Podcastempfehlung: Cal Newport bei Rich Roll

Produktivität ist ein sehr geladenes Wort. Im deutschsprachigen Raum in meiner Warhnehmung auch eng verknüpft mit dem Wort der Effektivität. Es ist ein Wort der Arbeitswelt, aber auch ein Druck der aus der Gesellschaft auf uns wirkt. Wer nicht arbeitet bzw. einen Beruf ausübt, erfährt einen Schaden am eigenen Ruf. Wir verwenden als Gesellschaft und aus der Politik kommend Zwang um Menschen wieder in die Arbeit zu bekommen ungeachtet ihrer Möglichkeiten und Lage. Wenn Kitas schließen müssen, dann "verlieren wir einen Tag Arbeit", weil unser Kind jetzt nicht mehr betreut ist und wir uns selbst darum kümmern müssen.

Als Arbeiter*innen-Kind das selbst aber gar nicht körperlich erschöpfend arbeitet, habe ich irgendwann aus einem Artikel gelernt, dass es da einen Bruch in Familien geben kann. Ein Artikel in der Psychologie Heute beschreibt, dass wir immer gesehen haben, wir unsere Eltern hart arbeiten und sich ermüden und wenn wir dann aus der Uni kommen und eine andere Art der Erschöpfung erfahren haben und anders gearbeitet haben, dann sagt eine zweifelnde Stimme in uns, dass wir nicht gearbeitet haben, weil es nicht aussieht, wie bei unseren Eltern wenn die zurück gekommen sind.

Einige dieser angerissenen Gedanken sind ein Zeichen dafür, dass wir unterschiedlich stark nicht passende Werte für Produktivität ansetzen. Wir wissen nicht gut, wann wir produktiv sind und wir schützen unsere Produktivität auch nicht mehr ausreichend, wenn sie dann da ist. War ich produktiv, wenn ich heute am Ende des Tages keine Emails mehr im Postfach offen habe, oder hat mich das von meiner eigentlichen Arbeit abgehalten?

Cal Newport und Rich Roll besprechen Produktivität, die Vorzüge eines langsamen Arbeitens und Strategien um sich und seine Haltung zur Arbeit zu entwickeln und zu schützen. Außerdem gehen sie auf die Herausforderungen ein, die der Wandel mitbringt, dass immer mehr Menschen mit Berufe und Berufungen haben, die sie mit ihrem Geist und nicht mit ihrem Körper arbeiten lassen. Ein Gespräch, dass auch für Künstler*innen sehr wichtig und wertvoll sein kann:



Denn gerade als Künstler*in sind die Kriterien für Produktivtät schwammig. Das trifft vielleicht Hobby-Künstler*innen weniger als die, die anstreben mit ihrer Kunst auch Geld zu verdienen. Aber da kommen schon Fragen auf, ob ich eben jetzt heute einen guten Arbeitstag hatte, weil ich meine Emails und Steuer gemacht habe, aber das ja eben nicht meine Kunstform ist, wenn ich male, singe, tanze, schreibe, spiele, auftrete. Wann war ich also produktiv und wie kann ich mit meinem Arbeiten eine Zufriedenheit finden, statt dem allgegenwärtigen Burnout, der einigen Statistiken zu folge ein großes Problem für Individueen und auch gesellschaftlich ist.

In dieser Folge lagen sehr viele spannende Impulse, Cal Newport hat wohl auch ein oder mehrere Bücher zu dem Themenkomplex geschrieben, aber weder über ihn und seine Bücher kann ich gerade all zu viel sagen. Ich habe für den Moment beschlossen ihn nicht all zu intensiv zu recherchieren, weil ich deutlich interessanter fand was er sagt, als wer er ist. Die Inhalte die er aber mitgebracht hat in das Gespräch und auch einige Formulierungen fand ich sehr hilfreich und anregend um über eigene Arbeitsweisen nachzudenken.

Da ich ja auf Spotify eine Sammlung bzw. Playlist mit Podcasts die ich spanennd und hilfreich fand erstellt habe, ist diese Folge auch dort in "The Learning Curve" hinzugefügt worden. Ich werde nicht jede Folge die ich ergänze hier auch besprechen, wenn ihr also neugierig seid oder immer mal wieder Impulse sucht, könnt ihr euch diese von mir kuratierte Playlist dort speichern.


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