ein melancholisches bittersüsses Beispiel
CN Leben und Tod
Vielleicht habe ich mich nicht getraut es zu posten. Vielleicht, weil man mir mal gesagt hat, dass man nicht über seinen eigenen Tod spricht. Leider habe ich diese schädliche Aussage irgendwann als Regel übernommen. Und dabei hatte ich das Bedürfnis darüber zu sprechen. Zum einen, weil auch ich in meiner Jugend schon Verluste erfahren habe und damit Umgang lernen wollte. Zum anderen, weil ich da eine Faszination hatte. Eine Faszination, die für manche Menschen die sich selbst ungern mit der Vergänglichkeit von allem beschäftigen, von einer Sehnsucht schwer zu unterscheiden war. Heute sagt man, dass man es nicht "jinxen" soll. Also dass etwas schlechtes passiert, weil man darüber redet. Wie ein fehlgeleiteter Wunsch. Aber ich hatte keine Sehnsucht dafür. Ich habe Neugierde. Und inzwischen finde ich es sehr gesund und wichtig über den Tod nach zu denken. Über die Vergänglichkeit.
Da ist viel Energie. Viel Motivation. Da ist die größte Ambiguität die wir erlernen und erleben dürfen. Denn während unsere Zeit immer von alleine und ohne unser zutun nachkommt, wissen wir trotzdem, dass sie begrenzt ist und irgendwann vorbei sein wird. Aber wir wissen nicht wann. Und die Angst sieht sich darin bestätigt, unser Ego, mit der klaren Mission uns am Leben zu halten, fängt dann an aktiv zu werden. Und das Selbst, oder meines zumindest, findet darin Befreiung. Denn wenn ich nicht weißt wann es endet, dann ist jeder Moment im jetzt wertvoll. Was nicht bedeutet, dass ich richtig viel machen muss, dass ich viel schaffen muss, dass ich den Diem hart carpen muss oder mich sonst wie optimieren. Aber ich darf mein Erleben öffnen und sagen: Egal was jetzt ist, das wird nie wieder sein. Und wenn es sich gut angefühlt hat, dann bin ich dafür dankbar und wenn es schlecht war, dann habe ich die Sicherheit, dass es vorbei sein wird.
Was ich sagen wollte, was ich mich nicht getraut habe zu posten, das ist das Lied von dem ich sicher weiß, dass ich möchte, dass es auf meiner Beerdingung gespielt wird. Es ist einer der besten Texte, eines der schönsten Lieder die ich kenne, aber es war zu nah an meinem Herzen, um es hier in meiner Reihe über gute Texte zu teilen. Aber es verbindet sich mit vielem Schmerz, den ich in meinem Leben erleben durfte. Es ist zufällig in meinem Leben aufgetaucht und ich weine dazu sehr gerne unter der Dusche und wünsche mir es irgendwann (lebens-)trunken mit Freund*innen irgendwo hin zu gröhlen:
Dieses Lied berührt mich sehr. Vor ein paar Tagen habe ich in mein Notizbuch geschrieben: "Traumata sind Anker die versuchen uns in einer Vergangenheit fest zu halten, in die wir nicht mehr gehören." Und ich höre dieses Lied und bin froh zu wissen, wie viele dieser Anker ich loslassen konnte. Besonders in den letzten Jahren. Schmerzhaft, aber jetzt darf ich in all dem Loslassen und Trennung und auch damit einhergehend Trauer, darf ich auch die Befreiung durch das Vergängliche sehen.
Ich freue mich nicht auf den Tod. Aber ich habe auch keine Angst. Mein jugendliches Ich hat das auch schon empfunden, aber als mein erwachsenes Ich und mein innerer Kritiker genug von anderen dazu getreten wurden, habe ich gedacht mein jugendliches Ich wäre einfach nur dumm, wollte etwas beweisen und sich krasser finden als es ist. Letzteres stimmt vermutlich trotzdem, aber die fehlende Angst vor dem Tod, das war etwas anderes. Ich wusste, dass ich keinen Frieden in mir finde, wenn ich Angst habe. Und ich strebe nach Frieden. Im Leben.
Ich finde es immer noch schwer mit Menschen über den Tod zu sprechen. Dabei ist es so wichtig, weil es uns erlaubt für das Gute zu stehen. Denn viele Überzeugungen die unserer Gesellschaft, Gemeinschaft und Menschlichtkeit schaden, beten heimlich den Tod an. So formuliert es bell hooks. Wir beten den Tod an. Aber wir reden nicht über ihn. Aber wir haben eben Überzeugungen, die in Kauf nehmen, dass andere Verletzt werden oder im schlimmsten Fall sterben. Wer sich den Tod in allem bewusst macht, der fängt an das Leben besser kultivieren zu können. So ist es meine Erfahrung in den letzten Jahren. Und da war viel Leben zu suchen, zu schützen und zu kultivieren.
Ich schreibe das hier so runter, recht spontan, vielleicht auch nur für mich. Vielleicht für diesen anonymen Geheimclub von Leser*innen die auch hier landen, wenn ich den Artikel nicht auf Social Media teile. Vielleicht für Menschen die nach mir kommen, wenn ich nicht mehr bin. Familie. Freund*innen. Schüler*innen. Kolleg*innen. Irgendjemand der versehentlich hier landet. Das Leben ist eine wundersame Sache. Ich hoffe ihr könnt dem Frieden in eurem folgen.
Irgendwie so. Achja. Alles Gute zu meinem Geburtstag.
Vielleicht habe ich mich nicht getraut es zu posten. Vielleicht, weil man mir mal gesagt hat, dass man nicht über seinen eigenen Tod spricht. Leider habe ich diese schädliche Aussage irgendwann als Regel übernommen. Und dabei hatte ich das Bedürfnis darüber zu sprechen. Zum einen, weil auch ich in meiner Jugend schon Verluste erfahren habe und damit Umgang lernen wollte. Zum anderen, weil ich da eine Faszination hatte. Eine Faszination, die für manche Menschen die sich selbst ungern mit der Vergänglichkeit von allem beschäftigen, von einer Sehnsucht schwer zu unterscheiden war. Heute sagt man, dass man es nicht "jinxen" soll. Also dass etwas schlechtes passiert, weil man darüber redet. Wie ein fehlgeleiteter Wunsch. Aber ich hatte keine Sehnsucht dafür. Ich habe Neugierde. Und inzwischen finde ich es sehr gesund und wichtig über den Tod nach zu denken. Über die Vergänglichkeit.
Da ist viel Energie. Viel Motivation. Da ist die größte Ambiguität die wir erlernen und erleben dürfen. Denn während unsere Zeit immer von alleine und ohne unser zutun nachkommt, wissen wir trotzdem, dass sie begrenzt ist und irgendwann vorbei sein wird. Aber wir wissen nicht wann. Und die Angst sieht sich darin bestätigt, unser Ego, mit der klaren Mission uns am Leben zu halten, fängt dann an aktiv zu werden. Und das Selbst, oder meines zumindest, findet darin Befreiung. Denn wenn ich nicht weißt wann es endet, dann ist jeder Moment im jetzt wertvoll. Was nicht bedeutet, dass ich richtig viel machen muss, dass ich viel schaffen muss, dass ich den Diem hart carpen muss oder mich sonst wie optimieren. Aber ich darf mein Erleben öffnen und sagen: Egal was jetzt ist, das wird nie wieder sein. Und wenn es sich gut angefühlt hat, dann bin ich dafür dankbar und wenn es schlecht war, dann habe ich die Sicherheit, dass es vorbei sein wird.
Was ich sagen wollte, was ich mich nicht getraut habe zu posten, das ist das Lied von dem ich sicher weiß, dass ich möchte, dass es auf meiner Beerdingung gespielt wird. Es ist einer der besten Texte, eines der schönsten Lieder die ich kenne, aber es war zu nah an meinem Herzen, um es hier in meiner Reihe über gute Texte zu teilen. Aber es verbindet sich mit vielem Schmerz, den ich in meinem Leben erleben durfte. Es ist zufällig in meinem Leben aufgetaucht und ich weine dazu sehr gerne unter der Dusche und wünsche mir es irgendwann (lebens-)trunken mit Freund*innen irgendwo hin zu gröhlen:
Dieses Lied berührt mich sehr. Vor ein paar Tagen habe ich in mein Notizbuch geschrieben: "Traumata sind Anker die versuchen uns in einer Vergangenheit fest zu halten, in die wir nicht mehr gehören." Und ich höre dieses Lied und bin froh zu wissen, wie viele dieser Anker ich loslassen konnte. Besonders in den letzten Jahren. Schmerzhaft, aber jetzt darf ich in all dem Loslassen und Trennung und auch damit einhergehend Trauer, darf ich auch die Befreiung durch das Vergängliche sehen.
Ich freue mich nicht auf den Tod. Aber ich habe auch keine Angst. Mein jugendliches Ich hat das auch schon empfunden, aber als mein erwachsenes Ich und mein innerer Kritiker genug von anderen dazu getreten wurden, habe ich gedacht mein jugendliches Ich wäre einfach nur dumm, wollte etwas beweisen und sich krasser finden als es ist. Letzteres stimmt vermutlich trotzdem, aber die fehlende Angst vor dem Tod, das war etwas anderes. Ich wusste, dass ich keinen Frieden in mir finde, wenn ich Angst habe. Und ich strebe nach Frieden. Im Leben.
Ich finde es immer noch schwer mit Menschen über den Tod zu sprechen. Dabei ist es so wichtig, weil es uns erlaubt für das Gute zu stehen. Denn viele Überzeugungen die unserer Gesellschaft, Gemeinschaft und Menschlichtkeit schaden, beten heimlich den Tod an. So formuliert es bell hooks. Wir beten den Tod an. Aber wir reden nicht über ihn. Aber wir haben eben Überzeugungen, die in Kauf nehmen, dass andere Verletzt werden oder im schlimmsten Fall sterben. Wer sich den Tod in allem bewusst macht, der fängt an das Leben besser kultivieren zu können. So ist es meine Erfahrung in den letzten Jahren. Und da war viel Leben zu suchen, zu schützen und zu kultivieren.
Ich schreibe das hier so runter, recht spontan, vielleicht auch nur für mich. Vielleicht für diesen anonymen Geheimclub von Leser*innen die auch hier landen, wenn ich den Artikel nicht auf Social Media teile. Vielleicht für Menschen die nach mir kommen, wenn ich nicht mehr bin. Familie. Freund*innen. Schüler*innen. Kolleg*innen. Irgendjemand der versehentlich hier landet. Das Leben ist eine wundersame Sache. Ich hoffe ihr könnt dem Frieden in eurem folgen.
Irgendwie so. Achja. Alles Gute zu meinem Geburtstag.
Was für ein optimistischer Text, obwohl Tod so zentral darin vorkommt. Ich denke auch, wir sollten darüber öfter reden, auch wenn es natürlich bei mir grade eine Kloß im Hals auslöst. Darüber nachzudenken, welche Songs auf deiner Beerdigung gespielt werden könnten, bedrückt ein bisschen. Aber gleichzeitig lächle ich beim Gedanken daran, dass es ua dieser Song sein würde. Als ich ihn zum ersten Mal gehört habe, hab ich heftig geweint und an dich gedacht. Ich kann den nicht hören, ohne dass du irgendwie gefühlt mit im Raum bist. Daher find ich es wirklich stark, dass du ihn grade auch hier teilst. Keine Ahnung, wer diese Zeilen und den Song hier finden wird. Aber ich hoffe, dass es etwas berührt. Alles Liebe (und Leben) zum Geburtstag. ☀️ Und Danke für's Beispiel sein. (ob gut und/oder schlecht müssen andere beurteilen.)
AntwortenLöschenDa ist genau der Punkt. Warum sollte es kein optimistischer Text sein? Der Tod, das Sterben, das ist nur etwas negatives, weil es so geframet wurde und so viel in Gesprächen mit Angst gearbeitet, aber nichts mit ihr gemacht wird. Technisch gesehen, sterben wir kontinuierlich. Unsere Zellen sterben und erneuern sich laufend. Nach einiger Zeit bestehen wir schon nicht mehr aus dem selben Körper wie vorher. Der Tod ist immer präsent. Und genau dadurch aus das Leben. Ich mag für beides lieben können.
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