Der stille Gast

Ich weiß, dass ihn sonst keiner sehen kann. Wir stoßen an, jemand hinter dir denkt, dass ich ihn meinte. Tue ich nicht. Immer am Ende der Flasche schmeckt es, wie wenn du an einer Batterie leckst. Ich weiß, dass das dein Werk ist. Du bist okay damit keine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber du wirst nicht zulassen, dass ich dich vergesse. Und das tue ich auch nicht. Ich habe dich immer dabei. Wie die Gladiatoren, grüße ich dich in jedem Moment. Denn wie die Gladiatoren, gehöre ich schon zu dir. 

Ich lebe und das manchmal sogar gut und du lächelst mich an, sitzt neben mir auf dem Sofa und findest dich sehr witzig, wenn du mit bitterem schwarz mir Pointen einflüsterst. Dir selbst ist egal, ob ich dir zuhöre, ob ich etwas lerne, du wartest und du wirst gewinnen. Ich mag nicht spielen, aber Frieden mit dir haben. Dir ist egal ob ich etwas aus dir lerne, egal wie lange es noch dauert. Ich wünschte, du hättest mehr Charakter, mehr Haltung, so stoße ich mich nur an den knochigen Klischees die über dich bestehen. 

Bei der Kapuze gehe ich mit, aber ich sehe dich nicht als Skelett. In meinen Augen bist du immer eine Energie, die letzte die es braucht, eine Idee die wir alle gemeinsam haben. Wie ein dunkler Nebel. Schatten. Ein lichtbefreiter Raum. 

Du bist nicht traurig. Du machst nichts traurig. Das ist unsere Aufgabe nicht deine. Du machst uns frei, wo wir es nicht wollen. Ich denke oft an dich. Ganz ohne Sehnsucht und Vermissen. Aber weil ich dich sicher habe. 

"Memento Mori" sage ich und unsere Flaschen klinken aneinander. "Bis in 60 Jahren", sage ich und du lachst allwissend. 

Kommentare

  1. Anonym2.1.24

    Das ist ne interessante Sichtweise darauf. Nicht übermäßig ängstlich wie viele, nicht herbeisehnend wie manche... Einfach neutral, aber wissend, die Unvermeidbarkeit anerkennend und dadurch frei. 🩶🖤 Gefällt mir, die Vorstellung.

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    1. Da liegt viel Denken und Üben dran. Und ein bisschen spielt ein, was ich bei Ari Wallach gelernt habe, über Meditationen zu diesem Thema. Noch weiß ich da auch nicht so viel, aber ich finde viel Frieden in mir dazu. Da bin ich auch froh drum.

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