Der Artikel der mir nicht gelingen will
Also, die Sache ist die: Ich habe diesen Artikel den ich eigentlich schreiben mag, aber ich bekomme es einfach nicht hin. Es geht um ein Thema, das in gewisserweise von mir gekommen ist, aber für mich schon so ein Standard in meinem Denken ist, dass es mir richtig schwer fällt, dazu etwas zu schreiben. Ich komme mir dann vor, als sollte ich erklären, wie mensch atmet. Auch wenn es nicht so ist. Aber ich mag gerne darüber schreiben, wie schwierig es eben sein kann, sein eigenes Denken zu erklären und auch zu kennen. Denn das ist nicht ganz einfach. Sonst gebe es nicht so viel Forschung in der Psychologie, wenn das alles simpel wäre. Und manchmal kann es simpel sein, und ist es eben doch nicht.
Der Artikel denn ich da schreiben mag, ist davon inspiriert, dass eine befreundete Künstlerin mir gesagt hat: "Darüber solltest du mal was schreiben." Was grundsätzlich eigentlich richtig cool ist, weil es ein Feedback und eine motivierende Aussage ist. Und dann aber auch wieder gar nicht so cool, weil wenn etwas für mich alltgälich ist und es jemanden anderen stark inspiriert oder deren Denken verändert, dann liegt die große freigesetzte Energie ja bei diesem Menschen und nicht bei mir. Ich steuere also fast gedanklich auf den Punkt zu dieser Person zu sagen: Vielleicht solltest du darüber schreiben?
In all diesen Aussagen die ich da treffe, da liegen Widersprüche. Eine Sache, die wir auch oft in uns selbst finden können. Viele Menschen empfinden Widersprüche als störend und anstrengend. Weil sie einen gewünschten Zustand der Harmonie stören. Ob das dann wirklich so ist, sei mal dahin gestellt.
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Ich kriege es nicht hin. Es ist der fünfte Entwurf für diesen Artikel. Und wieder habe ich einen Kipppunkt beim Schreiben, wo ich denke, dass es so nicht klar wird worum es gehen soll und warum das wichtig sein kann. Ich bekomme mich nicht an die Position, dass ich mag was ich dazu schreibe und mich auch nicht in dahin zu glauben, dass das was ich da ausdrücken möchte so ein besonders großer Gedanke ist. Und das kann damit zu tun haben, dass der Gedanke vielleicht wirklich nicht groß(-artig) ist, aber seine Umsetzung große Wirkung haben kann. Ich lasse den ganzen Quatsch davor jetzt stehen und schreibe gleich einfach den Gedanken so kurz und deutlich stehen wie mir möglich ist. Und dann gucken wir was passiert. Den Kram davor lasse ich stehen um einen Blick hinter die Kulissen zu bieten. Wäre das hier mein Notizbuch, könnte ich es auch nicht einfach löschen.
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Der Gedanke:
Bei einigen Gegensätzen müssen wir uns Fragen, ob sich die Gedanken und Gefühle in uns wirklich widersprechen oder gerade nur gleichzeitig passieren.
So. Da ist das Ding. Eigentlich gar nicht so schwer zu formulieren und doch fällt es mir schwer auszudrücken, warum dieser Gedanke für mich wichtig ist und vermutlich auch eben eine befreundete Person inspiriert hat. Viele von uns streben immer bei allem Harmonie an. Wir wollen, dass es uns gut geht. Klar, wer möchte sich schon scheiße fühlen oder unglücklich sein? In einem Podcast sagen Rich Roll und Brad Stulberg, dass wir "westlichen Menschen" unsere Dualismen lieben. Also ein System, in dem sich zwei Faktoren gegenüberstehen. Dazwischen kann dann noch ein Skala sein, die uns erlaubt zwischen "geil" und "scheiße" zu pegeln, damit wir am Ende aber auf jedes "Wie geht es dir?" doch nur "Muss 'ne?" sagen. Doch in ihrem Gespräch sagen die Beiden auch, dass wir damit in anderen Kulturen nicht besonders weit kommen würden mit dieser Denkweise. Und auch wenn ich nicht in den anderen Kulturen aufgewachsen bin, glaube ich ein Teil des Konzeptes übernommen zu haben.
Ich glaube viele Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen werden dass auf ihrer Reise zum Beispiel auch erfahren haben: Sie können noch so glücklich sein in ihrem Leben, sie werden trotzdem immer ein Trauma haben, einen Verlust, eine Depression, eine Erkrankung und sie müssen akzeptieren lernen, dass das auch immer eine Gleichzeitigkeit haben kann. Und in der Gleichzeitigkeit einen der Aspekte der Auftritt zu unterdrücken, dass ist oft gar nicht so gesund. Wenn ich zum Beispiel sehr gerne unter Menschen bin, aber trotzdem gerade mein sozialer Akku niedrig ist, dann schade ich mir nur selbst und verbrauche zusätzliche Energie, wenn ich "so tue als ob". Eine Sache die wir aber häufig erlernen. Über Gesellschaft, Familie und andere Einflüsse. Und dann ist es besser auf der Arbeit nicht zu sagen, dass es einem schlecht geht, weil wir ja immer nett und freundlich und proffesionell sein müssen. Und dann halten wir nicht gut aus, dass wir gerade froh sind, dass wir unseren Traumjob bekommen haben, aber dafür unsere Heimatstadt verlassen müssen. Und wenn ich wollte, würden mir noch viele Beispiel mehr einfallen.
Viele Momente unseres Lebens zeigen, dass wir die Gleichzeitigkeit der Dinge aushalten müssen. So können wir zum Beispiel mit uns selbst als Charakter gerade sehr glücklich sein und trotzdem unser Leben nicht toll finden. Oder wir können reich und schön und noch zig andere begünstigende Faktoren haben und trotzdem unglücklich sein, auch wenn andere denken, dass wir doch glücklich sein müssten. Besonders wenn wir auf neues treffen, wir ein bisschen überfordert werden, kann dieses Aushalten der Gleichzeitigkeit gut sein. Ich lache aus Verlegenheit wenn ich etwas neues lerne, bei dem ich komplett versage. Ich will es lernen, aber mir ist unangenehm, dass ich es noch nicht kann. Eine kleine Überforderung kommt in mir auf und dann fange ich an zu lachen. Aber was ich nicht machen mag ist wegen dieser Reaktion abbrechen und aufhören. Denn dann verliere ich den Teil des Lernens, den meine Neugierde erfüllt sehen will.
HA! Da ist er wieder. Der Kipppunkt. Plötzlich weiß ich nicht mehr, ob das eine Bedeutung hat, dass ich diesen Gedanken teile und beschreibe. Und jetzt erkenne ich aber: Ich kann das auch gar nicht wissen. Dafür lasse ich ihn jetzt nämlich frei ins Internet, erforsche - schon wieder - ob ich da noch mehr oder besser drüber reden/scheiben kann und lasse euch entscheiden, ob euch das jetzt etwas genutzt hat oder nicht. Weil ich nutze diesen Gedanken jeden Tag und es befreit mich.
So werde ich dann jetzt nämlich den Gegensatz und die Gleichzeitigkeit aushalten, dass ich diesen Artikel hier gar nicht so gelungen finde und das jemand von euch aber super wertvoll und hilfreich finden kann.
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