Irgendwas mit Gedanken

Als ich in der Frühe meine Pages schreibe, begegnet mir ein Gedanke, den ich selbst als gruselig einschätze. Bei Beth Pickens habe ich gelernt, dass die ersten Gedanken die Mensch hat meist eh sinnlos sind. Nur weil wir alles denken können und uns ausdenken können, bedeutet das nicht, dass das alles auch eine gute und kluge Sache ist. Manche Erstgedanken sind vielleicht sogar "Intruisive Thoughts" und bleiben haften oder stehen in Verbindung mit einer psychischen Erkrankung. Die Aufgabe ist sie vorbeiziehen zu lassen und nicht fest zu halten.

Blöd nur, dass der Gedanke so reizvoll war, dass ein anderer Teil von mir Kunst damit machen wollte. Kunst, die darf provozieren und herausfordern. Auch uns selbst wenn sie machen. In dem Flowzustand der im kreativen zu erreichen ist, kann eine andere Bewusstseinsebene erreicht werden. Ähnlich wie bei der Meditation oder dem Sport. Heißt aber auch, dass es vielleicht gar nicht Erstgedanken, sondern tiefe und geheime Gedanken sind.

Im "Dossier Schreiben" der Psychologie Heute erklärt ein Artikel, dass wenn wir für uns selbst schreiben wir manchmal trotzdem eine externe lesende Person mitdenken. Und dann schreiben wir gar nicht mehr für uns und unsere tiefsten Gedanken. Denn wenn wir eine okaye Klarheit mit uns selbst haben, dann müssten wir zugeben, dass wir uns zum einen nicht selbst austricksen können und zum anderen eben Sachen denken, die nicht okay, nicht anerkannt und problematisch wären, wenn wir sie äußern würden oder unser Handeln darauf basieren.

Es ist eine feinsinnige Übung, zu lernen zu unterscheiden, was da was im Kopf ist. Und ich werde mich sicher nicht auf die Position stellen zu behaupten, dass ich bei mir selbst sicher wüsste, was was ist. Denn die Übung ist auch nie vorbei. Denn selbst wenn Menschen die z.B. meditieren ihre Nervenbahnen damit umgestalten können, bedeutet dass nicht, dass mensch es ein mal sicher erlernt und dann klappt es immer.
Schreiben über die eigenen Gedanken kann dafür eine gute Übung sein. Auch, um die Chance zu bekommen sie umzuschreiben. Und das bedeutet nicht, die Wahrheit oder eigene Realität zu verfälschen, sondern zu versuchen neben jeden schwierigen Gedanken einen Wunsch zu formulieren, denn wir zu erreichen versuchen mögen.

Kommentare

  1. Anonym11.12.23

    Hast du eine Idee dazu, wie man vermeidet, solche Gedanken ins Handeln mitzunehmen? Ich beobachte manchmal bei mir (oder bekomme es im Umfeld mit), dass mensch zwar versucht, solche Gedanken für sich zu behalten, weil ein Bewusstsein dafür da ist, dass sie nicht wahr sind. Dann aber trotzdem irgendwann an einen Punkt erreichen, an dem es sich überträgt und nicht mehr bewusst steuerbar ist. Manchmal reicht dann vielleicht nicht zu schreiben und mit sich darüber zu diskutieren. Sondern da muss dann vielleicht doch jemand von außen dran? Die Gedanken sind ja nicht weg, wenn ich sie bearbeite. Wenn sie häufig auftauchen, haben sie ja vermutlich einen Grund. Und wenn mensch damit nichts tut, können sie von innen heraus trotzdem schaden anrichten, auch wenn ich das anders entscheide, glaube ich. Aber ab da ist es dann wohl eher ein Thema für Therapie und nicht für einen Blog-/Kommentar, denke ich grade. Ist aber nur ein spontaner Erstgedanke, also nagle mich nicht drauf fest.

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    1. Also was immer gilt: Wenn der Druck dahinter und das Leid zu groß werden, dann ist es natürlich wichtig, dass in einer Therapie zu besprechen.

      Mein erstes Reflex als Antwort war zu sagen: "Verlangsamen". Wenn der erste Gedanke nicht mit ins Handeln soll, muss dazwischen die Zeit entstehen, um den ersten Gedanken in sich zu diskutieren. Und es muss die Haltung da sein zum ersten Gedanken direkt zu fragen: "Stimmt das? Ist das Fakt oder Reaktion? Ist das aus einer Schieflage heraus gedacht? Warum denke ich das?" Und während einige Strömungen in den sozialen Medien gerade das "Überdenken" verteufeln, glaube ich, dass es an der gesunden Mitte fehlt. Also Dinge etwas überdenken und dann ins Handeln gehen. Dazwischen muss eine Pause.

      Dann habe ich auch nochmal in die Bücher geschaut und Beth Pickens und Julia Cameron sagen beide, dass wir durch Meditieren und ähnliche Techniken unser Denken als Skill trainieren können. Dafür braucht es Übungen, aber das Verhältnis zu den Erstgedanken kann verbessert werden. Beth Pickens sagt zum Beispiel auch, dass unser Denken uns eine Geschichte über uns selbst erzählt. Aber was passiert, wenn wir nach den Plotholes suchen. Ja, ich dachte gerade das ich diesen Menschen erwürgen möchte, aber was würde dann passieren? Könnte ich das überhaupt? Und wenn wir der Linie weiter folgen, ist die Handlung und die Situation schon oft verfallen.

      Erstgedanken kommen oft aus Selbstbewertung, da spielt natürlich unfassbar viel Erziehung und Gesellschaft mit ein. Aber diese erste Bewertung ist eben impulsiv und damit oft ungenau. Erstgedanken kommen eben auch oft in "fremder Stimme", sagt Pickens. Und dafür sind wir nicht verantwortlich. Wir sind verantwortlich für die erste reale Handlung. "Second Thought, First Action". Und dafür brauchen wir die Zeit dazwischen, denke ich. Und das ist Übung.

      Vertrauten Menschen mitteilen, was der Erstgedanke war, und selbst zu sagen dass es einer ist, hilft mir manchmal. Auch wenn es bedeutet manchmal ein sehr negatives Narrativ von sich selbst zu teilen. Aber zugetane empathische Menschen können es dann schaffen dieses negative Narrativ in etwas neutrales zu zersetzen.

      Das sind so meine ersten Überlegungen dazu. Ich denke da auch noch weiter drüber nach.

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