Performance-Übungen

Foto: Ben Mischke
Gestern ging es um Performance als Begriff, heute schauen wir mal eben auch drauf, wie mensch sich da verbessern kann. Übungen gibt es unzählige, was grundsätzlich daran liegt, dass es eben soviele darstellende Künste gibt. Für uns kann alles eine Quelle sein, wo es darum geht einen Inhalt mit Leben zu füllen. Das beinhaltet Schauspiel für Theater, Musical, Film und Fernsehen. Das beinhaltet Improvisationstheater bzw. Theatersport. Das beinhaltet aber auch Speaker, Spoken Word Artist, Comedians, Musiker*innen, Wrestler*innen und alle die auf irgend eine Form von Bühne gehen. Und da ist auch schon die Sache die wir tun können:

Sich Sachen anschauen

Es ist so banal und doch bekomme ich immer wieder mit, dass es Leute gibt, die es nicht machen. Die sich nichts mehr anschauen, weil sie sich ja lieber mit ihrer eigenen Performance beschäftigen wollen. Aber nichts existiert in einem Vakuum und wenn wir uns andere anschauen, können wir recht schnell erkennen, was wir wollen, weil wir vielleicht Sachen sehen, die wir nicht machen würden, die wir uns nicht trauen, die wie aber können wollen, die wir schon können, die wir nicht brauchen, die wir nicht verstehen, die uns aber interessieren und wenn wir genau aufpassen, dann sehen wir Werkzeuge, Eigenarten und Handlungen. Daraus lassen sich dann Lernziele für uns selbst ableiten.

Sich aufzeichnen
Wenn wir uns gerade eh schon dran gewöhnen uns Aufritte anzuschauen, dann können wir das auch bei unseren eigenen Auftritten tun. Da wir während der Fahrt nur ganz schlecht uns von Außen erleben können, weil wir gerade in unserem Innen so viel zu tun haben, kann es super hilfreich sein sich Auftritte aufzunehmen und nochmal anzuschauen. Dann können wir kleine Angewohnheiten oder Ungenauigkeiten entdecken. Oder aber wir sehen eine Bewegung die wir unterbewusst gemacht haben, die aber sehr gut unterstützt was wir das gerade mit unserer Performance machen wollen. Also machen wir uns Notizen und uns die Bewegung bewusst. Vielleicht können wir sie ja an anderer Stelle nochmal gebrauchen. Und das tolle am Aufzeichnen ist, das wir damit etwas anderes normalisieren können:

Proben

Es ist so albern das erwähnen zu müssen und auch da bin ich gleichzeitig von einigen Leuten überrascht. Denn während Musiker*innen in den Proberaum gehen und Schauspieler*innen ebenfalls Proben haben, kenne ich einen Berg von Spoken Word Artists, die ihre Texte kein einziges Mal sprechen bevor sie auf die Bühne gehen. Da wird das Ding geschrieben und ja, vielleicht ist es ganz gut, aber trotzdem passen das Gedachte Geschriebene und das Gespielte noch nicht zusammen. Und da braucht es eben Proben. Besonders wenn ich etwas technisch aufwändigeres vor habe, sollte ich meine Zeit auch nutzen, um mein Muskelgedächtnis zu schulen. Und ja, das gibt es eben nicht nur für Sportler*innen, die auch regelmäßig zum Training müssen, sondern eben auch für uns darstellende Künstler*innen. Eine der wichtigsten Sachen beim Proben kann dabei vorallem das "Entlernen" sein. Denn weil viele Spoken Word und Vorlesen oder Erzählen miteinander verwechseln, kommen manchmal schlechte Angewohnheiten aus dem Alltag mit rüber in unsere - ja hoffentlich zunehmend professionalisierte - Bühnenpersönlichkeit.

Zeitungs-Emotionen

Eine Sache die wir beim Vortragen von Spoken Word oft wollen, ist in unserer Performance auch Gefühle transportieren. Dafür müssen wir uns mit der Darstellung diverser Gefühle auskennen. Allerdings kann uns dabei unser eigener Text dabei im Weg sein, weil wir nicht nur Gefühle mit ihm darstellen wollen und vielleicht bewirken wollen, sondern auch eigene Gefühle zu unserem Werk haben. Und die machen dann das eigene Werk zu einer schlechten Grundlage um zu üben. Außerdem, weil wir ja einen Skill erwerben wollen, ist es gut wenn wir nicht nur unseren, sondern jeden Text zu einem lebendigen Bühnenstück machen können. Und da kommt diese Übung zum Einsatz:

Du kannst es alleine und mit mehreren machen. Du brauchst eine Zeitung oder ein anderes Werk in dem Texte sind, die dir egal sind. Außerdem machst du dir eine Sammlung kleiner Zettel mit Emotionen und Gefühlen und Zuständen. Falls du die Übung alleine machst, kannst du überlegen dich aufzuzeichnen. Wir suchen uns einen Artikel raus, ziehen eine Emotion zufällig aus unserer Sammlung und performen dann den Text in dieser Emotion. Sollten wir mit mehreren sein, können wir ein Spiel daraus machen. Wir sagen nicht vorher welche Emotion wir gezogen haben und die anderen sollen an hand der Performance raten was es ist. Wenn sie daneben liegen können wir fragen wie sie darauf gekommen sind und bekommen so wichtige Informationen darüber, wie unser Spiel wahrgenommen wird und welche Handlungen vielleicht noch klarer machen könnten, wie wir eine Emotion spielen können.

Imitieren
Im Zeitalter von Internetinhalten die als "Duette" und "Voiceover" die Ton und Video-Spuren von anderen verwenden, sind wir vielleicht Imitation etwas zu sehr gewohnt, aber eben nicht geübt. Was vergessen wird, dass in Imitation auch das Beobachten und Verstehen von Charakteren und Personen liegt. Wenn wir andere imitieren, bekommen wir zu unseren eigenen Arten und Weisen eben auch die von anderen Personen. Da Imitation aber auch offensiv gesehen werden kann, als ein sich darüber lustig machen, sollten wir uns keine Beispiele aus der Öffentlichkeit suchen. Unbeteiligte ohne Erlaubnis für Experimente zu suchen ist eh nicht so zu empfehlen. Aber was hält uns davon ab, Figuren aus Serien und Filmen nach zu machen? Zu versuchen ihre Stimmlage zu treffen, ihre Bewegungen, ihre Angewohnheiten zu erkennen? Auch dabei bekommen wir ein Gefühl dafür, womit wir uns wohl fühlen, was uns für uns selbst fremd ist, oder was wir interessant finden. Und wieso dann nicht moderne Technik nutzen und wirklich mit einer Duettfunktion einer App zu vergleichen wie wir uns neben dem Original so machen?

Dieser Beitrag darf eine Sammlung sein. Wenn ihr eine Übung kennt und teilen wollt, werft sie gerne mit in die Kommentare.

Kommentare

  1. Anonym1.3.24

    Videofeedback, beste. Schonungslos ehrlich und hilfreich, wenn man sich drauf einlässt.

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