Wenn Scheiße, dann mit Schwung
In meinem Leben hat es mich an viele Orte und in viele Berufe verschlagen. Die größte Überraschung für viele Menschen die mich kennenlernen ist dabei oft, dass ich mal ein Weilchen bei der Bundeswehr war. Was wenn mensch mich von Außen sieht wirklich überraschend ist, nicht nur weil ich recht häufig dann doch eine wilde Frisur habe, die zum empfohlenen Haarstil dort wirklich nicht passt, hat für mich innen drin an vielen Stellen Sinn ergeben. Jetzt ist das Ganze aber auch so lange her, dass es auch für mich immer wieder überraschend ist, dass ich mal da war. Es liegt aber nicht daran, dass ich über die Zeit meine Erinnerung an diesen Ort romantisiere, sondern es war wirklich so: Ich habe da einiges nützliches Zeug gelernt. Und eine unfassbare Auswahl an (dummen) Sprüchen.
Der aus der Überschrift, der ist auch so einer. Aber leider einer, der mir immer wieder gerne einfällt. Zum Beispiel in Momenten wie in dieser Woche. Denn ich habe eigentlich nicht das Gefühl, dass ich diese Woche gute Blogartikel schreibe. Irgendwie verpasse ich meine eigene Sprache die ich gerne hätte, habe Angst das welche von meinen negativen Emotionen in meinen Ton hier rüber schwappen. Da ist Zweifel, da ist Verunsicherung. Und in den inneren Widerständen taucht der einfachste und unnötigste Gedanke auf:
Hör doch auf. Lass es doch sein. Das ist am einfachsten. Der metaphorische Teufel plöpt auf und sagt: "Na komm, nur einen Tag aussetzen. Merkt doch eh keine*r, liest doch eh kaum jemand. Fragt doch eh keiner nach." Und wo sonst in diesem Bild irgendwo gegenüber ein Engel auftauchen würde, rausche ich einfach selbst dazwischen: "Doch, ich würde das merken. Also halt's Maul!" Und so schön dieser Widerspruch ist, braucht es am Ende halt eben Handlung um die Teufelchen zu vertreiben.
Aber da hilft mir eben dieses Zitat immer wieder. Weil auch wenn alles Mist ist was mensch glaubt so zu machen, es kann einem dann halt nicht weggenommen werden, dass mensch weiter gemacht hat. Denn klar: Wenn jemand etwas sehr schlecht macht, ist das ärgerlich. Aber wenn jemand das durchzieht, dann gibt es einen Kipppunkt und ab dem Finden es die Menschen dann wieder doch irgendwie cool und beeindruckend. Ich schätze, weil wir einfach alle schon mal in etwas scheiße waren oder unzufrieden mit uns. Und vielleicht kennen wir das Gefühl oder den Wunsch dann doch durchziehen zu können.
Also, mit den selben Spielregeln die damals bei diesem komischen Verein galten:
So lange ihr euch und niemand anderen damit gefährdet, zieht auch durch wenn ihr auf dem Holzweg seid. Wenn Scheiße, dann mit Schwung.
Am Wichtigsten ist es natürlich, dass du das in erster Linie für dich selbst schreibst, aber falls es hilft: Ich lese den Blog sehr gerne und er sorgt dafür, dass ich selbst mit einem anfangen möchte.
AntwortenLöschenDanke sehr. Das ist auch sehr nett zu lesen.
LöschenGanz im Ernst... Ich bin immer wieder beeindruckt davon, wie du dir selbst die Impulse verpasst, für die mensch sonst häufig jemanden von außen braucht. Ich weiß, dass das Arbeit ist, eine Haltungsfrage und jedes Mal eine aktive Wahl/Entscheidung. Aber puh... Ich bin dankbar, auch solche Gedanken zu lesen und nicht nur die Inhalte, die es durch deinen eigenen Qualitätsfilter schaffen. Daran arbeite ich noch und manchmal schaffe ich es, manchmal nicht. Aber, wenn ich es schaffe, nicht darüber nachzudenken und ehrlich (mit mir und anderen) zu sein, sind genau DAS die Momente, die am meisten Verbindung herstellen. Das merke ich gerade an unterschiedlichen Stellen und das fühlt sich toll an.
AntwortenLöschenIch kann und mag dir sagen, dass auch dein Blog täglich ein bisschen dazu beiträgt, mit mir und meinen Gedanken anders umzugehen oder Entscheidungen anders zu treffen. Sie anders und offener zu teilen, weil das wiederum Räume für andere öffnet, sich mitzuteilen. Daher bin ich immer wieder dankbar, wenn du nicht nur die guten/schlauen Impulse teilst, sondern auch die Schattenseiten, die den Rest einordnen und noch deutlicher abheben. Auch dazu denke und arbeite ich gerade viel.
Und der andere Kommentar hier ermutigt mich zu folgender Offenbarung: Ich habe selbst angefangen, erste Blogartikel zu schreiben und verhandle noch mit meinem Web-Menschen wie und wo ich ihn aufsetzen werde und tüftle am Titel. Die ersten Texte stehen tatsächlich bereits, auch wenn ich noch keine klare Ausrichtung dafür habe. Das ist aber egal und die Arbeit daran macht Spaß und fühlt sich befreiend an. Genauso wie die Tatsache, dass es jetzt kein Geheimnis mehr ist, sondern jetzt hier steht. :)
Danke, dass du weitermachst und nicht auf die Zweifel hörst. Und auch, wenn es sich vorher nicht so anfühlt: Irgendwen erreicht, was du schreibst. Vielleicht nicht immer sofort, aber es wird die richtigen Seelen finden, die damit etwas machen. Auch das lerne ich grade: "Damit Worte Bedeutung erhalten, müssen sie gelesen werden." Texte sind nicht von sich aus gut oder wertvoll, sondern setzen erst dann Energie frei, wenn drei Pole im Stromkreis miteinander verbunden werden - Autor:in, Text und Leser:in. (Kae Tempest)
Danke für deinen Kommentar und das Vertrauen hier deine Pläne offen zu legen. Das bedeutet mir auch was, wenn das hier möglich ist.
LöschenZu einem Aspekt aus deiner Nachricht mag ich etwas einordnen: Wieviel Einfluss und Impulse von Außen auf mich eingewirkt haben wenn ich zu solchen Gedanken komme, das kann ich gar nicht sicher benennen. Ich hatte bestimmt auch schon den ein oder anderen originellen Gedanken, aber sovieles an Erinnerung ist passiv und nicht von uns selbst begehbar, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass alles nur von Innen gekommen ist.
Dass ich im Inneren zu solchen Ergebnissen kommen kann, liegt mit daran, dass ich im Außen versuche eine gute Offenheit für Impulse zu haben. Ich meine, ich finde die Bundeswehr wirklich nicht super, meist nicht mal gut, aber diese Bewertung kann ich außen vor lassen wenn ich mich frage, ob ich dort für mich sinnvolle Dinge gelernt habe. Dann ist die Antwort deutlich für mich.
Ich glaube diese Offenheit hilft.