Meisterschaft

In den letzten Tagen denke ich viel über den Begriff der Meisterschaft nach. Das hat damit zu tun, dass ich die Netflix-Serie "blue eyed Samurai" angefangen habe zu schauen. Aber auch mit meinem Kochen. Mit meinem Schreiben. Mit Künstler*innen um mich herum, die ich anschaue und so krassev Fertigkeiten sehe und mich frage, ob ich solche Großartigkeit erreichen kann. 

Während der Meister ein Titel ist, den wir erreichen können, sagt vieles in mir, dass Meister*innen nie fertig sind. Ich selbst schaue auf mein Handwerk und denke oft, dass ich noch gar nicht so weit bin. Aber ich habe auch noch sehr viel Zeit. Aber dann sehe ich auch, wieviel ich schon geschrieben und geschaffen habe.

"Du musst tausend Küchenmesser schmieden, bevor du ein Schwert schmieden darfst", sagt eine Figur in der Serie und ich zeichne nebenher, weil mich die Stimmung der Serie inspiriert. Was ich zeichne ist gar nicht mal so gut, ich wäre gerne besser, ein Küchenmesser vielleicht. 

Ich denke darüber nach, dass ich viel faul war in meinem Leben. Mir fehlt der Bezug zur Perfektion. Zum saubersten Stil. Zur Formvollendung. Ich rede mich damit raus, dass ich gar nicht die Bildung dafür habe. Dass ich zu sehr Straßenstil mag und feier, der von Unsauberkeiten lebt. Früher war es etwas dreckig, eindeutig, unmissverständlich und absolut improvisiert mit dem was da war. 

Ich bin neidisch auf die fiktionalen Figuren der Serie. Eiserner Wille und eine Mission so unaufhaltsam, dass Jahre des Übens in Rückblenden fallen und sich dort so verkürzen, dass es gar nicht mehr wie viel Übung, sondern Glück und Talent aussieht. Ich mag Talent nicht, weil ich es so selten hatte in meinem Leben. 

Ich komme zu dem Schluss, dass ich kein Meister bin. Plötzlich bin ich irritiert, dass Menschen bei mir Rat und Impulse suchen für ihre Hindernisse in der Kunst. Ich bin kein Meister, aber sicher ein erfahrener Schüler, der etwas zu teilen hat. Ich bin aber kein Meister, weil ich nicht daran glaube fertig zu sein. Meisterschaft kommt, wenn du weiter machst. Das sehe ich. Es fühlt sich gut an, fast täglich etwas kunstvolles zu schreiben. Tausend Messer. Es ist gut, dass ich gar nicht nach Perfektion, sondern nach "für immer" strebe. Das alles für immer machen. Das erhöht die Chance massiv, irgendwann mal ein Meister zu werden. 

Kommentare

  1. Mella7.1.24

    Wenn ich darüber so nachdenke, ist es vielleicht auch nicht die Meisterschaft in deinen Kunstformen, die dich zum geschätzten Ansprechpartner macht. Sondern das "Weitermachen" und nicht aufgeben.

    Das kommt jetzt ungefragt und ist hoffentlich ok: Ich kann schon einiges sehen, worin ich dich nah an der Meisterschaft erlebe. Hoffnung, Geduld, Forschergeist (Fragen stellen), Ausdauer/Konstanz und Begeisterung für Kunst. Und wenn ich jemanden brauche, um eine Blockade zu überwinden, sind das spektakuläre Skills. :) Du hast dafür schon passende Werkzeuge parat und genau die möchte ich, wenn ich mir ein Team zusammenstelle.

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    1. Anonym8.1.24

      Ich glaube halt, dass "Weitermachen" ein ganz entscheidener Bestandteil von Meisterschaft ist. Weil meistern ist halt auch irgendwie ein Verb, eine Handlung. Und jeder Zustand von Meisterschaft zählt nur, wenn mensch beweist, dass etwas gelernt wurde.

      Die Sachen die ich da kann und tue in deiner Wahrnehmung, die darfst du natürlich anmerken. Ich bekomme ähnliches gerade von verschiedenen Stellen rückgefedert und bin sehr froh darum.

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