Q&A: Große Projekte klein machen

Neulich habe ich auf Instagram Leute gefragt zu welchen Themen sie gerne Artikel hätten. Bühnenkolleg*in Valo Christiansen hat gefragt, wie mensch Projekte angehen kann und sich dran trauen kann, die einem sehr groß erscheinen. Dies ist mein Versuch einer Antwort darauf: 

Künstler*innen schaffen meist mehr als ein Werk. Es ist eine Rarität, dass jemand nur ein Bild, ein Gedicht, ein irgendwas macht. Bei Models, bei Maler*innen, Fotograf*innen und anderen Menschen mit visuellen Medien entsteht über die Menge der geschaffenen Werke irgendwann ein Portfolio, quasi von alleine. Das Portfolio ist eine Sammlung von Arbeiten die Eckpunkte für den Stil der Kunst und die Reichweite geben. Nicht im Sinne der Beliebtheit im Netz, sondern im Sinne aller abgedeckten Stile. 

Ein Haufen einzelnen Schritte ergibt über die Zeit also eine große Sammlung. Auch wenn das Portfolio oder auch Repertoire für gewöhnlich nicht als großes Projekt gesehen werden, sind sie erstmal nicht so unähnlich. Viele Handlungen ergeben ein gesammeltes großes Ganzes. Wir sehen es da nur nicht so klar, weil wir im "mikro" arbeiten, der Nahaufnahme und dabei nicht das "makro" im Blick haben. Die Buchstaben hier sind digital und bestehen aus vielen Pixeln. Im "Makro" sehen wir nicht die Zahl der einzelnen Pixel, aber sehr wohl die Bedeutung zu der jeder Pixel beiträgt. Fehlen sie irgendwo, verändert sich der Buchstabe und damit der Sinn des Ganzen. 

Auch große Projekte sind portionierbar. Wer in alte Richtungen gleichzeitig los laufen will, den kann es zerreißen. Wenn wir aber uns die Mühe machen zu identifizieren, was es alles an einzelnen Handlungen braucht, können wir entscheiden in welche Richtung wir zu erst arbeiten. Denn "Ich möchte ein Buch veröffentlichen" ist ein großes Projekt, zu erkennen was es dafür alles braucht, bringt aber Klarheit. "Ich brauche Inhalt fürs Buch", "ich brauche einen Verlag", "ich brauche Lektorat", "ich brauche Marketing" macht es schon klarer und zeigt, nicht alle Aufgaben sind gleich. Und die Aufgaben lassen auch auch weiter verkleinern, in noch kleinere Schritte. Das machen wir so weit, wie es sich sinnvoll anfühlt. 

Wenn wir Schritte haben, können wir mit ihnen etwas rumspielen und zu verschieben um sie in Reihenfolge zu bringen. Wenn ich gutes Marketing habe, aber noch keine Seite Text fürs Buch, dann ergibt das wenig Sinn. Also brauche ich erstmal Text. So entsteht eine zeitliche Reihenfolge. Wann muss was passieren? Die Reihenfolge kann sich auch durch externe Fristen oder Deadlines ergeben. Denn wenn Freitag meine Email mit Anhang ankommen muss, dann muss ich sie vorher schreiben, vorher den Anhang produzieren und erst dann kann das raus. 

Ein andres Kriterium kann die Schwierigkeit sein. Was von den Schritten fällt mir leicht? Was schwer? Was fehlt mir, damit schweres leichter wird? Vielleicht mache ich erstmal alles was mir leicht fällt, wenn ich der richtige Typ dafür bin und nutze das Gefühl das Erfolges als Motor dafür mich an schwierigeres zu trauen. Oder ich fange mit etwas schwererem an, weil ich etwas lernen möchte und wenn es schief geht ich mich mit leichten Aufgaben danach abfangen kann. 
Auf dem Weg lässt sich auch unter Umständen herausfinden, was mensch gar nicht selbst oder alleine machen kann. Schwierigkeit kann auch bedeuten Hilfe zu brauchen. In der Kunst sogar ganz sicher. Niemand kriegt wirklich alles alleine hin. Es gibt immer noch weitere Beteiligte die zum eigenen Team gehören. Verleger*innen, Austeller*innen, Veranstalter*innen, in jeder Kunstform gibt es wichtige Personen, die mit einem in Richtung eines gemeinsamen Ziel gehen wollen. 

Wer mag, kann bestimmt noch Weitere Kriterien finden und anwenden. Ich glaube, solange es verkleinert und portioniert wird und mensch die Arbeit auch wirklich macht, dass es von ganz alleine zum Erfolg wird. Was immer wieder gepflegt wird, wird von alleine zum Projekt.  

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