Leidenschaft

Kennt ihr den Youtube-Kanal "First we feast" und deren Interview-Reihe "Hot Ones"? Es ist wundervoll und schrecklich. In diesem Interview-Format reden Promis über ihre Arbeit und Projekte, während sie aber zunehmend schärfere Chicken Wings (oder frittierten Brokkoli für Veganer*innen) essen. Die Fragen sind äußerst gut recherchiert, die Art der Promis recht vielfältig und es macht leider einfach sehr viel Spaß, Menschen unter der Schärfe leiden und fluchen zu sehen. Da es dort ein geschützter Rahmen ist, hält sich meine Schadenfreude zurück. Ich schaue dieses Format unfassbar gerne, folge dem Kanal und schaue inzwischen auch andere Formate von denen. Aber vorallem schaue ich diese Interviews gerne, weil ich gerne über die Reaktionen lache oder in Solidarität mit Leuten leide oder überrascht bin, wenn dann Menschen gar nicht auf die Schärfe reagieren.

Einige der Saucen die verwendet werden kommen von einer kleinen Manufaktur, die sich der Zucht von scharfen Pepperoni verschrieben hat. So kommt die inzwischen selbst schon berühmte "Calorina Reaper" aus der Zucht von diesem Betrieb. Ein Betrieb an dessen Spitze "Smokin' Ed" steht. Er hat die Zucht angefangen, die Freude an scharfen Saucen und scharfen Paprika und Pepperoni gefunden und aus dieser Freude auch ein Geschäft gemacht. Er teilt seine Freude mit anderen Menschen, die auf diesen Geschmack und dieses Erlebnis Lust haben.

Ich persönlich mag zwar scharfes Essen, fand aber die Jagd nach dem immer schärferen und fast unessbaren immer vollkommen dämlich. Nachdem ich selbst ein paar Sachen probiert habe, sowohl tolles scharfes Essen, welches dabei noch super gut geschmeckt hat, als auch irgendwelche dummen Produkte, die einem einfach nur einen neuen Ausgang irgendwo in den Körper brennen sollten, habe ich irgendwann den jugendlichen Unfug in meinem Kopf abgelegt und eben nicht mehr jedes "Das ist so scharf das packst du nicht" mit gemacht. Das Video darüber, dass Smokin' Ed mit seinem Team eine neue noch schärfere Schote gezüchtet hat, das habe ich mir dann aber doch angeschaut und ich bin froh drum.


 

Neben der Tatsache, dass wer sich für Schärfe interessiert ein paar interessante Fakten bekommt, hat mich vorallem eine Sache begeistert. Der Moment, wo zu sehen ist, das es Smokin' Ed wirklich etwas bedeutet. Gerührt nimmt er eine offizielle Urkunde entgegen, spricht über sein tolles Team und ich sehe einen Menschen, der seine Kunstform - so skurril ich sie auch finden mag - immer weiter entwickelt, eine Fachlichkeit darin findet und Leidenschaft hat. Im doppelten Sinne, weil wer sehr scharf isst, leidet definitiv auch ein bis zwei mal darunter. Ich kann aber so sehr respektieren und feiern, dass jemand immer weiter nach Meisterschaft strebt. Ein Wort, dass für mich nicht ein Ende bezeichnet, nicht den Punkt, wo mensch ein*e Meister*in ist, sondern ein Punkt, wo wir immer weiter Aspekte meistern. Und so jemand ist Smokin' Ed. Und so jemand mag ich sein. Und deshalb kann ich in Smokin' Ed und seinem Team die Bestätigung sehen, dass es gut und erfüllend sein kann einem Pfad zu folgen und treu zu bleiben, der für andere möglicherweise absolut weird, seltsam, nicht erstrebenswert und vielleicht sogar "dumm" aussieht.

Was ich sehen mag, sind Menschen mit Leidenschaft. Mit Liebe für eine Sache. Egal wie seltsam sie mir erscheinen mag. Aber etwas lieben und bereit dafür zu sein, dafür auch zu leiden, das empfinde ich als zu tiefst erstrebenswert und menschlich. Ich glaube deshalb wohnen die Worte "Liebe" und "Leidenschaft" auch in fast allen Kontexten in denen wir sie verwenden können und wollen, so nah bei einander. Weil wir wissen, dass Liebe mit Belohnungen kommt, eben weil wir auch bereit sind zu leiden.

Meine Anerkennung an dich, Smokin' Ed, dass du einen Weg gefunden hast der dich erfüllt und den du gerne gehen magst. Ich danke und grüße dich höflich von einem anderen Weg, auf dem ich hoffe das selbe zu erreichen wie du.

Kommentare

  1. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Artikel über scharfes Essen und Chilis mich am Ende doch so mitreißt und abholt. Aber ja... Weirde Leidenschaften finde ich oft auch ansteckend.

    Ich liebe Menschen im Hype-Modus und dabei zuzusehen oder zuzuhören, wie jemand von etwas erzählt, dass mensch liebt. Menschen, die etwas lieben, leuchten fast, wenn sie davon erzählen und DAS macht mir unendlich viel Spaß zu sehen und zu fühlen. Genau dafür hab ich mir den richtigen Job geschaffen und deshalb höre ich mir zB auch gerne deine begeisterten Referate zu Wrestling an... Oder Ideen für Veranstaltungen. Die brennen nämlich auch. Wenn du sie umsetzt auch zwei mal. ;) Aber zum Glück nicht auf die unangenehme Art wie scharfes Essen. XD

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