DNA
Gerade lese ich ein Buch über Keith Haring. Es ist aus der Museumbuchhandlung vom Folkwang Museum und wurde im Rahmen einer Ausstellung zu dem amerikanischen Aktionskünstler herausgebracht. Weil ich die Ausstellung kannte und mochte - und das Buch deutlich reduziert im Ausverkauf war - habe ich es mir aus Neugierde gekauft. Beim Lesen und Verstehen der künstlerischen Biografie von Haring, ist mir aber gedämmert, dass ein anderer befreundeter Künstler genau in Harings Geiste arbeitet. Keine Überraschung, da er selbst auch Haring häufiger schon als Inspiration benannt hat.
Austin Kleon, ein weiterer Künstler den ich gerne mag, empfiehlt in seinem Buch "Steal your Art", dass wir uns Stammbäume für unsere Inspiration erstellen sollten. Denn wenn wir Kunst machen, gibt es immer Kunst und Künstler*innen, die uns inspiriert hat. Sich damit zu beschäftigen, wer schon vor uns da war und wer vielleicht zeitgleich mit uns - wie Geschwister - da ist, kann uns helfen unsere Schärfe im Profil zu finden. Denn genauso wie es für uns im privaten Leben wichtig ist etwas über unsere Herkunftsfamilie und unser Umfeld zu wissen, so ist es auch für uns als künstlerische Persönlichkeiten.
Als ich den befreundeten Künstler aus Essen wegen einem Projekt kontaktiere, spreche ich frei und spontan und erwische mich dabei, wie ich mit großer Euphorie sagen kann: "Jetzt wo ich über Haring lese, verstehe ich nochmal viel viel deutlicher, wo du herkommst und was du machen möchtest." Denn mein Bekannter ist noch an keinem Punkt in seiner Karriere, wo es viele Artikel oder gar eine Biografie über ihn gibt. Schon gar nicht wissenschaftliche Abhandlungen, wie ein Museum sie erstellt für ihre Bände. Aber dadurch dass ich eben über einen seiner "Vorfahren" lesen konnte, konnte ich auch ihn besser verstehen.
Wer ist also unsere künstlerische Familie? Wer sind die Eltern, denen wir nachstreben oder von deren Einflüssen wir uns unbedingt abgrenzen wollen? Haben wir in Verbindung mit denen vor uns Unterstützung oder Ablehnung erfahren? Hat uns alte Kunst geholfen oder verletzt? Wer sind unsere Geschwister? Wer sind die Tanten und Onkels, die zwar auch verwandt mit unseren Eltern sind, aber neue Einflüsse einbringen? Wer sind unsere künstlerischen Freund*innen und welchen Einfluss haben sie auf uns? Mit wem flirten wir? Welche Kunst zieht uns an, auch wenn wir sie nicht selbst machen wollen?
Die eigene DNA trägt viele Informationen in sich und einen Haufen für uns noch nicht entschlüsselte Geheimnisse. Arthur C. Brooks sagt in einem Interview: "Some of your research should be me-search". In unserer Familiengeschichte liegen Antworten auf Fragen, die wir über uns selbst haben. Und Hinweise für Auffälligkeiten, die eben vielleicht in der Tiefe dessen liegen, was wir weiter vererben.
Wer sind eure künstlerischen Eltern? Wie sieht euer künstlerischer Stammbaum aus? Und warum sind meine Fragen zum Abschluss von Artikeln eigentlich immer viel zu groß gestellt? :D
Spannende Frage. Da werd ich mal drüber nachdenken. Aber ich fänd auch spannend, welchen Künstler aus Essen du meinst. Wenn er noch nicht so bekannt ist, könnte es ja vielleicht gut sein, darauf zu verweisen? Oder hat es Gründe, dass du dich dagegen entschieden hast?
AntwortenLöschenIch habe keine Rückantwort von ihm gehabt ob ich ihn erwähnen und auf ihn verweisen darf. Und da er keine Person des öffentlichen Lebens ist, wollte ich das erstmal nicht einfach offen legen.
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