Schreibübung: Aus der Sicht

In den letzten Tagen hatte ich ein Gespräch mit Jule Weber über einen Workshop in einem queeren Zentrum in Mannheim, den sie geben durfte. Weil Austausch mit befreundeten Künstler*innen und Kolleg*innen immer cool ist, um zum Beispiel auch den eigenen (geistigen) Methodenkoffer zu aktualisieren, habe ich nachgefragt, welche Übungen sie da so gemacht hat. Und die, die Jule als einen ihrer Lieblinge bezeichnet hat, darf ich sogar mit euch teilen. Also seid nett wenn ihr sie anwendet und schickt Jule einen lieben Gruß.

"Aus der Sicht"
Die Grundlage der Übung ist sehr einfach. Suche dir einen beliebigen oder Lieblingsgegenstand aus und schreibe aus seiner Sicht. Wenn ihr mit mehreren seid oder das Feld weiter eingrenzen wollt, um einer möglichen Entscheidungsparalyse zu entgehen, könnt ihr als Filter eine Kategorie drüber legen. Zum Beispiel "Gebäude" oder "Was wir zuhause haben" oder "Werkzeug" oder oder.

Wenn die Auswahl getroffen ist, dann setzt ihr euch hin und schreibt an eurer Übung bzw. eurem Text.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch einen Timer setzen, aber das erfordert die Übung erstmal nicht.
Einfache Sache eigentlich, aber auch eine sehr nützliche Methode.


Hintergrund:
Lest das vielleicht erst, wenn ihr die Übung gemacht habt. Denn sich manches Ziel einer Übung vorne weg zu nehmen, kann beschädigen wie effektiv wir die Übung machen. Wenn wir dann später verstehen warum ein Tool, eine Methode funktioniert hat, können wir den Effekt anders anwenden.

Eine Geschichte über sich selbst zu schreiben, ist immer ein Offenbarungseid, selbst wenn es um etwas finktionales geht. Wir müssen entscheiden wie wir uns präsentieren, für welche Werte wir stehen und dann neben einer möglichen Bewertung des textlichen eben auch in Kauf nehmen, dass wir als Person bewertet werden. Nehmen wir die Perspektive eines Gegenstandes ein, starten wir mit einer komplett freien Fläche um eine Persönlichkeit zu entwerfen. Die Worte die wir wählen, die Aussagen, wir können jemanden darstellen, der entweder uns selbst komplett oder überhaupt nicht entspricht. Das ist befreiend und kann damit eine mögliche Blockade beim Schreiben auch auflösen.

Viel Spaß euch mit dieser Übung. Wenn ihr Ideen habt, ob sie sich auch auf andere Kunstformen übertragen lässt, bin ich neugierig und freue mich über Kommentare. Auch eure Ideen für (Schreib-)Übungen mag ich immer gerne hören.

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