HALT

Bedürfnisse sind unumgänglich. Als Mensch schon mal gar nicht, aber wenn wir etwas gerade selbstbestimmt tun wollen, dann können nicht erfüllte Bedürfnisse ein großes Problem sein. Denn Bedürfnisse sind - vorallem die so genannten Defizitbedürfnisse - nur begrenzt verschiebbar oder irgnorierbar. Und daher ist es auch keine schlechte Sache, seine Bedürfnisse möglichst bewusst wahrnehmen zu wollen und sich gut darauf vorzubereiten um sich um sie zu kümmern.

Für viele nicht erfüllte Bedürfnisse ist ein guter Marker zu sehen, wenn sich unsere Laune verschlechtert. Natürlich kann es dafür sehr viele Gründe geben und wir Menschen reagieren sehr sehr verschieden auf unsere Defizite. Denn wenn manche zum Beispiel "hangry" werden, also wegen Hunger wütend, werde ich bei großem Hunger meist eher traurig. Die Lösung ist aber in beiden Fällen die selbe: Etwas essen. Manche Defizitbedürfnisse äußern sich nicht mal zwangsläufig in einem Verhalten oder Gefühl, dass uns sofort als schlecht begegnet. So kenne ich Menschen, die wenn sie eigentlich Ruhe brauchen, um so mehr aufdrehen, je mehr sie die Ruhe brauchen. Das eigene Handeln und der Bedarf wiedersprechen sich für den Moment.

Was hilft die Bedürfnisse zu erkennen, kann die Suche nach einem Wunsch sein. Marschall Rosenberg empfiehlt die - nicht ganz einfache - Frage: "Wenn du dir jetzt gerade wünschen könntest, was du willst, was wäre das?" Wenn mensch nicht gewohnt ist das gefragt zu werden oder sich selbst zu fragen, kann das durchaus herausfordernd sein. Zumal auch manchmal dabei Gedanken auftauchen, die wir erst entschlüsseln müssen. Denn wenn wir gerade in der zu vollen Straßenbahn stehen und denken, wir wünschten alle Menschen hier würden einfach sich in Luft auflösen, ist das halt zum einen unmöglich und zum anderen ganz schön fatal. Also müssen wir den impulsiven emotionalen Schmutz rund um den Gedanken ein bisschen herunter waschen. Und wenn wir dann fragen: Warum wünsche ich mir, dass sich alle auflösen? Kommen wir vielleicht daraus, dass ich zwar weiter in die Richtung mit der Bahn muss, aber gerade zu viel habe von Menschen. Diese Methodik durch zu ziehen braucht wirklich viel Übung, wobei ich es nur empfehlen kann sich regelmäßig diese Dinge zu fragen. Das steigende Bewusstsein stellt sich als sehr sehr hilfreich und gesund heraus.

Manche Bedürfnisse sind in unserer Gesellschaft relative "easy fixes", also sehr leicht zu beheben. Und da kommt eine gute kleine hilfreiche Merkformel zu tragen. Diese lautet "HALT", englisch gesprochen, und beinhaltet auch den guten Gedanken, dass wenn wir merken dass es uns schlechter geht, wir vielleicht einen Moment stoppen und uns orientieren sollten.

HALT steht dabei für vier Dinge, auf die mensch sich prüfen soll.
Hungry
Angry
Lonely
Tired
Hungrig, wütend, einsam, müde. Wenn auch die einzelnen Kategorien nicht immer und jederzeit am Tag erfüllt werden können, ist es sehr leicht und schnell zu benennen, was dafür passieren muss, um es zu beheben. Vielleicht ist dabei "wütend" noch am kniffligsten, aber für den Moment kann es da schon manchmal reichen, die Situation zu verlassen.


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