"In manchen Bildern muss man schwimmen"

"Gehen Sie ruhig näher dran!", ruft plötzlich ein mitarbeiterfarbenen Blitz der in den Raum geschossen kommt. "Gehen Sie nah ran! In manchen Bildern muss man schwimmen.", sagt er, mit einem Lächeln in den Augen und einem Tempo im Schritt, als wollte er uns gleich selbst näher an das Bild heran schieben. Haben wir noch vorher in der Gruppe Anekdoten darüber getauscht, dass wir schon mal fürs bloße zeigen Ärger bekommen haben, liest dieses Mensch unsere Gedanken: "Bestimmt hatten sie schon mit Aufsichten zu tun, die etwas konservativer sind! Die haben dann Angst." Ein bisschen kann ich es nachfühlen. Denn wenn ich mir mich von Außen vorstelle, bin ich gerade der Gast im Museum mit einer sportlichen Hose - die wie eine Jogginghose aussieht, aber keine ist - und ein Scooter-Fan-Shirt trägt. Ich würde mir auch nicht von Außen den Kunstliebhaber zuschreiben. Den Rabauken schon eher. Selbst wenn ich mich ordentlich angezogen hätte, könnten mir die Menschen die hier arbeiten die soziale Herkunft wohl ansehen.
Energetisiert von dem ansteckend-euphorischen Mitarbeiter, gehen wir weiter, die ganze Zeit diesen Satz im Ohr. Dankbar dafür, auch wenn wir es leiser getan haben als er, dass da jemand mit voller Energie und Begeisterung die Kunst liebt. Ein Moment der Verbindung, den es vielleicht nicht gebraucht hätte, der aber eben als Anekdote oben drauf kommt, uns den Tag noch etwas weiter ins Gedächtnis zu schieben.
Geht in eure lokalen Museen. Gerade die Kunstmuseen der Städte haben oft Öffnungszeiten und Tarife, die freien Eintritt anbieten. Und das tolle an bildener Kunst ist, dass du sie nicht verstehen musst. Sie zu sehen, zu erleben und zu entscheiden und reinzufühlen, ob es überhaupt etwas mit einem selbst macht, das reicht schon.
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