Was Künstler*innen zwischen den Jahren noch gut machen können

Egal ob mensch es feiert oder nicht, zwischen Weihnachten und Silvester passiert in vielen Bereichen nicht mehr viel. Das schließt die Kunst mit ein, es sind Ferien, es geht gedanklich in den Jahresabschluss, aber gleichzeitig schläft alles so ein, dass es droht langweilig zu werden. Oder es ist Bock und Energie über etwas zu tun, weil aber eben so wenig passiert, ist es schwer mit der eigenen Kunst was zu machen. Hier ein paar Vorschläge, wann mensch vielleicht zwischen den Jahren machen kann, was vielleicht nicht alles super kreativ ist, aber sinnvoll sein kann.

Diese Liste hat richtig dolle keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sind nur Impulse.

Den Presseordner aktualisieren

Ein paar Handgriffe die mensch für einen Presseordner so machen kann, habe ich vor einiger Zeit im Blog schon mal hier erwähnt. Aber wenn wir gerade eh über unser Jahr nachdenken, können wir ja auch nochmal auf unsere Pressetexte, unsere künstlerische Biografie, oder auch auf unsere Referenzen auf unser Homepage schauen. Steht da noch alles dabei? Fehlt etwas wichtiges was dieses Jahr dazu gekommen ist? Oder steht da noch etwas, mit dem wir uns gar nicht mehr identifizieren.

Auch für die Fotos kann es gut sein, mal aufzustocken um mehr Auswahl und Rotation rein zu bekommen. Wenn ich in den letzten Monaten Ankündigungen für Veranstaltungen gesehen habe, sind bei einigen mehrfach in Folge die immer gleichen Fotos zum Einsatz gekommen, was dann auch in Social Media ermüdend sein kann. Da etwas Varianz rein zu bringen kann sehr sinnvoll sein und macht einem selbst auch mehr Spaß.

Es ist übrigens nicht für alle der Presseordner, aber auch das Portfolio hat etwas liebe verdient. Dieser Ort wo wir einen Querschnitt unserer Arbeiten aufbewahren. Vielleicht machen wir als Videokünstler*in auf unserem Portal wo wir hochladen nochmal eine Best-Of-Playlist. Etwas, dass uns erlaubt schnell unsere geliebten Arbeiten dieses Jahres zu zeigen.

Finanzplan vorbereiten
"Aber Jan, ich habe gar keinen Finanzplan!" Ja, ein Grund mehr einen zu machen. Und ich selbst habe auch keinen, aber vielleicht ist es deshalb der perfekte Zeitpunkt um es für nächstes Jahr schon mal vorzubereiten. Weil viel werden wir nicht brauchen, aber als Künstler*in werden wir dringend eine Übersicht brauchen, wie es um unsere finanzielle Absicherung steht. Und es sind richtig wichtige Jahre gerade um sich damit zu beschäftigen, weil bis zur Revolution werden Mieten und Lebenshaltunskosten ein Problem bleiben.

Was wir brauchen ist ein kariertes Notizbuch. Darin die einfachste Version des Finanzplans, drei Spalten:
Eine Spalte für freien Text. Eine für Ausgaben. Eine für Einnahmen. Und am Ende des Tages immer einen Strich drunter und den Kassenstand im Blick haben. Wir sollten jeden Tag kleinich unsere Ausgaben und Einnahmen nachhalten. Und wenn du einen Fünfer bei einer Wette gewinnst, dann trägst du ihn erstmal ein. Denn wenn wir einen Überblick haben wollen, müssen wir bei allem hingucken. Nachlässigkeiten können wir uns erst erlauben, wenn wir alles im Griff haben. Aber das Heft vorbereiten, das geht eben auch schon jetzt.

Danke sagen
Das ist immer gut. Wenn Firmen so Copy-Paste-Serienbrief-Karten verschicken, finde ich das immer irgendwie unangenehm, weil unpersönlich. Wenn da manchmal bei größeren Firmen nette Geschenke dabei sind. (Danke nach Duisburg für das teure Olivenöl). Bei dem was wir als Künstler*innen machen, gibt es aber auch immer wieder Leute die uns helfen. Seien es Familienmitglieder die etwas probe hören oder uns zum Auftritt fahren, oder Händler*innen die uns sehr gut beraten haben, welches Equipment und welches Material gut ist für unsere Arbeit.

Es gibt viele Arten danke zu sagen. Der öffentliche Shout-Out kann genauso gut sein wie eine persönliche Sprachnachricht wie eine nette Postkarte wie ein schönes kleines Geschenk oder überraschend noch mal rein zu schauen. Da ist es wichtig auf den eigenen Stil und das Verhältnis zur anderen Person zu schauen. Aber das tolle ist, bis auf ein bisschen eingesetzte Zeit, ist sich Bedanken erstmal gratis, aber sehr wichtig. Einzige Maßgabe die ich mitgebe: Nicht vergessen, dass es beim Bedanken um die anderen und nicht einen selbst geht.

Reflektieren
Methoden gibt es unzählige und ihr könnt euch natürlich fragen, ob ihr knallharte Zahlen basierte Selbstoptimierer*innen sein wollt, oder ob euch die persönliche Entwicklung mehr interessiert. Sich hin zu setzen und mal mit Stift und Papier übers Jahr nachzudenken ist aber immer nützlich. Sei es um über neue Ziele fürs nächste Jahr nachzudenken, Ordnung in den Kopf zu bekommen, oder auch um wichtige Erinnerungen nochmal zu sichern. Deshalb alles schön aufschreiben und aufbewahren.

Meine WG schwört ja auch auf die Longplay-Version das Jahr zu reflektieren: Der gute alte Brief an sich selbst. Ihr schreibt euch, was ihr euch für das kommende Jahr wünscht und sorgt dafür, dass ihr diesen Brief erst in einem Jahr bekommt. Es muss kein volles Jahr sein, aber ein großer zeitlicher Abstand ergibt schon Sinn, damit es auh wirklich eine Entwicklung zu reflektieren gibt. Wenn mensch den Brief schreibt, dann kommt es eh oft dazu sich nochmal zu fragen, wie das eigene Jahr so war. Ein guter Weg Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verbinden.

Wrestling gucken
Egal welche Kunstform ihr selbst macht, ich bin mir sicher, dass ihr Wrestling nicht als eine Kunstform ernstnehmt. Damit liegt ihr falsch. Und ich werde nicht sagen, dass es die beste Kunstform ist, aber ich werde euch sagen, dass es sinnvoll ist immer mal wieder selbst was neues zu probieren. Also, hier ein paar gute Startpunkte um Wrestling mal anzu testen.

NXT North American Championship Ladder Match
Dieses Match ist mein Go-To das ich immer als Einstieg wähle, wenn ich Menschen zeigen möchte warum Wrestling cool ist. Da extrem viele Arten Wrestlingstile drin vor und auch die Geschichte innerhalb des Matches ist gut. Und witzig ist es manchmal auch. Große liebe für Mauro Raunello im Live-Kommentar.

NXT UK Aichner&Barthel Vs. Andrews&Webster
Schnelles aufregendes Tag-Team-Match, ganz großes Tennis. Wenn ihr dabei aufs Handy schaut und ich es herausfinde, bekommt ihr von mir ganz persönlich eine Woche Medienverbot und Hausarrest.

AEW Riho Vs Nyla Rose Vs Yuki Sakazaki

Aufgrund von strukturellem Sexismus wurde und wird natürlich auch in der Welt des Wrestlings, besonders aus Sicht von Fans, Frauen-Wrestling massiv unterschätzt und nicht wert geschätzt. Dieses Match, das ich sogar schon mal im Blog empfohlen hat, zeigt sehr gut dass sich Frauen-Wrestling überhaupt gar nicht verstecken muss, es Augenhöhe mit den Herren haben darf und darüber hinaus aber auch, wie interessant erzählerisch und sportlich ein asymetrischer Wettbewerb zu dritt sein kann.

Aufräumen
Und wenn es nur die Kunstecke ist. Ja, traditionell schwören viele Leute auf den Frühjahresputz, aber wir wollen ja auch noch gar nicht putzen, sondern schauen, dass wir unseren Kram in Ordnung bringen. Alles wieder in die richtige Schublade, gucken ob alle Stifte noch gehen und vielleicht auch schon mal Plätze schaffen, weil wir vielleicht Equipment geschenkt bekommen, falls wir Weihnachten feiern. Aber auch so ist Platz für Equipment spannend, weil einige Geschäfte ihr Jahr mit Rabattaktionen eröffnen. Vielleicht setzen wir also eine Benachrichtigung auf diese eine Sache die wir haben wollen und wenn sie dann am Anfang des Jahres im Angebot ist, passt sie schon in den aufgeräumten Arbeitsplatz. Und wenn wir dann am 1.1.24 mit vollem Tempo und unrealistischen guten Vorsätzen uns an die Arbeit machen wollen, ist es halt besser, wenn wir direkt anfangen können.

Nichts
Ja. Looking at you, all ihr Fleißbienchen. Selbst wenn ihr es manchmal nicht glauben könnt, aber alleine schon so ein Jahr durchzuhalten, das ist eine krasse Leistung. Und dann gibt es eben nichts mehr zu beweisen und es geht voll klar erschöpft auf dem Boden zu legen und sich einen blauen Himmel an die Zimmerdecke zu wünschen. Und nein, wir wollen uns nicht optimiert für die Arbeit erholen, weil dann wird Erholung auch wieder Arbeit. Klar, investiert gerne etwas Energie und Liebe in euch und eure Bedürfnisse, aber vielleicht ist es eben auch mal Zeit, die Emails nicht zu lesen, keine neuen Bilder anzufangen, die Kamera zuhause zu lassen und den Stift ruhen. Es reicht.


Was würdet ihr noch auf so eine Liste setzen?




Kommentare

  1. Anonym26.12.23

    Vieles davon schon erledigt oder für die nächsten Tage noch auf dem Schirm. Wrestling hat mich dann doch überrascht, aber nach den vielen Referaten dazu in diesem Jahr, werd ich mir das vielleicht einfach WIRKLICH mal angucken. Horizont erweitern und so. ;)

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    1. Naja, irgendeinen Unfug muss ich ja hier auch noch empfehlen. :D

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