Ernte

Als ich angefangen habe jeden Tag einen Blogartikel zu schreiben, hatte ich an anderer Stelle auch schon jeden Tag versucht ein Gedicht zu schreiben, einige davon gepostet und geteilt in sozialen Medien. Ich habe das alles für mich gemacht, besonders dafür eine Praxis aus meiner Beschäftigung mit Inhalten und dem Schreiben zu machen. Eine Gewohnheit, aber eben auch in Übung zu bleiben. Alles hier schon mal erwähnt: Einen Streak schaffen, stack the days, wer Schreibt ist ein*e Schreiber*in und so weiter. Und dann habe ich angefangen die Beiträge zu teilen.

Eigentlich war ich gerade wegen frischer Elternschaft aber auch weiteren Gründen von meiner gewohnten Kunstform entfernt, der Perfomance von Spoken Word auf der Bühne. Aber als ich für ein Projekt von einem Jugendverband als Mitarbeiter angefragt werde, bekomme ich als Feedback, dass ich ja gerade unfassbar viel machen würde. In meiner Wahrnehmung saß ich viel zu hause, hab gelesen und geschrieben und so gut ich es kann mich um das Kind gekümmert. Ich habe auch reichlich Therapie gemacht, aber in meiner Wahrnehmung war das nicht mal zwingend "viel" was ich gemacht habe. Halt jeden Tag ein Beitrag. Aber da gab es jemanden in der Außenwahrnehmung, der jeden Tag etwas von mir gesehen hat, oder häufig genug um es anders zu bewerten.

Als mich in der Oper jemand fragt, wie das eigentlich zu stande gekommen ist, dass ich da jetzt mit an dem Projekt arbeite, gibt es zwei unterschiedliche Bögen. Der eine führt zurück bis an den Anfang meiner "Karriere" auf der Bühne. Die Person am Theater die mich angefragt hat, kannte mich schon, als ich noch ein netter Anfänger war. Aber mein Kontakt dort hat eben auch gesehen, dass ich jeden Tag etwas im Blog poste, dass ich immer nochmal was an Kunst anzubieten habe. Ich war nicht unsichtbar und nicht vorbei. Und als dann dort Ideen hochgeworfen wurden für Kooperationen, wurde auch ich angesprochen, weil ich im Gedächtnis war.

Der Profi-Wrestler Chris Jericho hat mal gesagt, dass wenn du so aussiehst als würdest du nichts mehr machen, die Leute denken, dass du aufgehört hast etwas zu machen. Die Sichtbarkeit ist eine nicht zu unterschätzende Kraft. Dabei geht es aber eben nicht darum, in einem Schlag von ganz vielen gesehen zu werden. Mensch kann auch von vielen gesehen werden, wenn mensch besonders häufig auftaucht. Chris Jericho hat in einer Phase in der er nicht gewrestlet hat immernoch seine Band weiter gemacht und eben auch angefangen einen Podcast aufzunehmen. Dieser hat sich mit Musik und Wrestling beschäftigt, seinen Beiden Kunstformen. Durch die Regelmäßigkeit der Inhalte war klar: Chris Jericho arbeitet jede Woche an Sachen. Und so kamen weiterhin Anfragen in seine Richtung, weil er nicht verfallen ist.

Wenn ich aktuell auf meine Gelegenheiten schaue, die ich bekomme, dann sind diese oft auch die Früchte von Aktivitäten, die ich vor langem angefangen habe. Sachen, die ich ausgesäht habe, wir auch zum Beispiel dieser Blog und wenn ich sie pflege, sie eben zu Ergebnissen führen die ich erkennen kann. Manchmal frage ich nach, wie Leute auf mich gekommen sind, manchmal liegt es an den Blogartikeln die ich poste, manchmal an dem Slam den wir in Essen seit vielen Jahren veranstalten. Oft liegt es an etwas, was ich schon lang und beständig anbiete.

Die Geduld zu haben, die Projekte und Kunstwerke zu stapeln, das lohnt sich. Denn irgendwann, da bilden diese Stapel eine ganze Skyline, die nicht zu übersehen und nicht zu leugnen ist. Dafür muss mensch nicht zwingend täglich etwas tun. Aber sich in Regelmäßigkeit vornehmen etwas zu tun und es auch zu zeigen, dass wird eben zu Ergebnissen und Wirkung führen. Etwas aussähen, etwas Pflege und es wird schon etwas passieren.

Kommentare

  1. Anonym28.3.24

    Richtig stark. Gut gemacht. Und da kann ich mir echt ne Scheibe von abschneiden, was Kontinuität angeht.

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    1. Kontinuität ist das Ergebnis denke ich. Das Wort bedeutet ja schon auch "Fortsetzung". Dafür braucht es erst ein Anfangen. Und wer immer wieder anfängt, setzt auch was fort.

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