Die Leute für schlau verkaufen

In Videospielen sind es so genannte Easter Eggs. Versteckte Witze oder Anspielungen, die in gewisserweise Insider-Witze sind oder nur bestimmte Leute abholen. In Filmen gibt es dann auch noch Cameos, wo also ein*e Schauspieler*in oder Figur aus einem anderen Film überraschend auftaucht. Auch in anderen Kunstformen gibt es solche Anspielungen. Anspielungen die ein ganz kleines Risiko eingehen, nämlich das am Publikum vorbei zu gehen, übersehen zu werden oder nicht verstanden zu werden. Was erstmal nichts über den Intellekt der Personen aussagt, sondern oft einfach nur, dass sie sich zufälligerweise am diesen Ende des (pop-)kulturellen Universum nicht auskennen. Und das ist in weiten Teilen Zufall oder dem Interesse geschuldet.

Wenn ich Feedbackrunden in Angeboten für Spoken Word gemacht habe, ist eine der häufigsten Befürchtungen, ob Menschen das Vorgetragene den auch verstehen würden. Da ist eine Angst, dass die eigenen Worte nicht ausreichend sind, oder Sachverhalte nicht klar genug sind. Eine Angst die auch berechtigt ist, denn selbst wenn wir schon an dem Punkt sind darauf vertrauen zu können, dass wenn wir unsere Kunst dann loslassen wir keine volle Kontrolle mehr darüber haben wie sie wirkt, wünschen wir uns eben halt doch, dass unsere Gedanken nicht ins Leere laufen. Selbst wenn wir nicht ganz selbst wissen was, wollen wir eben doch eine Wirkung erzielen. Und wenn wir keine Reaktion bekommen, dann ist das schmerzlich. Denn selbst wenn Leute unsere Kunst blöd finden, ist das eine Reaktion und auch dafür müssen sie ausreichend viel verstanden haben.

Das Poetische lebt auch davon, vieles weg zu lassen. Die Poesie sind oft all die Dinge, die nicht da stehen und in dem magischen Vakuum zwischen uns selbst und der Person entstehen, die das Gedicht liest oder hört. Der Fachtext lebt dagegen von einer gewissen Präzision. Wir müssen uns gut bewusst werden, was davon wir machen wollen. Zumal es auch noch mehr Arten und Richtungen gibt. Was wir uns aber trauen könnten, können wir eben von Leuten lernen, die ihre Sachen als kleine Geheimnisse in ihren Werken verstecken:

Was ist, wenn wir mal für einen Moment nicht davon ausgehen, dass wir unverständlich sind oder unser Publikum eh nicht versteht, sondern wir davon ausgehen, dass die die es brauchen, es verstehen können? Dabei sollten wir natürlich hilfreiche Faktoren wie einfache Sprache und Barrierefreiheit nicht aufgeben, aber was wenn wir uns in diesem Rahmen trauen davon auszugehen, dass es verstanden werden kann und die Personen bei denen dann Fragen entstehen auch die Chance haben werden diese zu stellen?


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