlung übergegangen. Dass es bei dir quasi andersrum war, ist irgendwie witzig. :)
AntwortenLöschenDanke für den Reminder jedenfalls und die 5 Whys nehme ich sehr gerne mit. Ich bringe mir das Fragen stellen ja erst wieder bei, was wohl auch viel damit zu tun hat, wie sehr ich als Kind gelernt habe, dass es nervt... Es mich nichts angeht... Oder Dinge einfach so sind, "damit ich mich drüber wundere". Meine Eltern waren pädagogisch, sagen wir, ausbaufähig. ;)
Aber danke dir für diesen Beitrag. Dazu werd ich gleich ein bisschen auf Papier denken und ein bisschen in meinem alten Unikram stöbern. :)