Ich wünschte mir wäre was besseres eingefallen

Wenn ich früher was geschrieben, war oft die Überschrift zu erst da. Ich wollte einen coolen Spruch als Titel oder was geheimnisvolles oder cleveres schon in der Überschrift. Eine Kurzgeschichte hieß "Fist of Twate" was in "Twist of Fate" einen Twist packen sollte, weil in der Geschichte jemand sein Schicksal verändert. Nur damit das Wirtspiel bleiben konnte, musste der Charakter dann wirklich Twate heißen. Würde ich heute vielleicht, vielleicht auch nicht, anders machen, war damals ein Experiment und deshalb genau richtig so wie es war. 

Poetry Slam hat meine Haltung zu Titeln und Überschriften verändert in kleinen Teilen. Denn wie dein Text heißt, ist dem Publikum egal. Auch deinen Kolleg*innen. Während meine Stücke oft nach den Personen benannt waren, auf denen sie basieren - Mahatma Gandhi, Paul Heymann, Keith Lee - hatten die Texte für andere ihre markanten Themen und Motive als Namen: Supermarkttext, Slam-Text, Übergewicht-Text. Die Titel von Texten sind für einen selbst. 

Bei Büchern ist es ein Spiel geworden. Es gibt einen eigenen jährlichen Preis für ungewöhnliche Buchtitel. Ein klarer Titel macht Bücher gut suchbar und findbar. Das gilt auch für Alben, für Filme und hört wieder auf wenn es von einer Geschichte mehrere Sachen gibt. "Ich mag Pokemon" betrifft soviele Medien, dass es schon reichlich Zusätze braucht, um klar zu haben worüber geredet wird.  

Ob der Titel einer Sache Teil der Kunst ist, liegt in der Entscheidung und Arbeit des*r Künstler*in. Gute Titel haben, ist vielleicht also eine Kunstform in sich. Gute Titel finden, ebenfalls. 

So. Fertig. Jetzt nur noch eine Überschrift finden. 

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