Räume finden

Ich baue einen Teil meiner Möbel selbst. Das ist mal aus einer Mischung aus Geiz und Neugierde entstanden, dann ist es auch geblieben. Oft, wenn ich beim Arbeiten irgendwie unzufrieden und unkonzentriert bin, frage ich mich auch, ob mein Arbeitsplatz auch für mich gerade der richtige ist. Zeit ist ein ganz präsenter Faktor wenn es darum geht, dass wir arbeiten wollen oder auch vielleicht sogar nur als Hobby ein wenig kreativ sein wollen. Wann soll ich das noch machen? Mein Kalender ist schon so voll? Die Frage nach dem Raum läuft da heimlich mit, denn manchmal hätten wir die Zeit unsere Sachen zu machen eben dann, wenn wir auch schon einen passenden (vorbereiteten) Raum hätten.

Die Suche nach Raum kann ganz unterschiedlich sein. Wer tanzt oder ein Instrument spielt, denkt sehr schnell darüber nach dafür einen Raum außerhalb der eigenen Wohnung zu suchen. Gerade für Bands sind Proberäume eine Notwendigkeit. Selbst wenn dieser dann weiter weg liegt, dann ist es immer noch praktischer dort alles aufgebaut stehen lassen zu können, als immer wieder das ganze Material bewegen zu müssen. Oder eben das Zeitfenster zu finden wo mensch im Wohnhaus entspannt Schlagzeug üben kann.

Auch Maler*innen, Zeichner*innen und andere bildene Künstler*innen müssen sich mit dem Thema des Raumes auseinander setzen. Denn je nach Technik sind viele Werke eben auch nicht in einer Sitzung abgeschlossen. Da braucht es dann vielleicht einen Platz in einem Atelier, wo ebenfalls alles stehen bleiben kann wie es ist. Das kann natürlich in der Wohnung sein, braucht dann aber eigenen guten Raum, auch für das benötigte Material. Aber vieles außerhalb erfordert Geld und damit einen weiteren Faktor den Mensch in betracht ziehen muss.

Ein attraktiver Weg das zu lösen, sind Gemeinschaftsräume. Wo es die eifrig Büropferdchen immer mehr in Co-Working-Spaces zieht, gibt es eben auch Plätze in all diesen Räumen: Proberäumen, Ateliers. Je nach Ort und Lage können diese sehr öffentlich sein, oder eben auch für Mitglieder von bestimmten Gruppen und Kollektiven. Und leider, wenn mensch so etwas braucht, muss erst die Arbeit in der Gemeinschaft dazu gemacht werden, um dann etwas in der Region zu organisieren.

Als positive Beispiele, neben den üblichen Co-Working-Spaces und Cafes mit gutem WLAN, mag ich mal im Ruhrgebiet den OpenSpace benennen. Dabei handelt es sich um eine Multifunktionshalle, die für alle tänzersichen und Bewegungskünste frei steht. Dort gibt es auch Trainer*innen und immer mal wieder Kurse, aber die Räumlichkeiten stehen erstmal allen Interessierten zur Verfügung. Klarer Schwerpunkt: Die so genannten urbanen Bewegungskünste. Dabei geht es also um Streetdance, Parkour, aber auch sowas wie Akrobatisches Yoga oder andere Tanzformen. Aus dem Mangel heraus geboren und im Kampf für Anerkennung dieser "jüngeren Künste" wurde dieser Ort geschaffen. Das Gute wenn ihr dort hin geht - oder an vergleichbare Orte - Dass ihr zu den Besuchendenzahlen beitragt und damit die Nachfrage nachgewiesen werden kann. Denn leider steht die Finanzierung von vielen Kulturorten in Deutschland geknüpft an den Besuchenden.

Ein weiterer guter Ort ist das Unperfekthaus, ebenfalls im Ruhrpott. Dabei handelt sich es um eine Mischform, denn es ist sehr einfach, ähnlich den üblichen Cafes, dort mit seinem Laptop für einen Tag hin zu gehen und rumzuhängen und zu arbeiten. Wer allerdings Atelier-Räume, Proberäume, Fotoateliers, Werkstätten und vieles weiteres sucht - wirklich, die haben da alles mindestens genau ein mal, kann sich im Unperfekthaus auch für eine kleine Miete einbuchen und erwirbt damit das recht jeden Tag dort sein zu können ohne weitere Kosten. Der Clou: Die Räume sind geteilt, es gibt eigene Communities im Haus und auch Gäste können mal bei der Arbeit über die Schulter schauen. Das kann aber zu überraschenden Impulsen und Begegnungen führen.

Wer es gerne aktivistisch macht und auf fehlende Räume aufmerksam machen möchte, kann natürlich auch immer den öffentlichen Raum erobern. Am Ende gehört er ja eh auch euch, denn ihr seid ja Teil der Öffentlichkeit. Und so lange ihr niemandem damit schadet, könnt ihr auch dort eure Kunst machen. Viele heute auch schon besser akzeptierte Kunstformen haben sich auch ihren Platz erkämpft. Graffitti zum Beispiel. Wenn auch immer noch nur teilweise legalisiert.

Wenn ihr einen guten Kunstort irgendwo kennt, wo mensch arbeiten kann, dann werft ihn gerne in die Kommentare. So kann hier eine kleine Sammlung von guten Kunstorten und Ideen entstehen, wie Raum entstehen kann.

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