Energien
Ein Blog voller Tipps, ein Haufen guter Ideen, ein Archiv mit zig Impulsen für kreative Menschen, Künstler*innen, Leute die es vielleicht noch werden wollen. Das ist alles schön und gut. Und nützlich. Aber selbst die besten Systeme, Tools, Ideen und Impulse fallen nicht auf fruchtbaren Boden, wenn keine Energie da ist. Und das höre ich dann mich und auch andere oft sagen, "Ich habe gerade keine Energie dafür". Und dann ruhe ich mich einen Tag aus, aber habe trotzdem immer noch keine Energie. Was ist da passiert?
Ich war froh, dass ich lernen durfte, dass das was wir Energie nennen, in verschiedenen Formen auftreten kann. Denn wenn mein Akku für eine bestimmte Energie alle ist, kann es sein, dass "Ruhe" gar nicht die Lösung ist. Unterschiedliche Energien brauchen verschiedene Aufladungen.
Ohne irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit hier eine Liste mit Energien, die die ich - für mich - ausmachen konnte und lernen konnte wieder auf zu füllen.
Körperliche Energie
Das ist vermutlich die, welche wir alle sofort kennen und benennen können. Wenig Schlaf, wenig Essen, wenig Trinken, viel körperliche Ertüchtigung und Beschäftigung und unser Körper meldet uns zurück, dass der Tank langsam leer ist. Die Qualität unserer Ernährung, unseres Schlafes, die allgemeine Fitness (Vorsicht: Fitness ist nicht die Sportlichkeit eines Körpers) und unsere Gesundheit spielen hier deutlich ein. Und es ist wichtig, dass wir die Sensoren für diese Energie ernstnehmen und gut einstellen.
Denn wenn unser Körper nicht bekommt was er braucht, schaltet er uns irgendwann vorläufig ab. Und das kann dann zum Beispiel in Form von Burnout, Ohnmacht, Krankheit und weiteren Zuständen enden. Auf die Grundbedürfnisse zu achten ist also dabei ein wichtiger Faktor. Wichtige Wendung bei dem ganzen: Das was dem Körper hilft, kann bei übermäßiger Anwendung aber auch wieder schaden. Es ist eine Waage die eingestellt werden mag. Denn der überfressende Bauch, zu viel Schlaf, zu viel Bewegung nehmen uns wieder Energie. Vieles was den Körper betrifft hat auch mit Gewohnheiten zu tun.
Willenskraft
Noch habe ich das Buch von Roy Baumeister und John Tierney zum Thema und mit Namen "Willpower" nicht gelesen, aber ich habe schon eine Menge aus Alexi Pappas Ausführung in ihrer Biografie "Bravey" dazu gelernt. War ja auch schon ein eigener Artikel hier auf der Seite. Zusammenfassend sei gesagt, dass die beiden zuerst genannten miterforscht haben, dass unsere "Energie" um Entscheidungen zu treffen eine eigene Ressource ist, die wir verbrauchen aber auch wieder aufladen können. Dass kann also bedeuten, dass wenn ihr denkt ihr wäret nicht gut darin Entscheidungen zu treffen, dass es auch sein kann, dass es da irgendwelche Vampire gibt, die euch die Willenskraft abziehen, bevor ihr überhaupt dazu kommt die wichtigen Entscheidungen zu treffen.
Was Alexi Pappas beschreibt und ich für mich auch als sinnvoll entfunden habe, ist sich eine Übersicht zu schaffen, mit zwei wichtigen Skalen: Ist etwas gut/schlecht für mich? Gibt oder verbraucht es Energie? Die daraus entstehende Übersicht kann helfen zu entscheiden, was mensch tun mag. So kann es wirklich mal gut sein, sich denn Abend vor der Glotze zu erlauben, wenn wir mit Hilfe so einer Übersicht herausfinden, dass das zwar ein bisschen schlecht für mich (und meine Ziele) ist, aber mir einen Haufen Energie zurück gibt. Dinge die nur schlecht sind und viel Energie kosten, müssen vielleicht ganz das eigene Leben verlassen.
Neben Pappas Tools, gibt es auch die Strategie kleine Entscheidungen für den nächsten Tag schon am Vorabend zu treffen. Modern anerkannt ist da zum Beispiel so etwas wie "Mealprep", wo das Mittagessen für den nächsten Tag schon heute gekocht wird, damit es am nächsten Tag oder den nächsten Tagen erledigt ist. Sowas, auch wenn wir das immer mit Kindern verbinden, können wir aber auch mit unserer Kleidung oder unserer Tasche für den nächsten Tag machen. Wenn ich mit dem bisschen Rest an Energie die ich am Abend habe schon ein paar Entscheidungen für den nächsten Tag einspare, pegelt sich meine Willenskraft irgendwann ein bisschen neu ein, weil ich dann höhere Ressourcen am Tag habe, wenn ich sie brauche.
Hoffnung
In ganz vielen Fällen wird Hoffnung als Licht dargestellt. Für viele ist sie dieses Abstrakte Konzept und es stimmt schon, sie lässt sich mit vielem Auffüllen, was für uns ganz individuell wichtig sein kann. Für mich ist Hoffnung eine Energie, die es sich zu kultivieren lohnt. Denn das Bild mit der Hoffnung ist ja oft, dass wir zum Licht hinlaufen. Aus meiner ahnunglosen Perspektive ergibt das auch historisch betrachtet Sinn. Licht bedeutet Wärme, aber sehr viele Lichtquellen bedeuten auch, dass dort vorraussichtlich andere Menschen sind. Und das erfüllt für uns viele Grundbedürfnisse.
Wenn ich mir die Hoffnung als dieses Licht vorstelle, dann kann ich dort Dinge reinstellen, die ich gerne erleben möchte. Das können zum Beispiel verschiedene akzeptierte Zukünfte sein, wie sie im "Longpath-Mindset" eine Rolle spielen. Das und das Thema Hoffnung habe ich in diesem Artikel auch schon mal angeschnitten. Die Grundlage der Überlegung ist, sich nicht nur eine Zukunft für sich vorzustellen, sondern ganz viele, die mensch akzeptieren kann.
Ein Beispiel: Ich würde gerne auch in Zukunft mit meiner Wahlfamilie wie ich jetzt lebe zusammen leben. Das kann in einem gemeinsamen Haus sein (Zukunft 1), in einem Beihaus auf dem selben Gelände (Zukunft 2), auf einem gemeinsamen Hof (Zukunft 3), so wie es jetzt schon ist (Zukunft 4) und mir fallen noch einige weitere ein. Was ich nicht akzeptieren mag, wenn die Verbindungen abbrechen und wir nicht mehr Zusammenleben. Das wäre in unserem Bild mit der Hoffnung vermutlich der Schatten. Natürlich gibt es in den "akzeptierten Zukünften" auch welche, die mehr wünschenswert sind als andere, oder realistischer. Aber sich mehrere Versionen vorstellen hilft mir, mir auch klar zu machen, dass es mehr als nur einen Weg gibt, um diese Zukünfte zu erreichen. Denn ob unser Zusammenleben später durch unsere Arbeit finanziert ist, weil Mieten gratis ist oder wir im Lotto gewinnen, das wäre für mich alles akzeptabel, aber manches angenehmer als anderes. Wenn ich aber mehrere mögliche Ausgänge akzeptieren und vor Augen haben kann, gibt es auch mehr kleine Schritte, die in diese Richtung führen können. Denn so wohl wenn ich Arbeiten gehe, aber auch wenn ich Lotto spiele, kann ich die Hoffnung anfüttern.
Und es gibt viele Überzeugungen und Forschungen, die sagen, dass zum Beispiel Ziele, eine Blickrichtung oder auch beständige Arbeit an etwas uns mehr Lebenswillen und mehr Lebensqualität geben. Und da ist schon was dran, würde ich jetzt mal so sagen.
Konzentration
Die Energie die es uns erlaubt beständig mit unserem Kopf an einer Sache zu arbeiten. Spannend dabei ist, dass es nicht mal bewusst sein muss. Denn wir können auch sehr gut höchstgradig konzentriert an etwas arbeiten und geraten so tief in einen Flowzustand, dass wir nicht mehr jeden einzelnen Schritt und jede einzelne Aktion im Gedächtnis behalten werden oder voll erfassen. Darum geht es aber auch nicht unbedingt bei Konzentration. Außerdem hängt das mit den "Stufen der Kompetenz" zu tun, aber dazu kommt auch noch wann anders mal ein Blogbeitrag.
Konzentration hängt auch oft mit unserer körperlichen Verfassung zusammen, denn ein nicht erfülltes Bedürfnis kann sehr schnell sich ins Denken und Fühlen einmischen. Also hilft es auch schon, gut darauf zu achten, was unser Körper braucht. Und das kann sich dann für die Konzentration auch für unsere Rahmenbedingungen auswirken. Oft beschreiben Menschen ja, dass sie plötzlich aufräumen und putzen, anstatt ihre Arbeit zu machen und sehen das dann als Vermeidungstaktik. Da bin ich häufig skeptisch. Denn ich kann gut verstehen, dass wenn mein Arbeitsplatz unordentlich oder eklig ist, ich mich in meinem Haus nicht wohlfühle, ich dann den Fokus nicht finden kann. Und die eine Lösung, die wie Ablenkung aussieht, ist eben dann aufzuräumen, wenn mensch eigentlich arbeiten wollte. Die andere hat inzwischen ein ganzes Geschäfts- und Arbeitsmodell zu Tage gefördert: Das Haus verlassen. Was Studierende in der Biblithek der Uni schon immer haben, gibt es für alle Laptop-Jockeys inzwischen auch als Co-Working-Spaces. Ausgestattet mit allem was mensch zum Arbeiten braucht und einer ganz großen Stärke: Mensch ist nicht selbst für die Ordnung und Sauberkeit des Ortes zuständig. Die Ablenkungen durch alles, was sonst unseren eigenen Haushalt so lebenswert macht (oder uns auch nervt) fällt weg.
Nicht für alle Leute funktioniert so ein Ortswechsel, aber eine Auseinandersetzung damit was ein gutes Arbeitsumfeld braucht, ist sehr wichtig um Konzentration pflegen zu können. Meine Strategie sind tatsächlich aufgeräumte Arbeitsplätze, manchmal Co-Working und feste Zeiten. Aber nicht für alle funktioniert das so. Manche brauchen das inspirierende Chaos und den heftigen Arbeitsimpuls wenn der Blitz im Gehirn einschlägt. Und natürlich gibt es ganz viele kleine Wahrheiten dazwischen, dass zum Beispiel bestimmte Aufgaben das eine und andere was anderes brauchen. Oder das wenn wir eine bestimmte Zeit auf eine Art gearbeitet haben, sich das vielleicht aufbraucht. Und da kann es dann gut sein die eigenen Stelleschrauben, Rahmenbedingungen und Regeln zu kennen und zu schauen was passiert, wenn mensch an einzelnen davon dreht.
Kleiner Tipp der auch manchmal für mich funktioniert. Kleine Resets einplanen. Ich mache jetzt diesen Artikel hier fertig, aber danach muss ich heute noch an einem anderen Projekt arbeiten. Um einen Abschluss mit dem Artikel zu finden, werde ich zwischen den beiden Aufgaben zu finden, habe ich mir 20 Minuten Lesezeit als Pause eingeplant. Danach habe ich ausreichend von der alten Aufgabe abgelegt, dass ich gut in die neue starten kann.
Kreativität
Je mehr ich darüber lese und selbst lerne, was andere Menschen darüber sagen, wie Kreativität und Kunst funktionierten, komme ich zu dem Schluss, dass sie auch eine Art Energie sein könnte. Denn sie kann uns ausgehen, was vielleicht mit Willenskraft und Konzentration zusammenhängt. Aber wir können sie auch pflegen in dem wir Impulse sammeln und uns immer mal wieder trauen, sie auszuprobieren.
Julia Cameron empfiehlt dafür zum Beispiel "Artist Dates". Termine an denen die kreative Person alleine los geht und sich mit sich verabredet um sich Kunst anzuschauen, oder auch anders den "eigenen Brunnen zu füllen". Das kann also auch ein Spaziergang im Wald oder irgendein anderer Ort sein, der uns hilft wieder an Gedanken und Ideen zu kommen. Was da für das Selbst funktioniert ist Gegenstand der Erforschung der eigenen Vorlieben und Verbindungen. Denn für manche kann auch eine Stunde auf dem Laufband im Fitnessstudio diesen Effekt haben. Die Chance, dass sich solche Aktivitäten finden, wenn wir nach den Quellen für Willenskraft suchen, ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Es gibt aber noch weitere Wege Kreativität als Energie zu fördern: Neugierde soll da ein guter Motor sein. Viele Menschen die sich mit Glück und Glücksforschung beschäftigen sagen, dass es wichtig ist immer wieder etwas "neues" zu erleben. Aus dieses Richtung kommen dann Ratschläge, bei jeder Gelegenheit mal einen anderen Weg oder eine andere Abzweigung zu laufen. Und diese Ratschläge sind nicht verkehrt. Denn wenn Kreativität die Energie ist, die wir selbst brauchen um etwas neues zu erschaffen, dann ist es ja auch sinnvoll unser Gehirn darauf vorzubereiten, immer auch wieder offen für neues zu sein.
Auch wenn diese Strategien nicht unbedingt direkt eine große kreative Lawine und große Speicher Energie freisetzen, schaffen sie eine Kultur des Neuen und Kreativseins. Genau wie es den Körper auf Dauer fitter macht, wenn wir in Bewegung bleiben und ihm neue Aufgaben geben um sich zu entwickeln, gilt das natürlich auch für unser Gehirn und unsere Seele. Wichtig dabei: Es nicht direkt übertreiben. Neues probieren ist toll, aber immer auf einer sicheren Basis. Wer alles wegwirft und alles neu macht, läuft Gefahr gelähmt zu sein, weil gar nichts mehr bekannt ist.
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Sicher gibt es noch andere Energien und wenn ihr welche benennen könnt, dann bin ich sehr gespannt sie zu lesen. Noch viel mehr, wenn ihr gute kleine und große Tipps habt, um die eigenen Energien zu pflegen. Was macht ihr, um gut mit eurer Energie um zu gehen?
Uff... Ich hadere seit Tagen mit mir, warum ich einige Dinge gerade nicht hinbekomme, bestimmte Entscheidungen einfach nicht treffen kann oder mich so schwer tue, etwas anzugehen, das mir eigentlich leicht fällt. Das war mal wieder zufällig (ich bin nicht sicher, ob das nicht schon längst signifikant überzufällig ist) der richtige Impuls am richtigen Tag. Ich werd wohl mal forschen, welche Speicher hier aktuell wirklich leer sind und ob meine Strategien zum Auffüllen zuletzt vielleicht an der falschen Stelle ansetzen.
AntwortenLöschenRick Rubin ist ja der Überzeugung, dass es so eine Art gemeinsamen Fluss an Gedanken und Gefühlen gibt. Die Kids heute sprechen auch zum Beispiel von einem Vibe. Manchmal glaube ich schon, dass in Reaktion auf die Welt und Umwelt, einige Leute zu ähnlichen Zeiten über ähnliche Probleme nachdenken. Da könnte also der Überzufall herkommen.
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