Das neue Handy

Ich habe ein neues Handy und ich bin sehr unzufrieden damit, wie zufrieden ich damit bin. Denn: Ich habe ein neues Handy, aber mein altes Verhalten mit dem Handy in Teilen zurück. 

Die Kamera ist so gut, das Display fühlt sich geschmeidiger an und das Bild ist auch so scharf und so hell und so hochwertig, dass es mir trotz entsprechender Einstellungen die es verhindern sollen, in den Augen manchmal etwas weh tut. Das kann auch andere Gründe haben, es kann aber eben auch daran liegen, dass ich wieder viel mehr am Handy hänge. Ich weiß nicht mal sicher warum. 

Ich bin ins neue Jahr ohne Vorsätze gestartet, weil dass mein großer Vorsatz war. Außer das letzte Jahr hinter mir zu lassen, hatte ich nichts anderes belastend auf den Januar gelegt. Das läuft so gut, dass ich mich noch kein Mal bei der Jahreszahl verschrieben habe. Aber scheinbar habe ich auch ein paar Gewohnheiten hinter mir gelassen, als ich mich von 2023 getrennt habe. Und zwar gute Gewohnheiten. So nehme ich mein Handy wieder mit aufs Klo, statt einem Buch. Manchmal erwische ich mich dass ich stehenbleibe und am Kinderwagen Instagram checke. Wozu? Was soll jetzt schon wichtigeres passiert sein, während du mit deinem Kind unterwegs bist. 

Es ist so billig dem neuen Handy und der besseren Funktionalität die schuld zu geben. Das befreit einen so schön selbst von der Verantwortung. Es gibt andere Gründe. Einige davon liegen in mir. Tatsächlich eine neue Phase in der Therapie die konfrontierend ist, so dass ich daheim manchmal Ablenkung brauche um belastenden Gedanken auszuweichen. Aber auch Begeisterung für Technik und dann oft leicht versessenes Verhalten. Der Versuch wieder mehr mit Menschen zu kommunizieren. Im Moment falle ich auch immer wieder auf meine Hektik rein, die dann auch glaubt ständig ans Handy zu müssen. Und dann noch hektischer wird. Die Gründe liegen in mir. Es liegt nicht am Handy. 

Es hätte auch die neue Serie, das neue Buch, das neue Interesse, das neue Videospiel sein können. Es gibt viele Verlockungen, die schlecht dosiert uns und unserem Werk schaden. Und schlecht dosiert meint hier keiner konkrete Menge, sondern vorallem, wenn unser Gebrauch unterbewusst passiert und wir nicht wahrnehmen was passiert. Wenn wir nicht wissen was mit uns los ist, können wir es nämlich auch nicht ändern. 

Ich habe ein neues Handy, und ich mag mein altes Verhalten wieder aufnehmen. Zeit am Bildschirm reduzieren, weniger Apps, weniger FOMO, weniger Ausreden, mehr Selbstbeobachtung. 

Geschrieben am neuen Handy. 

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