Herold*in

Gandalf. Der Brief von Hogwarts. Doc Brown. Die heiligen drei Könige. Jemand der einer eigenen Gruppe angehört und einen Wettbewerb gewinnt. Oder verliert. Eine Ungerechtigkeit. Eine Prophezeiung. Eine Nachricht von Prinzessin Leia. Ein Erbe. 

Wenn Joseph Campbells Monomythos stimmt - und darauf gibt es mehr Hinweise als Gegenbeweise - dann gibt es Held*innen in Geschichten, weil jemand gewöhnliches eine Nachricht bekommt, dass etwas größeres zu bewirken ist. In Geschichten sehen wir das immer wieder, egal wie groß oder wie klein die Geschichte ist. Campbell spricht von Herold*innen (tut er nicht, ich gendere das aber für ihn). Personen, Ereignisse oder Gegenstände, welche die Reise von Held*innen starten.

Als ich mit einer befreundeten Person zusammen sitze die auch Kunst macht, sprechen wir über Angst fürs nächste Projekt. Eines wo Herzblut dran und drin ist. Bei den Ängsten kommt auch die auf, nicht gut genug zu sein. Im Vergleich zu andren, aber auch für auch selbst. Wir reden und wir kommen zur Frage nach Vorbildern. Und die gibt es. Gut so. Aber dann kommt die Angst und sagt "Aber da kann ich nicht mithalten. So gut bin ich nicht." 

Ich denke an Herold*innen. Einige unserer Vorbilder sind Teil des Grundes, warum wir anfangen. Wir sehen sie und denken, dass wir das auch wollen. Können wollen. Machen wollen. Als ich frage ob es ein Kompliment wäre mit dem Vorbild verglichen zu werden, kommt ein schnelles klares Ja. Gut so. Wir wollen nicht wie unsere Vorbilder werden, weil wir klar haben, dass wir das gar nicht können. Wir haben eine andere Geschichte, eine andere Biografie, einen andren Rahmen. Aber wir dürfen uns gerne motivieren lassen, auf unsere Reise zu gehen und mit Mentor*innen unseren eigenen Weg und Stil entwickeln. 

Die Reise, bleibt immer ein eigenes Abenteuer. Wir können gar nicht jemanden kopieren. Also können wir auch gar nicht vergleichen, wer wie gut war. Kunst ist zum Glück kein Sport und selbst bei den messbaren Kriterien entscheiden nur wir selbst, wie wichtig sie sind und für welche wir die Reise antreten. 

Und es muss nicht gerade zusammen passen. Mein Deutschlehrer am Gymnasium war vielleicht mein Herold, ich habe es nicht sicher und damals nicht sicher verstanden. Aber wenn ich seine Liebe für Kunst und Literatur ins Gedächtnis rufe, will ich schreiben, arbeiten, aktiv werden. Er ist dabei nicht die Mission, nicht das Ziel, aber die Zündung an meiner Energie. Nicht er alleine, aber niemand von uns ist auch nur ein Abenteuer. Sondern wir alle sind viele. 

Was war euer*e Herold*in? Was war der Auslöser? 

Kommentare

  1. Anonym8.12.23

    Initiale Zünder*innen für die Idee auf die Bühne zu gehen relativ gleichzeitig Hannah Gadsby und Sofie Hagen. Später kam Mae Martin dazu.

    Was speculative fiction angeht Ursula K. Leguin, Charlie Jane Anderson und Margaret Killjoy.

    Das sind menschen die ich sehr gut finde und deren anwesenheit im Kulturbetrieb mir Hoffnung macht.

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    1. Anonym8.12.23

      Oooh, richtig gute Menschen in dieser Liste, die auf meiner zum Teil auch stehen.💜

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    2. Spannend, da sind Namen dabei, die ich noch nicht kenne. Was haben die ausgelöst? Was hat gemacht dass du dann selbst auf die Bühne wolltest?

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