Balance ist keine Stasis

Balance ist ja etwas, was inzwischen auf dem Jogurt stehen kann. Es ist ein kommerzielles Buzzword geworden, es ist so viel und in so vielen verschiedenen Kontexten als Lebensziel oder -Weisheit verwendet, dass es in meinen Augen schon fast eine Inflation erfährt. Da wird viel davon gesprochen, zum Beispiel die richtige "Work-Life-Balance" zu finden oder eben sein Leben in Balance zu bringen. Als wäre Balance ein Zustand.

Es wird wohl zu einem Running-Gag in meinem Blog, aber ich sehe Balance als Balancieren und damit als Handlung. Denn ihr könnt im Selbstversuch ganz schnell herausfinden, dass es bei Balance darum geht sich jeden Moment geistesgegenwärtig im Jetzt zu kalibrieren. Dafür müsst ihr euch einfach nur auf ein Bein stellen und versuchen das so lange wie möglich zu halten. Vielleicht auch noch zusätzlich auf die Zehenspitzen. Aber egal wie ihr es macht, irgendwann wird eine Ermüdung aufkommen oder eine Anspannung der Muskeln und wenn ihr die Position dann halten wollt, werdet ihr nachsteuern müssen. Und das ist der Stress am Balancieren: Das ist eine durchgängige Handlung. Und es gibt ganz viele Kleinteile die dabei hilfreich sein können. Manchmal reicht es, einen Finger ein bisschen anders zu halten, den Arm etwas höher zu nehmen und schon verschiebt sich der Schwerpunkt es geht nochmal einen Moment länger.

Wenn wir also unseren Tag, unsere Arbeit, unsere Gefühle und den ganzen anderen Kladeradatsch balancieren wollen, dann streben wir zwar nach einem Zustand des Gleichgewichts, aber wissen auch, dass der immer nur ein kurzes Blitzlicht sein kann. Denn das eigentlich balancieren ist die Übung darin uns und unsere Zeit und unseren Tag immer wieder neu zu überprüfen. Und da kann dann von mir aus auch mal ein Jogurt eine Rolle spielen.

Kommentare

  1. Mella21.3.24

    Danke auch an der Stelle noch mal für dieses Bild. Mir hat das vorgestern auch noch mal beim Nachjustieren geholfen, als ich von Ausgeglichenheit sprach und du ergänzt hast, dass das in dem Kontext nicht so realistisch ist und es eher um Balance als Handlung geht. Nicht um einen Zustand, den man irgendwann erreichen kann und der dann statisch bleibt. Inhaltlich lagen wir da gar nicht weit auseinander, aber dein Bild war (wie so häufig) treffsicherer. :)

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