Buchbesprechung: "Don't believe everything you think" - Joseph Nguyen

Irgendwie ist es komisch mit diesem Buch. Empfohlen und erwähnt wurde es von einem Haufen Leuten die ich in Podcasts gehört habe, auch andere Bücher die ich gelesen habe beziehen sich darauf. Und doch denke ich dann zwischendurch, dass ich wünschte, dass Joseph Nguyen vielleicht ein paar der Bücher und Inhalte die ich gelesen habe auch mal liest. Weil ich glaube, dass es ihm, vielleicht auch seiner Sprache und Ansprache gut tun würde.

Denn als er in seinem Vorwort sagt, dass dieses Buch definitiv das Leben der Leser*innen verändern wird, dann kann ich mich zwar für die Selbstsicherheit aus der Distanz für jemand mir fremden freuen, finde es aber auch anmaßend und übergriffig. Vielleicht will Joseph Nguyen ja auch herausfordernd sein von Anfang an. Diese Chance sehe ich und muss dann leider sagen, dass ihm das auch direkt gelingt.

In jedem Fall ist sein Buch schon viele und weite Wege gegangen, zum Beispiel in Form von Verkaufszahlen, aber der übersetzte Titel des Buches ist zum Beispiel auch als Zitat dem deutschen Comedian/Kaberattisten Kurt Krömer zugeordnet, da dieser das Buch und die Inhalte in einem Podcastinterview erwähnt hat. Im geliebten "neudeutschen" würde mensch vielleicht sagen, dass das Buch ganz schön gehypet wurde. Von Hype will ich mich nicht anstecken lassen denke ich und habe dann das Buch gekauft um zu gucken was dran ist.

Die kurze Lektüre bearbeitet die Fragen, wo menschliches Leid bei uns individuell herkommt und was wir damit oder vorallem da gegen tun können. Nguyen nutzt dabei das Wissen seiner Mentor*innen und arbeitet auf, was seiner und deren Meinung nach der Unterschied zwischen "Gedanken" und "Denken" ist. Und bei zweiterem ist er sich sehr sicher, dass es die Basis des Leids in uns ist. Das klingt auch erstmal herausfordern für mich. Denn wenn ich mir das Wort "Denken" anschaue und was ich damit verbinde, komme ich eigentlich zu dem Schluss, dass ich Denken super finde.

Über den Verlauf des Buches, fange ich an selbst zu hinterfragen, wann ich eigentlich "Denken" und wann ich "Gedanken" meine. Was mir erst recht offensichtlich erschien, ist nämlich mit jedem der kurzen Kapitel des Buches ein wenig weiter aufgeweicht worden. Und auch wenn sich Nguyen an vielen Stellen auch einfach wiederholt oder selbst zitiert, ist das gar nicht mal so schlecht, weil der Kontakt der immer gleichen Ideen mit anderen Kontexten auch erlaubt beim Lesen besser selbst abzuwegen, was Nguyens Überzeugungen für einen selbst und das Selbst bedeuten.

Trotzdem bleibt sein Buch für mich etwas blass zurück. Aber weil ich es im Vergleich zu den Inhalten und Methoden sehe, die ich im letzten Jahr schon lernen durfte. Und da wirkt es dann so, als hätte ich in der Mitte des Videospiels jetzt auch das Tutorial gefunden. Und das ist gut. Denn manchmal, wenn wir die Grundlagen nicht gut auf dem Schirm haben, üben und erlernen wir Sachen auf eine falsche Art. Und da ist es eben dann gut zurück zu können und nochmal nach zu lesen. Denn ich glaube, ich war nicht die Zielgruppe für sein Buch. Leicht verständlich geschrieben, in großen Teilen in einfacher Sprache - im Englischen - ist es der perfekte Einstieg für Menschen, die ihr Mindset verändern wollen.

Ja, Mindset, dieses Wort was die Turbo-Selbstoptimierer auf der einen Seite kaputt gemacht haben und dann danach die Hobby-Komiker*innen im Internet. Aber eine Geisteshaltung, wie ich es übersetzen würde, aktiv zu gestalten ist gar keine so schlechte und schlimme Sache, wie manche da glauben. Und wenn auch ich Nguyen nicht zustimmen kann, dass das Denken die Quelle allen Leids ist, weil er Trauma und psychische Erkrankungen zum Beispiel im ganzen Buch nicht erwähnt, glaube ich trotzdem, dass es sich um einen guten Anfangspunkt für die eigene Reise Handeln kann, wenn mensch gerne andere Denkschemata hätte und vielleicht einen neuen angenehmeren Blick auf die Welt. Dafür macht der Autor nämlich durchaus ein paar Angebote. Danke dem Verzeichnis mit allen Erkenntnissen aus dem Buch am Ende des Buches, ist es auch leicht aus den Ideen umsetzbare Handlungen zu machen. Denn auch dafür macht er Angebote.

Wer also mal sein Denken bedenken möchte, dem mag ich das Buch empfehlen. Wer mit sich und seinem Denken schon arbeitet, wird vielleicht etwas hungrig aus dieser Lektüre raus gehen.

Kommentare

Vielleicht auch spannend: