Fall in love with the work

NBA-Spieler Chris Paul ordnet im Interview den Satz einem seiner Trainer zu. "Fall in love with the work". Ich finde das "the" am zweitwichtigsten, nach der Liebe. Wenn mensch mich heute fragt, was Lieben bedeutet, dann nehme ich inspiriert von dem Werk "all about love" von bell hooks - welches ich jetzt gerade lese - die Definition von Lieben, die sagt, dass es ein aktiver Wille daran ist, das eigene Selbst zu erweitern mit dem Sinn, sich selbst und andere spirituell entwickeln zu lassen. Und das "the" finde ich wichtig, weil Arbeit als solches, mit all dem Zwang und der Aufladung in unserer Gesellschaft, ich gar nicht mal so gesund und wichtig finde. Aber "die Arbeit", ist eben ein konkreteres Werk. Es könnte sogar so übersetzt werden: "Lass dich in die Liebe für das Werk fallen".

Chris Paul bietet noch etwas Kontext, in dem er erzählt, dass es ihm eben nicht nur darum geht, dass er selbst gut ist in dem was er tut oder die Statistiken stimmen bei den Leuten die er coacht und mentoriert. Nein, für ihn bedeutet es, dass er Basketball nicht nur spielt und trainiert, sondern auch mit Kolleg*innen darüber redet, sich selbst Spiele anschaut, die Geschichte lernt. Er sagt selbst, dass es viele Wege gibt, aber ich kann ihm nachfühlen wenn er das beschreibt, denn wenn wir darüber nachdenken wie wir zum Beispiel Menschen lieben, dann geht es schon auch immer um deren Gesamtheit. Alles andere wäre kein Lieben.

Ich verwende bewusst nicht das Wort "Liebe", als wäre sie ein Gegenstand, sondern "Lieben", weil sie eine Handlung ist. Aussagen, dass wir Liebe für etwas haben, die hören wir oft und treffen wir schnell. Und wenn auch ich früher etwas angenervt reagiert habe, wenn Menschen so etwas gesagt haben wie "Ich liebe Vanilleeis", weil ich Liebe so heilig gesprochen habe, dass mensch sie nicht für so etwas banales dingliches verwenden sollte - komme ich jetzt zu dem Schluss, dass es eigentlich wichtiger und gut ist, dass sie in so einem Satz als Handlung beschrieben wird. Denn was Chris Paul da beschreibt als Teile seines Liebens, sind ein Haufen Handlung die in sein Wachstum im Basketball, aber auch in das Wachstum von Basketball als Sache investiert werden. Und warum sollten wir das nicht auch für unsere Werke wollen? Warum sollten wir nicht Handlungen investieren, die uns und unsere Werke über uns hinaus wachsen lassen?

Fall in love with the work.
Was für ein guter erster Satz fürs neue Jahr.

Kommentare

  1. Mella1.1.24

    Spannend. Ich kann "the work" tatsächlich nicht mehr lesen oder hören, ohne automatisch an eine Folge vom Rich Roll Podcast zu denken, in der Pete Holmes zu Gast war. Darin erzählte er von "the work" von Byron Katie, einer Reflexionsmethode für mehr inneren Frieden mit sich und der Welt. Klingt riesengroß und ist es auch irgendwie, auch wenn es einfach nur 4 Fragen skdn, um sich selbst zu hinterfragen. Das Buch "Loving what is" habe ich bisher nicht gelesen, aber mich in die Methode reingefuchst und sie schon ein paar mal angewendet. Die Kombination aus "Liebe(n)" und "the work" dockt bei mir daher noch mal anders an, aber das passt hier trotzdem sehr gut zusammen, weil es neue Perspektiven eröffnet, die uns vorwärts bringen und wachsen lassen (Auch auf Liebe, Kunst und Arbeit). Und dafür hab ich ganz viel Liebe übrig. 💜

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  2. Anonym1.1.24

    "The Work" als Methode von Byron Katie wird in der Kritik als "toxischer Positivismus" gesehen.

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    1. Hallo anonym,
      magst du deinen Punkt noch etwas ausführen? Ich habe die Kritik dazu - auf die Schnelle - online nicht so eindeutig gefunden und wüsste gerne, um mir selbst eine Meinung zu bilden, was da die Kritik ist?

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    2. Mella3.1.24

      Ich kann mir durchaus vorstellen, dass mensch damit in diese toxische Richtung gehen kann, wenn die Methode auf die Spitze getrieben wird. Oder wenn es einen Absolutheitsanspruch darauf gibt. Wie so oft natürlich, wenn man eine Methode, Person oder Denkschule zur einzig richtigen erklärt.

      Wenn ich diese Fragen nutzen würde, um alles und jeden Konflikt, den ich wahrnehme, so zu framen, dass er nur in meinem Kopf und eigentlich gar kein Problem ist, dann ist das durchaus schwierig. Und ich kann mir genau daher vorstellen, dass das ein Kritikpunkt sein kann.

      Ich hab das Buch, wie gesagt, nicht gelesen. Aber die Methode ansich, in Maßen und mit Bedacht genutzt, finde ich extrem stark und hilfreich, um mich selbst und meine Hypothesen zu prüfen und nach Gegenbeweisen zu suchen. Das ist erstenmal nur wissenschaftliche Methodik auf persönliches Denken übertragen und damit ganz cool.

      Ich hatte zB jahrelang eine Abneigung gegen den bloßen Begriff "gewaltfreie Kommunikation", weil ichs darüber nur bei Menschen gestolpert bin, die es zum absoluten Allheilmittel für alles erhoben haben und belehrend damit durch die Lande gezogen sind, wie Propheten mit der Bibel, um andere zu erleuchten. Das fand ich richtig problematisch, bis ich im letzten Jahr angefangen habe, mir anzuschauen, was es eigentlich kann.

      Ich denke, hier ist... Wie fast überall... Die Dosis und die Art des Umgangs mit der Methode das, was sie kritisch macht nicht unbedingt die Methode selbst.

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    3. Anonym5.1.24

      Die Kritik ist, dass die Methode von Byron Katie aus allem versucht etwas positives zu machen. Und immer ist mensch selbst verantwortlich durch die Art der Fragen.

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    4. Mella5.1.24

      Jau... Das hab ich mir grob gedacht und hergeleitet. Aber dann bleib ich dabei, dass das eine Möglichkeit isrt, wo man mit der Technik hinkommen kann. Aber das macht nicht automatisch die Methode problematisch, wenn mensch es übertreibt.

      Grundsätzlich ist es erstmal wissenschaftliches und diagnostisch sinnvolles Vorgehen, nach Gegenbeweisen für seine Hypothesen zu suchen. Wenn ich keine überzeugenden Belege für alternative Interpretationen finde, ist das ja auch ein Ergebnis. Oder wenn die Belege für meine ursprüngliche Sichtweise sehr viel mehr/stärker sind. Dann habe ich sie damit noch mehr gefestigt und überprüft, bevor ich damit zB eine andere Person konfrontiere oder Schlüsse daraus ableite.

      Also ganz ehrlich... Ich seh deutlich den Punkt, was man daran kritisch sehen kann. Aber ich mag daneben legen, dass das nicht allumfassend stimmig sein muss, sondern die Realität wie so oft komplexer ist. Die Methode kann also gleichzeitig hilfreich und auch problematisch sein. Sie ist aber wohl weder ein Allheilmittel noch Teufelszeug. ;)

      Die Kritik im Hinterkopf zu haben finde ich wichtig und gut, um sich selbst zu hinterfragen, wenn mensch damit arbeiten und es ausprobieren möchte. Generell eine ganz gute Idee, wie ich finde. :)

      Danke dir auf jeden Fall für's Danebenlegen und Vervollständigen des Bildes. So ist alles am gleichen Ort und wird vermutlich nicht unkritisch von irgendwem einfach übernommen. Gefällt mir gut.

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